NINERS schrammen haarscharf an Sensation vorbei

    • Offizieller Beitrag

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    „Wenn München gegen uns die Punkte holen will, dann müssen sie hart darum kämpfen“, hatte Torsten Loibl, Cheftrainer der BV Chemnitz 99, vor dem Auswärtsspiel seiner Mannschaft beim Ligatopfavoriten FC Bayern angekündigt. Was vielleicht für manchen Basketballkenner im Vorfeld nur wie das Pfeifen im Walde klang, wurde dann jedoch am Sonntagabend im Olympia-Eissportzentrum wahrhaftigste Realität. Mit einer bärenstarken Leistung brachten die NINERS das bayrische Starensemble an den Rand einer Niederlage. „Am Ende hat uns einfach ein bisschen Glück gefehlt“, erklärte Loibl, warum man sich dem FCB letztlich ganz knapp mit 60:63 geschlagen geben musste. Dennoch erntete man von allen Seiten höchste Anerkennung. So resümierte Nationalmannschaftskapitän Steffen Hamann, der verletzungsbedingt nicht für München auflaufen konnte: „Heute hat nicht unbedingt das bessere Team gewonnen.“

    In der Tat waren die Chemnitzer Korbjäger am Sonntagabend über weite Strecken der Partie die bessere Mannschaft. Vom vielfach prognostizierten Klassenunterschied, den alle bisherigen Bayern-Gegner zu spüren bekamen, war schon im ersten Viertel überhaupt nichts zu sehen. In einer durch starke Defensive geprägten Anfangsphase hielten die NINERS voll dagegen und den Spielstand nach fünf Minuten beim 4:4 verdientermaßen ausgeglichen. Während die 3.200 Zuschauer, darunter 150 mitgereiste Chemnitzer Fans, jetzt eher eine Leistungsexplosion der Bayern erwarteten, sorgten die BV-Mannen jedoch für das komplette Gegenteil. Angeführt vom wieselflinken ChaCha Zazai, einem treffsicheren Jorge Schmidt und dem nervenstarken Donald Lawson erarbeiteten sich die NINERS bis zur Pause eine überraschende 17:11-Führung.

    Auch im zweiten Abschnitt gaben zunächst die Chemnitzer den Ton an. Bayern kam fast nur von der Freiwurflinie zu Punkten, während die NINERS vor allem durch Kapitän Gary Johnson direkt aus dem Spiel heraus scorten. Münchens Cheftrainer Dirk Bauermann war sichtlich unzufrieden und wechselte fast im Minutentakt durch. Doch egal ob nun die deutschen Meister von 2009 und 2010, Jonathan Wallace und Beckham Wyrick, oder die früheren Vizemeister Aleks Nadjfeji und Darius Hall oder aber die Ex-Nationalspieler Robert Garrett und Robert Maras für den FCB auf dem Feld standen – die NINERS ließen sich nie beeindrucken und gegen Viertelmitte besorgte Philipp Stachula von der Dreierlinie sogar die höchste BV-Führung des Abends (25:17). Erst in den letzten Minuten vor der Halbzeitpause rückten die Gastgeber das Kräfteverhältnis allmählich gerade, doch dank eines schönen Treffers von Zazai und anschließend starker Teamdefensive durfte das Loibl-Team dennoch mit einem knappen 34:32-Vorsprung in die Kabine gehen.

    Viele Zuschauer erwarteten nach dem Seitenwechsel einen schnellen Wandel des Spielverlaufs, doch die Chemnitzer Korbjäger präsentierten sich weiterhin als ebenbürtiger Gegner der Millionentruppe aus München. Die Gastgeber kamen zunächst wieder nur von der Freiwurflinie zu Punkten, während gleichzeitig Johnson, Shaw und Zazai aus verschiedensten Lagen für die BVC trafen. Letztlich war es Centerspieler Ty Shaw, der trotz eines Muskelfaserrisses 32 Minuten spielte, vorbehalten, den Vorsprung der NINERS erneut auf acht Punkte zu schrauben (44:36). So langsam lag tatsächlich die Sensation in der Luft. Doch dann kassierte ausgerechnet Donald Lawson, der bis dahin als defensiver Schlachtturm glänzte, binnen 20 Sekunden sein viertes sowie fünftes Foul und mit seiner Auswechslung kam prompt ein Bruch ins Chemnitzer Spiel. Folglich konnten die Bayern ihren Rückstand kontinuierlich verringern und hätten in dieser Phase nicht Gary Johnson sowie Jorge Schmidt zwei ganz lange Dreier verwandelt, wäre Bayern vielleicht schon im dritten Viertel vorbei gezogen.

