Corona-Virus und seine Auswirkungen

  • Auch die Regelungen bezüglich der Gastronomie kann ich mittlerweile sehr gut nachvollziehen. Für mich ist das Essen Innen, mit einer Vielzahl fremder Leute, im Winter, ohne Maske, unabhängig der Abstandsregeln, ein potenzieller Speader, selbst wenn in dem Maße kontrolliert werden sollte, dass Benjamin Blümchen, Peter Pan und Pumuckl die Lokalität nur von außen zieren oder bestaunen können. Auch ist es von meiner Warte kaum vorstellbar, dass jede Lokalität ein den Anforderungen entsprechendes Lüftungssystem installiert hat.

    Ansonsten vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht und Dir und deiner Familie alles Gute!

    pizza4ever: Ich kann dein Geschriebenes überwiegend nachvollziehen. Ungewissheit ist mein persönlicher Erzfein und dementsprechend meine ich sehr gut nachvollziehen zu können, dass die Situation äußerst unbefriedigend ist und sehr belastet, da teilweise gar (beruflich gesehen) existenzieller Natur. Nur wüsste ich nicht, auf welcher Grundlage man eine Perspektive bieten könnte. Ein Winter mit dem Coronavirus ist Neuland für uns, folglich man kann unmöglich sagen, wie die Lage in ein, zwei Monaten sein wird, auch und primär da an der Umsetzung der Maßnahmen 80 Millionen Individuen beteiligt sind und deren Verhalten maßgeblich für den Erfolg der Bekämpfung des Virus ist. Deshalb sehe ich es so, dass man viele der Fragen nicht seriös beantworten kann, ohne dass man Gefahr läuft, sich extrem unglaubwürdig zu machen, und das wäre aus meiner Sicht das fatalste Szenario.

    villain: Mir der Kulturbranche wurde schäbig umgegangen, das sehe ich tatsächlich auch so. Ansonsten ist es für mich gegeben, dass man sich ohne Maßnahmen steil Richtung Triage bewegt, da Krankenhäuser (siehe Nachbarländer) an ihre Kapazitätsgrenzen kommen, und damit meine ich nicht mal primär die Betten, sondern das Personal. Es gibt Notfallpläne für solche Szenarien, inwiefern die dann reibungslos umgesetzt werden und damit das Leben vieler retten könnten, das mag ich nicht beurteilen, weder heute, noch in mehren Wochen.

  • Harvey Specter das ist alles richtig - ein Winter mit einer Pandemie ist neu. Aber es ist nun nicht so, dass man sich nicht hätte vorbereiten können. Mit dem Lockdown im Frühjahr hat man in meinen Augen vor allem eines gemacht: Man hat sich Zeit erkauft. Nun ist die Frage, wie hat man die genutzt? Ich weiß: Es kommt gleich „was hätte man denn machen sollen?“ Ein Beispiel: darüber nachdenken, ob nationale Alleingänge bei einer globalen Pandemie überhaupt irgendeine Chance auf Erfolg haben oder nicht - wie ich denke - schon im Ansatz her Flickwerk bleiben müssen. Sprich hätte man sich nicht zumindest auf europäischer Ebene einmal zusammensetzen müssen und für den Fall der Fälle über einen europäischen Lockdown mit Schließung der Auslandsgrenzen nachdenken müssen? Oh, mir ist bewusst, welchen wirtschaftlichen Schaden das nach sich ziehen würde. Doch beständig temporäre Lockdowns werden langfristig den gleichen Schaden hervorrufen (vielleicht sogar noch mehr). Das ist wohlgemerkt nur ein Beispiel - ich bin keine Virologe oder Pandemie-Experte. Deshalb befolge ich auch die Auflagen ohne murren, da ich mir nicht anmaße, schlauer zu sein als die, die sich auskennen. Dennoch bezweifle ich die langfristige Sinnhaftigkeit der Maßnahmen, ohne deren kurzfristige Notwendigkeit in Frage zu stellen.

  • Das Problem sehe ich eher darin, dass wir mittlerweile alle wirtschaftliche Belange voranstellen.

    Man darf die wirtschaftlichen Belange aber auch nicht unberücksichtigt lassen, und das tun die politischen Entscheidungsträger ja auch gar nicht. Der Knackpunkt liegt vielmehr darin, dass diejenigen, die jetzt „die Wirtschaft“ als Argument gegen die Maßnahmen anführen, die „Wirtschaft“ auf die Branchen reduzieren, die von den Einschränkungen betroffen sind.

