Großes Derby-Herz, aber keine Punkte

Die Veolia Towers unterliegen Rivale NINERS Chemnitz nach kämpferischer Aufholjagd mit 79:85. Hamburger Ballverluste und Offensivrebounds der Sachsen sind die entscheidenden Unterschiede. Brae Ivey wird mit 15 Punkten Topscorer, Lukas Meisner ist effektivster Tower.


Benka Barloschky: „Die Offensivrebounds und die Ballverluste sind auf jeden Fall die entscheidenden Zahlen im Spiel. Gerade die zweiten Chancen haben wehgetan. Grundsätzlich haben wir auch vieles richtig gemacht, waren in der Position, auch gewinnen zu können. Es hat sich am Ende auch die Qualität von Chemnitz durchgesetzt. Wir haben einen guten Fight hingelegt. Womit ich aber nicht zufrieden bin, ist der Start in die zweite Halbzeit. Das war nicht gut genug.“


Brae Ivey: „Chemnitz hat hinten heraus wirklich schwierige Würfe getroffen, unsere dagegen wollten nicht so richtig fallen. Aber das größere Problem war, dass wir uns zum Start der zweiten Halbzeit ein Loch gegraben haben. Es darf uns nicht passieren, dass wir ohne Energie aus der Pause kommen. Wir müssen da stärker sein, dürfen gar nicht so hoch in Rückstand geraten. Dafür müssen wir alle geben – auf dem Feld, auf der Bank. Das Plus an Energie muss überall zu spüren sein.“


Dass die Sportstadt Hamburg Derby kann, haben die beiden ortsansässigen Fußball-Klubs zum Start des Sportwochenendes bereits bewiesen. Die Veolia Towers, die es einen Tag später mit Dauerrivale Chemnitz zu tun bekamen, wollten vor 3260 Fans, unter die sich das komplette Team der Hamburg Sea Devils gemischt hatte, ebenfalls ihre Derby-Qualitäten unter Beweis stellen. Für die passende Atmosphäre sorgte pünktlich mit Spielbeginn der Hamburg Towers Fanclub und Maskottchen Willy der Waschbär. Und auch die Mannschaft von Benka Barloschky zog direkt mit und trotzte dem frischgebackenen Europapokal-Sieger eine ausgeglichene Anfangsphase ab. Mark Hughes mit Dunk nach Ballgewinn, Leif Möller aus der Distanz zum Ausgleich und Lukas Meisner mit einem Dreier zur ersten Hamburger Führung trieben den Lärmpegel früh an den Anschlag. Der hochintensive Anfangsabschnitt, in dem sich beide Kontrahenten auch statistisch nahezu nichts schenkten, ging mit einem 22:22-Unentschieden zu Ende.


Spannungsgeladene erste Hälfte


Nach einer kurzweiligen Viertelpause ging es spannungsgeladen weiter. Der dauerpräsente Mark Hughes verwandelte direkt seinen zweiten Dreier. Seth Hinrichs und Will Christmas zeigten sich sicher an der Freiwurflinie. Doch die NINERS fanden ihrerseits auch immer den Weg zu einem erfolgreichen Abschluss. Nachdem Jonas Wohlfarth-Bottermann, der seinen 414. BBL-Einsatz feierte und sich damit in der ewigen Bestenliste an Ex-Tower Heiko Schaffartzik vorbei auf Platz 18 schob, Mitte des zweiten Viertels sein drittes Foul kassiert hatte, gelang es den Chemnitzern zum ersten Mal, mit einem 8:0-Lauf für eine wahrnehmbare Punktedifferenz zu sorgen. Will Christmas beendete nach einer Auszeit unter größter Bedrängnis die über zweiminütige Punkteflaute. Und hauchte damit dem Spiel seiner Hamburger wieder neues Leben ein. Vor allem in der Defensive waren die Veolia Towers wieder deutlich präsenter, sodass nun die Chemnitzer ordentlich ins Stocken gerieten. Nach einem kraftvollen Dunk von VJ King hatten die Hanseaten die zwischenzeitliche Neun-Punkte-Differenz auf drei Zähler reduziert. Die Schlusspunkte zum 39:44-Halbzeitstand landeten allerdings bei den Gästen.


Den Seitenwechsel der Teams überbrückte Viola Brand mit einer artistischen Kunstradshow, mit der sie bereits Basketballfans an mehreren NBA-Standorten in ihren Bann gezogen hatte. Und auch in Hamburg gab es tosenden Applaus für die Weltrekordhalterin. Dass die NINERS Chemitz mit fünf Punkten die zweite Spielhälfte eröffneten, entpuppte sich dagegen als kleiner Stimmungskiller. Doch Aljami Durham wusste mit drei beherzten Drives sowohl der Partie als auch dem Publikum postwendend wieder einzuheizen. Ebenso wie Kapitän WoBo, der einen Monsterblock an Ex-Hamburger Deandre Lansdowne folgen ließ. Trotz optischer Höhepunkte, zu denen auch ein Anspiel von Will Christmas auf Lukas Meisner zählte, behaupteten die Gäste jedoch ihre zweistellige Führung. Auch dank eines Drei-Punkt-Spiels von Kevin Yebo wuchs die Hypothek bis auf 17 Punkte. Doch die Hamburger fighteten sich zurück ins Spiel. Unzählige konsequente Drives zum Korb und viel Galligkeit in der Defensive brachten den Rückstand wieder in den einstelligen Bereich. Ein Dreier von Brae Ivey, nach 30 Minuten einziger Hamburger mit zweistelliger Ausbeute, bescherte den 59:67-Viertelstand.


Hamburger zeigen ihr Derby-Herz


Mit seinem dritten Treffer aus der Distanz sowie anschließendem And One setzte Mark Hughes die Aufholjagd zu Beginn des Schlussviertels fort. Dann aber leisteten sich die Veolia Towers drei Ballverluste in Serie. Chemnitz verschaffte sich mit fünf Punkten von Wesley van Beck wieder etwas Luft. Doch die Hamburger ließen nicht locker und drückten unter ohrenbetäubendem Lärm weiter. Ein weiterer Statement-Dunk von VJ King sowie ein Dreier von Lukas Meisner waren der erneute Ausdruck der Hamburger Widerstandsfähigkeit. Wieder war es van Beck, der die wankenden Chemnitzer über Wasser hielt. Die Hamburger kämpften unerbittlich weiter. Vom Glück des Tüchtigen konnte jedoch keine Rede sein. Eine Reihe unverständlicher Regelauslegungen brachte einen bisher nicht spürbaren Gegenwind. Doch auch diesem stemmten sich die Schützlinge von Benka Barloschky entgegen. Aller Widrigkeiten und vorübergehenden Störwinde zum Trotz demonstrierte die Hamburger bis in die Schlusssekunden ihr Derby-Herz. Für eine gewinnbringende Wende genügte das jedoch nicht mehr. Chemnitz van Beck sorgte mit einem Freiwurf neun Sekunden vor Ende für ein Two-Posession-Game, mit dem letzten von insgesamt 16 Offensivrebounds retteten die NINERS sich über die Zeit und zum 79:85-Auswärtssieg.


Stats: Hughes (14), Möller (3), Meisner (10, 7 Reb.), Ivey (15, 3 Reb., 3 Ast.), Christmas (13, 4 Ast.), Hinrichs (8, 4 Reb.), King (6, 3 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (3), Hoffmann, Durham (7, 3 Ast.)

Medieninformation: Veolia Towers Hamburg