Dezimierte Towers verpassen Sensation

Die Veolia Towers Hamburg unterliegen mit kurzer Rotation bei Favorit Prometey Slobozhanske und scheiden nach dem 87:79 im Achtelfinale aus dem 7DAYS EuroCup aus. Harrison Cleary überzeugt mit neuem persönlichem Bestwert. Childs erneut mit Double Double.

Benka Barloschky: „Ich bin sehr stolz auf mein Team, wir haben heute bis zum Ende gekämpft und alles auf dem Feld gelassen. Ich will aber noch einmal daran erinnern, dass wir einen Krieg in Europa haben – gegen ein ukrainisches Team spielen, das aber nicht in der Ukraine. Als Organisation sind unsere Gedanken bei allen, die von diesem Krieg betroffen sind. Das ist wichtiger als der Sport. Unsere Reise im EuroCup ist heute zu Ende. Aber wir waren in jedem Spiel competitive, konnten viel lernen. Wir wollen uns mit den besten Teams Europas messen, das haben wir getan. Über unser Abschneiden in der Saison bin ich sehr zufrieden.“

Lukas Meisner: „Natürlich will ich nie ein Spiel verlieren und es wird immer weh tun, aber ich bin trotzdem stolz auf die EuroCup-Reise dieses Teams. Wir hatten mit vielen Herausforderungen zu kämpfen und haben uns nie unterkriegen lassen. Heute war es einerseits die Energie, andererseits aber auch die Qualität zu Finishen, die uns gefehlt haben. Wir haben mit unserer kurzen Rotation einige Mal den Kürzeren ziehen müssen und trotzdem waren wir die ganze Zeit im Spiel. Es fehlte wirklich nicht viel.“


Prometey Slobozhanske 87:79 Veolia Towers Hamburg (28:20, 48:40, 69:56)

Mit nur neun einsatzfähigen Profis starteten die Veolia Towers in das Achtelfinale des 7DAYS EuroCup. Bei Prometey Slobozhanske, die zuletzt ebenfalls zahlreiche Ausfälle zu beklagen hatten, standen immerhin zehn Akteure im Aufgebot – darunter auch der noch im lettisch-estnischen Meisterschaftsfinale fehlende DJ Stephens. Der US-Amerikaner war es auch, der mit fünf Punkten in Serie eine gute Anfangsphase der Hamburger konterte und die ukrainischen Gastgeber erstmalig in Führung brachte. Absetzen konnte sich Prometey aber nicht, weil die Hanseaten konsequent am offensiven Brett arbeiteten. Den bereits sechsten Offensivrebound verwandelte Yoeli Childs in einen krachenden Dunk und verkürzte damit auf einen Zähler Rückstand. Wie aber zuletzt schon in Ulm boten die Hamburger vor allem rund um die Dreierlinie zu viele Freiräume – die Prometey hochprozentig ausnutzte. Insgesamt sechs Distanztreffer (66,7 %) versenkten die Ukrainer allein im ersten Abschnitt. Und weil die Mannschaft von Ronen Ginzburg ebenso hochprozentig aus dem Zweier-Bereich abschloss, konnten sich die Gastgeber schnell bis auf 12 Punkte absetzen. Zwei Treffer von Childs und Harrison Cleary halfen, den Rückstand zum Ende des ersten Viertels zu verkürzen.

