Kämpferische Bayern verlieren knapp, alle Chancen bei Ulm

Jetzt liegen alle Chancen bei Ulm: Die Playoff-Überraschung 2023 hat im ausverkauften Audi Dome auch das zweite Auswärtsspiel gewonnen, nach dem am Ende hart umkämpften 88:93 (39:44) steht es 0:2 und der ersatzgeschwächte Pokalsieger damit vor dem Aus.

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Die Best-of-five-Serie wechselt am Freitag, 19 Uhr, nach Ulm, wo nach Berlin (1:3) der zweite EuroLeague-Klub zum Do-die-Duell anreist.

Andi Obst mit 34 Punkten

Die Bayern um den brandheißen Topscorer Obst (34 Punkte) begannen nervös, zumal Ulm die ersten schweren Würfe traf (14:25/8.). Die Defense bekam keinen Zugriff, diese Unruhe übertrug sich auf das Münchner Spiel. Mit Leidenschaft und den 6.500 Fans schuftete sich der FCBB aber ins Spiel und beschäftigte Ulms Offense - 34:33, erstmals vorn (16.), wobei der Gast noch vor der Pause kühl konterte.

Das Momentum war damit erneut gekippt, 44:58 lag der FCBB schnell zurück (24.) und musste zu oft Ulmer Antworten schlucken. Der Gast kam zu deutlich mehr Dreier-Versuchen bei ähnlichen Quoten, hatte weniger Turnovers und blieb trotz der starken Münchner Aufholjagd vorn.

FC Bayern Basketball – Ratiopharm Ulm 88:93 (39:44)

Topscorer FCBB:

Andreas Obst (34 Punkte/8 Dreier), Isaac Bonga (12), Cassius Winston (10), Niels Giffey (7), Elias Harris (6), Freddie Gillespie (4), D.J. Seeley (4), Nick Weiler-Babb (4/7 Rebounds), Corey Walden (3), Niklas Wimberg (2), Ognjen Jaramaz (2) und Zylan Cheatham.

Topscorer Ulm:

Yago dos Santos (21 Punkte)

Schiedsrichter

Gentian Cici, Steve Bittner, Clemens Fritz

Zuschauer

6.500 (ausverkauft)

Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 20:27, 19:17, 17:27, 32:22

Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 59 % (FCBB) // 67 % (Ulm); Dreier-Quote: 39 % // 33 %; Freiwurf-Quote: 89 % // 78 %; Rebounds: 32 // 29; Assists: 13 // 18; Ballverluste: 21 // 17

Das Spiel:

Andrea Trinchieri, Chefcoach München: „Ich glaube, dass mein Team heute hart gespielt hat. Sie haben sehr schwere Würfe genommen, das hat uns etwas das Selbstbewusstsein geraubt. Aber im letzten Viertel haben wir wirklich um jeden Ball gekämpft und alles gegeben. Ich denke, wir haben da um die zehn Ballverluste provoziert. Es gibt immer Hoffnung. Es steht 2:0 und jeder denkt, es ist vorüber. Aber es ist erst vorbei, wenn es wirklich vorbei ist. Wir haben gezeigt, wie es gehen kann, das müssen wir über 40 Minuten auch mental wiederholen. (…)

Heute hat uns das dritte Viertel das Spiel gekostet, da konnten wir weder Offense noch Defense spielen und haben komplett unser Gleichgewicht verloren. Ich denke, Klepeisz‘ Wurf über das halbe Feld vor der Pause war wie ein Aufwärtshaken. (…) Da mit minus fünf in die Kabine zu gehen, hat wie ein Schock gewirkt. Danach haben wir ein Viertel benötigt, um zu verstehen, dass wir aggressiver spielen müssen. (…) Sie haben wirklich große Würfe getroffen und wir ohne mentale Balance und fühlten großen Stress; da haben wir die Ballverluste sehr billig hergegeben. Doch im letzten Viertel haben wir großartig gespielt. (…)

Letztes Jahr waren wir 2:0 gegen Bonn und haben dann zweimal zuhause verloren, mussten noch ins fünfte Spiel. Ulm spielt sehr gut und erlebt einen großen Moment, doch der war vorbei im letzten Viertel. Wir müssen geduldig sein, dagegenhalten, wenn sie wieder so gut spielen, und da sein, wenn ihr Level runtergeht. Denn das wird passieren.“

Andreas Obst: „Ich denke, wir hatten ein paar Mal die Möglichkeit zuzugreifen. Es waren ein paar Ballverluste, zwei bis drei Würfe, die nicht gefallen sind. In der ersten Halbzeit standen wir defensiv nicht ganz so gut und haben ein paar einfache Dinge zugelassen. Wir hatten die richtige Einstellung, aber es hat der letzte Schritt gefehlt. Uns fehlt es gerade etwas an Selbstvertrauen und Energie. Wir konnten nicht so viel Gas geben und Ulm wollte es mehr. Jetzt müssen wir eine Schippe drauflegen, physischer sein und zeigen, dass wir es mehr wollen.“

