Willenskraft beschert Pokalsieg

Die Veolia Towers Hamburg gewinnen eine dramatische Pokal-Partie bei den Dresden Titans mit 85:88 und ziehen zum ersten Mal in der Klubgeschichte in die zweite Runde ein. Auf eine starke erste Hälfte folgt eine fehlerbehaftete zweite. Aleksander Dziewa mit 19 Punkten Topscorer. Zweite Pokalrunde am 15.10. zuhause gegen Bamberg.

Benka Barloschky: „Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. Gerade den Auftritt im zweiten Viertel fand ich überzeugend. Wir haben gut verteidigt, mit viel Struktur agiert und hatten die Kontrolle. Im dritten Viertel haben wir dann den Faden verloren und das Spielgeschehen aus der Hand gegeben. Da müssen wir besser sein, wenn es darum geht, eine Führung zu behaupten. Im letzten Viertel haben wir aber den Faden wiedergefunden, darüber bin ich sehr froh. In den letzten Minuten sind uns die Big Plays gelungen, vor allem auch in der Defensive. So haben wir dann glücklicherweise noch den Sieg geholt.“

Aleksander Dziewa: „Ich denke, wir hatten viele Probleme beim Defensivrebound. Das größte Problem war aber unser Umschalten in die Verteidigung. Dresden konnte viel zu leicht punkten. So haben wir sie wieder ins Spiel kommen lassen. Für die Saison müssen wir es schaffen, konstanter zu sein. Eine gute Halbzeit ist eben nicht genug. Wir werden uns ein ständiges Auf und Ab nicht erlauben können. Wir müssen durchgängig auf einem hohen Level agieren.“

Während der nur 1,73 Meter große Terrell Gomez als siebter Importspieler aussetzte, standen mit Aleksander Dziewa und Jonas Wohlfarth-Bottermann die zwei längsten direkt von Beginn an auf dem Parkett. Allerdings nur für einen Angriff. Dann nahm der Pole, der am Ende entscheidende Akzente setzen sollte, erstmal wieder auf der Bank Platz. Aljami Durham komplettierte neben Lukas Meisner, Mark Hughes und William Christmas das verbleibende Anfangsaufgebot. Mit viel Tempo und zwei frühen Distanztreffern von Christmas versuchten die Hamburger den Ton anzugeben. Die Titans hielten aber mit Zählern von Kirchner und Voigtmann dagegen. Dann zogen die Hamburger weiter an. Zwei Abschlüsse von Meisner und Durham, die sich auch von Fouls nicht beirren ließen, sowie ein Eins-gegen-Null-Korbleger von Christmas nach Ballgewinn sorgten für einen 10:0-Lauf, mit dem sich die Towers zum ersten Mal absetzen konnten. Zumindest kurzfristig. Denn mit einem 7:0-Run meldete sich Dresden direkt wieder zurück. Vom zwischenzeitlichen Neun-Punkte-Vorsprung waren zum Ende der ersten zehn Minuten noch vier Zähler übrig.


Dreierregen (9/13) beschert Halbzeitführung

Auch der zweite Abschnitt begann mit viel Tempo. Allerdings auch mit einigen Fehlern. Ein Dresdner Alley-Oop-Versuch rollte ebenso über den Ring wie ein Hook Shot von WoBo, der anschließend sein drittes persönliches Foul kassierte. Erster Akt Dziewa: Der zurückgekehrte Big Man beendete erst die offensive Durststrecke, erarbeitete anschließend seinem Team am offensiven Brett eine wichtige zweite Wurfchance. Und war damit die zentrale Figur in einer ersten schwierigen Phase, die die Hamburger aber noch mit Bravour zu lösen wussten. Nach einem Dreier von Christmas, erster Akteur mit zweistelliger Ausbeute an diesem Nachmittag, und einem weiteren Distanztreffer durch Nico Brauner hatten sich die Veolia Towers auf elf Punkte abgesetzt. Dass anschließend auch Lukas Meisner sein drittes Foul kassierte, brachte bei Barloschky ebenso leichte Sorgenfalten hervor wie die zwei darauffolgenden Ballverluste. Doch auch ohne Eingreifen des Head Coaches fanden die Hanseaten ihr Momentum direkt wieder. Einziges Problem: Dresdens Kirchner ließ sich davon anstecken, schwang sich zur Lebensversicherung der Titans auf und sorgte mit seinen acht Punkten dafür, dass sich die Hamburger zur Halbzeit nur auf 14 Punkte (39:53) absetzen konnten.