Zu Beginn des zweiten Viertels kreiste die Hypothek direkt wieder um die Zehn-Punkte-Marke. Anschließend waren es zwei Stopps der Veolia Towers, die vorübergehend das stetige Auf und Ab unterbrechen konnten. Eine nachhaltige Veränderung des Spielgeschehens stellte sich jedoch nicht ein. Während die Hamburger vier Versuche aus der Distanz nicht verwandeln konnten, spielte Prometey seine Offensivaktionen zielstrebiger aus. Nach Zählern vom Ex-Münchner Ondrej Balvin und einem Drei-Punkt-Spiel des 23-jährigen Issuf Sanon war der Rückstand auf 16 Punkte angewachsen. Yoeli Childs hielt seine Mannschaft anschließend mit weiteren Abschlüssen im Spiel – doch die erfolgreichen Aktionen des Big Man blieben die Ausnahme. Fast die Hälfte (15) aller Hamburger Punkte in der ersten Halbzeit gingen auf das Konto des Towers-Center. In den letzten vier Minuten vor der Pause schlichen sich dann auch bei Prometey vorher nicht dagewesene Unsicherheiten im Abschluss ein. Und das nutzten die Hanseaten überaus geschickt für eine Aufholjagd. Dank Dreiern von Samar und Meisner gelang es, den Rückstand vor dem Gang in die Kabine wieder in den einstelligen Bereich zu drücken.

In den ersten drei Minuten der zweiten Spielhälfte änderte sich nichts an der Acht-Punkte-Differenz. Was auch daran lag, dass beide Teams fehleranfällig agierten. Punkte waren in dieser Phase Mangelware. Das vierte persönliche Foul von Christoph Philipps, der zuvor Prometeys Scorer immer besser in den Griff bekam, tat aufgrund der eh schon kurzen Rotation weh. Dass DJ Stephens das Fehlen des Edelverteidigers gleich nutzte, um den Rückstand per Dreier wieder zweistellig werden zu lassen, schmerzte ebenso. Ein Distanztreffer von Len Schoormann blieb für fast vier Minuten der einzige Feldkorb der Hanseaten. Prometey dagegen knüpfte nun langsam, aber sicher wieder an die Treffsicherheit der ersten zehn Minuten an. Nach Treffern von Sydorov, der kurz vor dem Ende des dritten Abschnitts ebenfalls sein viertes persönliches Foul kassierte, und dem sehr agilen Issuf Sanon war Prometey wieder auf 16 Punkte davongezogen. Dass Harrison Cleary in der letzten Sekunde vor der Viertelpause den sechsten Dreier der Hamburger einnetzte, hielt die Hoffnungen auf eine weitere Aufholjagd und die Chance auf einen Überraschungserfolg aber weiter am Leben.

Ebenso wie das sehenswerte Alley-Oop-Play von Yoeli Childs und der anschließende Zweier nach Offensivrebound vom aufs Parkett zurückgekehrten Christoph Philipps. Das registrierte auch Prometeys Head Coach, der nach gerade einmal 49 gespielten Sekunden mit einer Auszeit reagierte. Doch auch die Unterbrechung konnte die Hamburger nicht daran hindern, die notwendige Aufholjagd fortzusetzen – sieben Zähler von Harrison Cleary ließen den Rückstand auf einen Punkt schrumpfen. Und der 12:0-Start brachte Slobozhanske augenscheinlich zum Nachdenken. Und zur nächsten Auszeit. Zwei daran anschließende Distanztreffer von Sydorov und eine Fehlentscheidung der Unparteiischen bei einer durch Jonas Wohlfarth-Bottermann klug initiierten Coaches Challenge beendeten die Drangphase der Towers zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt. Während die Hamburger weiter hart für ihre Abschlüsse arbeiteten, aber keine aussichtsreichen Positionen mehr fanden, legte der Gastgeber zwei Big Plays auf das Parkett und zog damit auf neun Punkte weg. Aufgegeben hatten sich die Veolia Towers aber noch lange nicht. Angeführt von Harrison Cleary, der mit 19 Punkten einen neuen Bestwert im EuroCup verbuchte, kamen die Hamburger noch einmal auf vier Zähler heran – ehe Prometey Slobozhanske mit abermaligen Big Plays die Entscheidung herbeiführte.

Stats: Schoormann (9, 4 Reb.), Cleary (19, 3 Reb., 4 Ass.), Philipps (6, 4 Stl.), Meisner (10, 4 Reb.), Samar (14, 7 Reb., 5 Ass.), Wohlfarth-Bottermann (2, 3 Reb.), Kozak, Childs (19, 12 Reb.)

Medieninformation: Veolia Towers Hamburg