    Damit die Wirtschaft möglichst gut durch die Krise kommt, müssen vorrangig die Wirtschaftsbereiche geschützt werden, die am meisten zur Wertschöpfung beitragen – und das ist weder der Künstler noch die Kneipe ums Eck.

    Wir (als Land) haben doch angesichts der Pandemie zwei wesentliche Ziele:

    1. Die Gesundheit und das Leben der Menschen müssen so gut wie möglich geschützt werden, auch über die Krise hinaus.

    2. Die Volkswirtschaft muss so gut wie möglich geschützt werden, auch über die Krise hinaus.
    Damit beides gelingt, muss die Pandemie so stark wie möglich eingedämmt werden.

    Das effektivste Mittel dafür ist die Einschränkung von Kontakten. Man muss möglichst verhindern, dass Menschen zusammenkommen. Nach jetzigem Kenntnisstand deutet vieles darauf hin, dass einer der Haupttreiber der Verbreitung private Feiern und Treffen sind. Am besten wäre es also, wenn alle Bürger:innen ihre Kontakte freiwillig stark einschränken, was, wie sich gezeigt hat, nicht ausreichend gelingt. In den privaten Raum kann der Staat allerdings (zum Glück!) nur schwer vordringen, ohne dass es orwellsche Züge annähme, und kann größtenteils nur an die Vernunft appellieren.

    Anders sieht es im öffentlichen Raum aus. Hier kann der Staat – zumindest im Katastrophen- oder Pandemiefall – weitreichendere Vorgaben machen. Also wird dort angesetzt, wo viele Menschen aufeinandertreffen, und das ist der Freizeit- und Kulturbereich: Veranstaltungen, Basket- und Fußballspiele, Gastronomie, Kinos etc. Für die einzelnen Betreiber dieser Stätten ist das freilich tragisch, aus gesamtwirtschaftlicher Sicht aber tragbar; siehe Wertschöpfung. Wichtiger ist es, andere Wirtschaftsbereiche zu schützen.

    Und (u. a.) deswegen werden auch Schulen, Kindergärten etc. möglichst offen gelassen, auch wenn dort viele Menschen aufeinandertreffen, damit die Eltern nicht mangels Kinderbetreuung als Arbeitskräfte ausfallen, und deswegen bleiben auch die öffentlichen Verkehrsmittel in Betrieb, auch wenn dort viele Menschen aufeinandertreffen, damit die Leute zur Arbeit oder Schule kommen.

    Je besser die Wirtschaft aus der Krise hervorgeht, desto besser ist es für alle von uns, und desto besser sind dann auch wieder die (wirtschaftlichen) Chancen für die Branchen und Berufe, die jetzt leider hinten runterfallen.

    Ganz nüchtern betrachtet sind die Maßnahmen doch total logisch.

  • Ganz nüchtern betrachtet sind die Maßnahmen doch total logisch.

    Grundsätzlich stimme ich dir in den meisten Punkten zu, denke aber auch, dass es nicht ganz verkehrt wäre die Zahlen in Relation zu setzen. Infektionszahlen steigen auch durch mehr Tests und dass der zentrale Fokus immer auf eben diesen Infektionszahlen liegt wundert mich auch schon länger. Die Ärzte plädieren imer wieder darauf, dass zusätzlich auch noch die Zahl der belegten Intensivbetten im Krankenhaus genannt werden sollten. Gerade stecken sich auch mehr junge Leute an, bei denen im Regelfall die Symptome nicht so schwerwiegend ausfallen. Des Weiteren ist auch ein Blick auf die Mortalität angebracht. Die Sterberate war lange im Normalbereich, ist aber auch wieder angestiegen im August. Allerdings ist das auch nicht komplett dem Auflösen des Lockdowns zuzuschreiben, sondern auch der Tatsache, dass im Sommer die Mortalität auch in den Vorjahren gestiegen ist, da sich andere Grippeviren verbreitet haben. Wir erwarten im Sommer eh eine höhere Sterberate.

    Ich sehe völlig ein, dass das Virus gefährlich ist und das Masken usw sinnvoll sind. Leute die jetzt sich in großen Gruppen ohne Schutz treffen kann ich auch nicht verstehen.

    Allerdings finde ich, dass man die Nachrichten etwas genauer gestalten könnte und auch über die Intensivbetten und die Mortalität im Vergleich zum Vorjahr besser betrachten sollte.

