Verbindungen sind stärker als Unterschiede – Towers und FC St. Pauli Nachwuchs im Austausch

Wer glaubt, dass Fußballer und Basketballer nicht viel gemein hätten, dem beweisen die JBBL des Hamburg Towers e.V. und die FC St. Pauli U16 eindrucksvoll das Gegenteil. Beim gegenseitigen Kennenlernen rückt eine afrikanische Lebensphilosophie in den Mittelpunkt. Die Nachwuchssportler erleben über gemeinsame Trainingseinheiten und ein Werteseminar das Wir vor dem Ich.


Fotos zum Download (Fotos: Hamburg Towers/FC St. Pauli)

Dem Nachwuchs des Hamburg Towers e.V. und des FC St. Pauli genügten genau zwei gemeinsame je 120-minütige Trainingseinheiten – zunächst im Towers Trainingszentrum und dann eine Woche später im NLZ Brummerskamp – um zu erkennen, dass die aufstrebenden Jungsportler deutlich mehr eint, als sie vorab gedacht hätten. Denn der von Stephanie Gonçalves Norberto, pädagogische Leiterin im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) der Kiezkicker, und Jan Eichberger, hauptamtlicher Jugendtrainer bei den Towers, initiierte Austausch der U16-Mannschaften nahm schneller als gedacht eine Eigendynamik auf.

Auslöser dafür war das Schlüsselwort „Ubuntu“ – eine afrikanische Lebensphilosophie, die auf dem Prinzip beruht, dass das eigene Wohlbefinden untrennbar mit dem der anderen verbunden ist. „Ich bin überzeugt davon, dass Ubuntu Sportlern dabei helfen kann, das Verständnis für sich selbst und ihre Mitspieler zu schärfen“, erklärt Gonçalves Norberto. Seit fünf Jahren verantwortet sie den Bereich Pädagogik und Wertevermittlung am FC St. Pauli NLZ. Bei den von ihr geleiteten Seminaren ist Ubuntu einer der zentralen Aspekte.

Und auch die jungen Basketballer konnte sie beim ersten Austauschtermin damit direkt erreichen. Dabei half ihr eine kleine Geschichte über das Meisterteam der Boston Celtics (2007/08). Deren damaliger Head Coach Doc Rivers nutzte Ubuntu, um seine mit Starspielern gespickte Mannschaft zu einer Einheit zu formen. Dabei ließ er die Jüngsten, die Rookies, die Bedeutung der Lebensphilosophie aus den afrikanischen Subsahara-Ländern erforschen. Und die Erkenntnisse in die Trainings- und Spielroutinen des gesamten Teams einfließen. Dass Ubuntu maßgeblich zum Erfolg beigetragen hatte, lässt sich auch noch Jahre später auf den Championship-Ringen nachlesen.

Der Kern dieses Gemeinschaftsglaubens zeigte sich dann auch in den beiden Trainingseinheiten. Denn sowohl in der Halle als auch auf dem Rasen stand, getreu der Ubuntu-Kernaussage „Ich bin, weil wir sind“, vornehmlich Passspiel auf der Agenda. Aus den Grundlagen des Brust- und Bodenpasses entwickelten die rund 30 Jugendlichen schnell sehr kreative Alley-Oop-Anspiele, die die Young Rebels des FC St. Pauli nachhaltig beeindruckten. Auf dem Rasen wurden die Ballannahme- und Ballmitnahmegrundlagen mit zusätzlichen Konzentrationsaufgaben versehen, um die Wahrnehmung des Geschehens und der Mitspieler zu schulen.

„Beim Fußball liegt ein besonders starker Fokus auf der Orientierung und Wahrnehmung des Umfeldes, bevor die Spieler den Ball erhalten. Das ist etwas, das ich gern auch vermehrt in unser Basketballtraining mit einfließen lassen möchte“, erklärt Eichberger einen der Aspekte, die er aus dem Austausch mitgenommen hat. Ein weiterer ist die Stärkung des Miteinanders. „Die Spieler haben im Anschluss an die beiden Trainingseinheiten den Wunsch geäußert, Ubuntu mit in unsere Trainings- und Spieltagsroutinen einfließen zu lassen. Über das Ergebnis bin ich sehr beeindruckt“, berichtet Jan Eichberger, dessen Mannschaft in den letzten beiden Playoff-Spielen deutlich mehr Assists als im Saisonschnitt verzeichnen konnte.

„Es war sehr schön zu sehen, wie die Jungs einander unterstützen und sich bei gelungenen Aktionen füreinander freuen. Sie haben Verantwortung übernommen und sich gegenseitig die Sportart, die sie lieben, nähergebracht“, lobt Gonçalves Norberto die durch den Austausch entstandene Gruppendynamik. Komplettiert wurde der Austausch von einem Besuch eines EuroCup-Spieltages der Veolia Towers Hamburg. Ein Besuch eines Spiels der Kiezkicker steht noch aus.

Medieninformation: Veolia Towers Hamburg