Nach dem Seitenwechsel war das Hoch jedoch wie verflogen. Nach einem schnellen Dresdner Dreier vergingen rund zwei Minuten, ehe Lukas Meisner mit einem Distanztreffer die ersten Hamburger Punkte der zweiten Hälfte auf die Anzeigetafel brachte. Es war jedoch weniger die Offensive, die dafür sorgte, dass Benka Barloschky in der nur kurze Zeit später folgenden Auszeit deutliche Worte an sein Team richtete. Denn in der Verteidigung fanden die Towers keinerlei Zugriff mehr. Und die anrennenden Titans nutzen das kaltschnäuzig aus. Mit einem 12:0-Lauf schloss Dresden bis auf zwei Punkte auf. Ein Drei-Punkt-Spiel von Mark Hughes verpuffte unter zwei weiteren zu einfachen Abschlüssen für die Hausherren. Wie aus dem Nichts, und mit deutlicher Verspätung, gelang es den Hamburgern kurz den Schalter in der Defensiv umzulegen: 24-Sekunden-Überschreitung erzwungen, Offensivfoul forciert, Ballgewinn gesichert. Die Belohnung waren einfache Abschlüsse auf der Gegenseite. Konserviert bekamen die Towers den Zugriff aber nicht. Stattdessen glichen die Dresdner die Partie mit einem Dreier zum Ende des Viertels aus.


Nervenschlacht beim Zweitligisten

Mit einem weiten Dreier und einem Dunk im Nachfassen nahmen die Dresden Titans ihr Momentum direkt in den Schlussabschnitt mit. Während sich das Selbstvertrauen der Titans nun bis auf den letzten Sitzplatz der nicht ganz ausverkauften Arena in der sächsischen Landeshauptstadt übertrug, rückten die Hamburger in einer weiteren Auszeit zusammen. Doch auch das genügte zunächst nicht, um die Lücken nachhaltig zu schließen. Mit zwei weiteren Abschlüssen setzte sich Dresden auf sieben Punkte ab. Leichte Verunsicherung war den neuformierten Towers anzusehen und äußerte sich in weiteren Ballverlusten. Bei den Titans dagegen wuchs die Zuversicht auf eine weitere Pokalüberraschung. Diese Blöße wollten sich die Hamburger allerdings nicht geben. Und griffen noch einmal an. Mit einer regelrechten Energieleistung und wiedererstarkter Defensive, teilweise sogar über das komplette Spielfeld, holten die Veolia Towers Punkt um Punkt auf. Entscheidender Mann auch hier: Aleksander Dziewa, der per Dreier, Korbleger und von der Freiwurflinie für die Belohnung sorgte. Mit einem Vier-Punkt-Spiel von Mark Hughes holten sich die Hamburger dann die Führung zurück. Ehe sich eine Crunchtime entwickelte, die die Nerven auf die Zerreißprobe stellte. Eine unbedrängte Überschreitung der Acht-Sekunden-Regel konterkarierte zwei starke Abschlüsse sowie einen ganz wichtigen Ballgewinn von Hughes. Als Dresdens Graham per Dreier wieder auf einen Punkt verkürzte, verblieben noch 13 Sekunden. Die ließen genug Zeit für Mark Hughes, auch weil Dresden einen fast schon sicheren Layup verlegte, um mit zwei Freiwürfen den ersten Einzug in die zweite Pokalrunde (15. Oktober vs. Bamberg) der Vereinsgeschichte perfekt zu machen.

Stats: Krause, Hughes (17, 4 Reb., 3 Ass., 3 Stl.), Brauner (9), Möller, Meisner (8), Dziewa (19, 7 Reb.), Christmas (15, 5 Reb., 5 Ass.), Hinrichs (3, 4 Reb.), King (7, 4 Reb.), Wohlfarth-Bottermann (3 Reb.), Durham (10, 7 Reb., 8 Ass.)

Medieninformation: Veolia Towers Hamburg