    • Offizieller Beitrag

    Ganz nüchtern betrachtet sind die Maßnahmen doch total logisch.

    Grundsätzlich stimme ich dir in den meisten Punkten zu, denke aber auch, dass es nicht ganz verkehrt wäre die Zahlen in Relation zu setzen. Infektionszahlen steigen auch durch mehr Tests und dass der zentrale Fokus immer auf eben diesen Infektionszahlen liegt wundert mich auch schon länger. Die Ärzte plädieren imer wieder darauf, dass zusätzlich auch noch die Zahl der belegten Intensivbetten im Krankenhaus genannt werden sollten. Gerade stecken sich auch mehr junge Leute an, bei denen im Regelfall die Symptome nicht so schwerwiegend ausfallen. Des Weiteren ist auch ein Blick auf die Mortalität angebracht. Die Sterberate war lange im Normalbereich, ist aber auch wieder angestiegen im August. Allerdings ist das auch nicht komplett dem Auflösen des Lockdowns zuzuschreiben, sondern auch der Tatsache, dass im Sommer die Mortalität auch in den Vorjahren gestiegen ist, da sich andere Grippeviren verbreitet haben. Wir erwarten im Sommer eh eine höhere Sterberate.

    Ich sehe völlig ein, dass das Virus gefährlich ist und das Masken usw sinnvoll sind. Leute die jetzt sich in großen Gruppen ohne Schutz treffen kann ich auch nicht verstehen.

    Allerdings finde ich, dass man die Nachrichten etwas genauer gestalten könnte und auch über die Intensivbetten und die Mortalität im Vergleich zum Vorjahr besser betrachten sollte.

    Na wenn die Intensivbetten dazu nimmst, dann bekommst aber erst die Zahl wenns meist schon fortgeschritten ist.
    Das ganze wirkt dann verzögert.
    Aber die Zahl der Intensivbetten sagt im Moment in ganz Europa, und ja auch in Deutschland nix anderes.
    Man muss es ausbremsen so gut es geht.
    Ich find nicht jede Maßnahme Logisch nachvollziehbar, aber hinter den meisten kann ich stehn. Und seh auch ein dass man was tun muss.

    Zu den Intensivbetten mal zum verdeutlichen...
    wir haben in Deutschland 20.921 belegte Intensivbetten zur Verfügung... davon noch 7893 freie Betten.
    aber wie neulich ein Arzt sagte, nur ca. 85% davon können von qualifiziertem Personal betreut werden. Der Rest wird grade notdürftig angelernt.
    Davon belegt mit Coronafällen sind 2243 Betten
    Davon beatmet 1167 Betten.
    so und nun kommt der Faktor der beunruhigt... vom 1. auf den 2.11.2020 stieg diese Anzahl von Corona Patienten auf Intensivbetten um 188 Stück (81 unter Beatmung)....

    nun kann ja jeder der bisschen Mathe kann mal hochrechnen, wenns so weitergeht... naja

    Und bei den Zahlen ists ganz egal ob mehr Tests oder sonst was, die Patienten sind da... und werden mehr.

  • Ganz nüchtern betrachtet sind die Maßnahmen doch total logisch.

    Grundsätzlich stimme ich dir in den meisten Punkten zu, denke aber auch, dass es nicht ganz verkehrt wäre die Zahlen in Relation zu setzen. Infektionszahlen steigen auch durch mehr Tests und dass der zentrale Fokus immer auf eben diesen Infektionszahlen liegt wundert mich auch schon länger....

    Die Zahlen werden doch in Relation gesetzt. In Relation zu den Testzahlen steigt aber auch die Positivenquote was glasklar zeigt, dass die Ausbreitung des Virus real ist und eben nicht allein durch die größere Zahl an Tests erklärt werden kann.

    Kopie von Testzahlen-gesamt-1.pdf

    Quelle RKI

    Man sieht auch, dass in den Wochen KW 35 - 42 die Testzahlen relativ konstant blieben während gleichzeitig die Infektionszahlen und Positivenquote signifikant um nicht zu sagen dramatisch stiegen. Erst seit KW 43 wird deutlich mehr getestet - aber auch da mit erheblich höherer Positivenquote.

    Wenn man dann das was vergegenwärtigt @MG zu den Intensivbetten ausführte, wird schon klar warum die Ärzte und die Politiker jetzt extrem nervös und wir alle im Lockdown Light sind.