Isaac Bonga: „Wir haben leider etwas spät angefangen, unser Gesicht zu zeigen. So aggressiv müssen wir von Anfang an sein. In Ulm wird es ähnlich laut sein wie bei uns hier heute. Das muss uns am Freitag pushen und die richtige Energie für 40 Minuten geben.“

Anton Gavel, Coach Ulm: „Wir haben es unnötig spannend gemacht. Ich glaube, wir haben im dritten und vierten Viertel besser gespielt und dann viele Bälle einfach weggeworfen. Das darf uns nicht passieren. Daran müssen wir arbeiten, damit wir das in Spiel drei besser machen. Das soll auch nicht hochnäsig klingen, aber wir waren eben 14, 15 Punkte vorne. Das haben wir uns herausgespielt und dann irgendwie fast wieder vergeben. Aber immerhin ist es am Ende ein Sieg. Trotzdem muss das noch besser werden. Jetzt geht es darum, mental stark zu sein und noch einen Sieg zu holen. (…) Die Serie gegen Berlin ist längst vorbei, da schert sich keiner mehr drum. Es geht nur um diese Serie. Meine Spieler steigern sich, die machen einen wirklich guten Job, spielen mit viel Energie und Elan. Defensiv, denke ich, dass sie sich in letzter Zeit gesteigert haben.“

Das Spiel:

Einen kleinen Kniff im Vergleich zum ersten Aufeinandertreffen hatte Headcoach Andrea Trinchieri in seiner Starting Five parat - Freddie Gillespie begann statt Zylan Cheatham zusammen mit Andi Obst, Nick Weiler-Babb, Isaac Bonga und Niklas Wimberg. Doch bereits nach drei Minuten musste der Headcoach nach einem furiosen Start der Gäste erneut reagieren. Alle fünf Ulmer punkteten in kürzester Zeit und forcierten zudem drei Ballverluste (6:15 Sicht FCBB/4.Minute). Auch wenn die Auszeit den offensiven Fluss nicht störte, gelang es den Bayern mit zwei Obst-Dreiern mitzuziehen. Mühsam kämpften sie sich in das Spiel und bekamen zur Belohnung erste Stopps. Das erste Viertel ging dennoch klar nach Württemberg – 20:27.

Rückkehrer Corey Walden ging im zweiten Viertel voran, sprintete über die Blöcke und versenkte einen Dreier aus der Ecke. Gillespie räumte gegen Caboclo in der Zone auf und fungierte erneut als Garant für wichtige Rebounds. Stück für Stück arbeiteten sich die Münchner wieder heran. Nach einem 14:6-Lauf gingen sie erstmals in der Partie in Führung (16.). Die zunehmende Physis zeigte Wirkung beim Gegner. Nur noch selten gelangen die gefürchteten Fastbreaks. Einzig Juan Nunez war, wie schon im ersten Playoff-Spiel, kaum zu bremsen. Für das Highlight sorgte Thommy Klepeisz direkt vor der Pause mit seinem einbeinigen Buzzer-Beater über das halbe Feld – 39:44.

Ulm kontert die erste Bayern-Führung

Wer zu Beginn des Spiels nicht aufgepasst hatte, der bekam dasselbe Bild zum Start der zweiten Halbzeit serviert. Erneut scorten die Ulmer nach Lust und Laune und zwangen den tobenden Trinchieri zur Auszeit nach zwei Minuten (41:52). Einziger Unterschied: Die Hausherren taten sich auch danach extrem schwer. Ex-Münchner Karim Jallow durfte zweimal frei zum Korb spazieren und holte sich dafür den Applaus von Coach Anton Gavel ab. Satte 15 Ballverluste sammelten die Bayern in nur 27 Minuten. Eine Einladung für das schnelle Spiel des Berlin-Bezwingers, der das dankend annahm. Lediglich Obst (34 Punkte) sorgte mit seiner offensiven Qualität für ein wenig Hoffnung vor den finalen zehn Minuten – 56:71.

Bayern dreht auf und verkürzt

Diese machten Caboclo und Klepeisz gleich in den ersten Sekunden des Schlussabschnitts mit ihren Blocks zunichte. Mit aller Macht stemmt sich Obst gegen das drohende 0:2 in der Serie. Acht seiner Dreierversuche versenkte der Scharfschütze und verkürzte auf 66:77 (33.). Die Gastgeber übten nun viel Druck auf den Ball aus und empfingen den Ballführer mit zwei Mann – und die Taktik ging auf. Harris und Bonga klauten sich den Ball und nutzten das zu Punkten (73:80/35.). Plötzlich ergaben sich zweite, dritte, manchmal gar vierte Chancen sowie ein freier Dreier von Obst beim Stand von 80:85. Doch trotz aller Bemühungen kamen die Münchner nicht mehr näher als auf drei Punkte heran (88:91/ sieben Sekunden vor Ende).

Medieninformation: FC Bayern Basketball