    So aber gingen die NINERS mit einer knappen 52:50-Führung in den Schlussabschnitt, welchen dann jedoch Münchens Wallace prompt mit einem Treffer vom Perimeter eröffnete. Spätestens nach diesem Wurf war auch der letzte Bayern-Fan aufgewacht und so musste das Loibl-Team in der Folge nicht nur gegen namhafte FCB-Korbjäger sondern auch noch gegen 3.000 Zuschauer ankämpfen. Kurz darauf folgte gleich der nächste Nackenschlag für die BVC. Beim Spielstand von 52:55 aus Chemnitzer Sicht kassierte Terren Harbut sein fünftes Foul, übrigens wie zuvor schon Lawson beim eigenen Angriff. Zwei Centerspieler rausgefoult, der dritte körperlich angeschlagen, während München kaum Foulprobleme hatte – nun musste die Partie doch endgültig zugunsten der Gastgeber kippen. Doch weit gefehlt. Chemnitz kämpfte wie ein angeschlagener Löwe und hielt die Bayern ganze fünf Minuten lang ohne Punkte. Allerdings war deutlich zu spüren, dass den NINERS in der Offensive nun die Anspielstationen am Brett fehlten und weil mit nachlassenden Kräften die Dreier nicht mehr fallen wollten, konnte man in dieser Phase leider nur auf 54:55 verkürzen.

    In der Crunchtime schien das Spiel dann plötzlich ganz schnell entschieden, als Darius Hall am Brett, Jonathan Wallace vom Perimeter und Beckham Wyrick von der Freiwurflinie die FCB-Führung auf 61:54 schraubten. Gary Johnsons Treffer zum 56:61 schienen eine Minute vor Spielende nur noch Makulatur. Doch dann verteidigten die NINERS so stark, dass München den Ball innerhalb von fünf Sekunden nicht ins Feld einwerfen konnte und folglich der Ballbesitz an Chemnitz ging. Zwar vergaben Johnson und Zazai anschließend drei Würfe, doch jedes Mal holte sich Tom Lipke den Offensivrebound und kämpfte das Leder abschließend selbst zum 58:61 durch den Ring. Anschließend blieben Wallace und Zazai von der Freiwurflinie fehlerfrei und nach erneut starker Defensive angelte sich Ty Shaw bei fünf Sekunden Restspielzeit den Rebound. Schneller Pass auf Gary Johnson, der drückt von draußen sofort ab, die Sirene ertönt und der Ball landet nur auf dem Ring – Endstand 63:60 für München.

    „Wir haben das Spiel heute nur gewonnen, weil bei Chemnitz zwei Spieler rausgefoult waren“, gab Bayern-Coach Dirk Bauermann auf der anschließenden Pressekonferenz zu Protokoll und zollte den NINERS im gleichen Zuge großen Respekt für deren Leistung. Ähnlich sah es auch Torsten Loibl, der trotz der knappen Niederlage viel Lob an seine Spieler verteilte: „Gerade defensiv war das eine grandiose Vorstellung. Wir haben super gekämpft, aber es hat eben nicht ganz gereicht. Jetzt müssen wir den Blick nach vorn richten.“ Denn dort wartet schon die nächste große Herausforderung, wenn am Samstag der ungeschlagene Tabellenzweite Osnabrück in Chemnitz gastiert. Schüler können diese Partie schon ab einem Euro Eintritt verfolgen, wenn die jeweilige Schule mindestens zehn Kinder bzw. Jugendliche offiziell anmeldet. Weitere Infos zu dieser Aktion finden Sie auf .

    Presseinfo: Chemnitz 99ers (Matthias Pattloch)