  • Es gibt ja auch nicht nur die Corona-Patienten, es gibt auch viele Menschen mit anderen Krankheiten. Nur besteht dann eben auch die Gefahr, dass in den Krankenhäusern bzw. Notaufnahmen im Zweifel ausgesiebt werden müsste, da nicht mehr jeder mangels Personal behandelt werden kann.

    Es geht dann auch sehr schnell, dass in allen Bereichen Personal/Mitarbeiter fehlen. Die Auswirkungen dann möchte ich mir nicht ausmalen.

  • Es ging mir zu keinem Zeitpunkt darum, dass Virus runterzuspielen und nicht ernst zu nehmen. Ich denke, dass die Maßnahmen sehr sinnvoll sind und bin heilfroh nicht in den U.S.A zu leben, wo das Management gerade eine Katastrophe ist. Es ging mir eher darum, dass der Fokus sehr stark auf den Infektionszahlen liegt.

    Kurzfristige Maßnahmen sind absolut richtig, man darf aber auch nicht vergessen, was langfristig passiert. Menschen in Krankenhäusern und Pflegeberufen waren schon immer stark unterbezahlt. Der Beruf ist nicht attraktiv und Intensivbetten nützen nicht viel, wenn das Personal mangelt. Der Beruf muss langfristig attraktiv gemacht werden, damit wir den Virus auch langfristig gut in den Griff bekommen.

    Verbote sind auch effektiv kurzfristig. Über einen längeren Zeitraum muss man die Leute aber auch irgendwie zur Eigenverantwortung führen. Man kann nicht die nächsten paar Jahre alles über Verbote regeln, wenn die Bevölkerung diese Maßnahmen nur sehr widerwillig akzeptiert. Es ist also auch absolut nötig vernünftig aufzuklären, möglichst viele Personengruppen zu erreichen und vernünftige Hygienekonzepte zu entwickeln.

    Insgesamt denke ich, dass zu kurzfristig gedacht wird. Wir hatten nach dem ersten Lockdown wieder eine optimistische Phase, eine zweite Welle wollte man nicht wahrhaben, der Impfstoff ist auf dem Weg.

    Die zweite Welle ist jetzt da und der Impfstoff (wenn er dann da ist) muss eben auch noch der Mehrheit verabreicht werden. Das dauert aber etwas.

    • Offizieller Beitrag

    Insgesamt denke ich, dass zu kurzfristig gedacht wird. Wir hatten nach dem ersten Lockdown wieder eine optimistische Phase, eine zweite Welle wollte man nicht wahrhaben, der Impfstoff ist auf dem Weg.

    Die zweite Welle ist jetzt da und der Impfstoff (wenn er dann da ist) muss eben auch noch der Mehrheit verabreicht werden. Das dauert aber etwas.

    Eine zweite Welle wollte man nicht wahr haben?
    Manche in der Bevölkerung vielleicht nicht. Aber nachezu JEDER in verantwortlicher Position, ob Arzt oder Politik... sagte im Sommer die 2.Welle fürn Herbst/Winter schon vorraus.
    Einzig die Politik hat vielleicht nicht genügend getan... aber bewusst war es ihnen sehr wohl.
    Also nicht wahr haben...das passt nicht.

  • Insgesamt denke ich, dass zu kurzfristig gedacht wird. Wir hatten nach dem ersten Lockdown wieder eine optimistische Phase, eine zweite Welle wollte man nicht wahrhaben, der Impfstoff ist auf dem Weg.

    Die zweite Welle ist jetzt da und der Impfstoff (wenn er dann da ist) muss eben auch noch der Mehrheit verabreicht werden. Das dauert aber etwas.

    Eine zweite Welle wollte man nicht wahr haben?
    Manche in der Bevölkerung vielleicht nicht. Aber nachezu JEDER in verantwortlicher Position, ob Arzt oder Politik... sagte im Sommer die 2.Welle fürn Herbst/Winter schon vorraus.
    Einzig die Politik hat vielleicht nicht genügend getan... aber bewusst war es ihnen sehr wohl.
    Also nicht wahr haben...das passt nicht.

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    geht erst wirklich am Schluss los.

    Aber so wie ich die Medien und zumindest meinen sozialen Kreis (ich weiß, dass das nicht repräsentativ ist) wahrgenommen habe hieß es durchaus, dass eine zweite Welle nicht mehr kommt.

    Zumindest sagt Streeck in diesem Video vom Mai, dass eine zweite Welle nicht mehr kommt.