Am Ende fehlt die Präzision

Die Veolia Towers Hamburg liefern trotz Reisestress eine beachtliche Energieleistung. Dennoch kann sich die Barloschky-Truppe beim 91:85 bei Hapoel Tel Aviv dafür nicht belohnen. Am Ende macht die Präzision im Abschluss den Unterschied. Ziga Samar mit neuem persönlichem Bestwert, Yoeli Childs erneut mit Double-Double.

Benka Barloschky: „Ich bin glücklich über unsere Performance, wir haben mit viel Energie gespielt. Wir haben viel richtig gemacht. Wir haben allen Widrigkeiten getrotzt, die Reise war nicht einfach, das soll aber nicht als Grund herhalten. Ich spreche eigentlich auch nicht über Schiedsrichter. Aber heute, speziell im zweiten Viertel, haben es uns die Unparteiischen schwer gemacht, an diesem Spiel teilzunehmen. Doch auch das konnten wir hinter uns lassen, wir haben zusammen gekämpft, haben die Defensive am Ende noch einmal verändert und uns in eine Position gebracht, in der wir das Spiel hätten gewinnen können. Es war ein Spiel, das bis zum Ende hin offen war. Das ist alles, was wir hier von uns verlangen können. Während wir hinten heraus aber nicht mehr getroffen haben, hat Hapoel die entscheidenden Würfe verwandelt.“

Ziga Samar: „Wir haben sehr gut ins Spiel gefunden. Mit unserer Energie und unserem Siegeswillen konnten wir der schwierigen Atmosphäre trotzen. Aber in den entscheidenden Momenten haben wir Fehler gemacht, die uns um unsere gute Position, das Spiel mit einem Sieg zu beenden, gebracht haben. Uns hat am Ende die Konzentration gefehlt, um die Würfe zu treffen und den Rückstand noch einmal aufzuholen.“

Anthony Polite: „Es war definitiv ein schweres Spiel und ich bin glücklich darüber, wie wir heute das ganze Spiel über gekämpft haben. Letztendlich waren es kleine Fehler, die das Spiel entschieden haben. Wenn wir am Ende besser auf den Ball aufgepasst und unsere Würfe getroffen hätten, dann hätten wir heute durchaus den Sieg mitnehmen können.“


Hapoel Vegan Friendly Tel Aviv 91:85 Veolia Towers Hamburg (26:29, 52:54, 69:69)

Voll besetzt war die Arena im Norden Tel Avivs nichts, der Lärmpegel aus Hapoels Fankurve erfüllte dennoch das Rund. Die Veolia Towers verstanden sich in der Anfangsphase aber auch ohne viele Worte und gingen nach erfolgreichen Abschlüssen von Yoeli Childs und Anthony Polite direkt in Führung. Und während sich Hapoel immer wieder Ballverluste leistete, erhöhten die Hamburger ihre Intensität, gingen konsequent zum Offensivrebound und bauten so ihren Vorsprung bis auf neun Punkte aus. Allen voran Yoeli Childs war nicht zu stoppen. Noch während der Center Big Man nach etwas mehr als vier Minuten auf der Bank Platz nahm, sorgte die Technik am Kampfgericht dann aber für eine unfreiwillige Unterbrechung. Für rund zehn Minuten ging nichts mehr. Doch anders als die Technik, die anschließend nur auf Sparflamme lief, fanden die Towers schnell wieder ihre Betriebstemperatur. Nach dem neunten Offensivrebound – vom nur 1,85 Meter großen Harrison Cleary – und anschließenden Punkten von Polite, nahm Hapoel Head Coach Danny Franco bereits seine zweite Auszeit. Lautstark zählte er seine Mannschaft an, die daraufhin mit deutlich mehr Feuer auf das Parkett zurückkehrte. Und den Vorsprung bis zum Ende des ersten Viertels auf drei Zähler reduzierte.

Die Strapazen der Anreise schienen auch zu Beginn des zweiten Abschnitts keinen Einfluss auf das Hamburger Spiel zu haben. Yoeli Childs setzte sich erneut am Korb durch, nach Ballgewinn ließ Lukas Meisner einen Dunk folgen. Dann aber nahmen die Roten Teufel unter den nimmermüden Gesängen ihrer Anhänger schlagartig deutlich mehr Fahrt auf. Auch zwei schnelle Auszeiten von Benka Barloschky konnten den Führungswechsel nicht verhindern. Während der Head Coach anschließend auch noch ein technisches Foul kassierte, wuchs der Rückstand bis auf neun Punkte. Doch die Hamburger verstanden den Weckruf ihres Cheftrainers und stemmten sich gegen den Run der Hausherren. Wieder Yoeli Childs am Korb, diesmal mit einem sehenswerten Dunk, und Anthony Polite mit seinem zweiten Distanztreffer – beide jeweils bereits bei 12 Punkten – wahrten ihrer Mannschaft den Anschluss. Zwei weitere Dreier von Ziga Samar später, war der Spielstand sogar wieder gedreht und die erste kritische Phase beendet. Die knappe Zwei-Punkte-Führung nahmen die Hamburger mit in die Halbzeit.

Der Wiederbeginn lief dann allerdings nicht nach dem Geschmack der Towers. Zwei schnelle Ballverluste brachten Tel Aviv ins Laufen, nach nur 37 Sekunden rief Benka Barloschky zur Auszeit. Und brachte damit gleich beide Seiten aus dem Konzept. Über vier Minuten änderte sich am Spielstand nur wenig, stattdessen häuften sich die Fehler. Während sich die Veolia Towers immer wieder Ballverluste leisteten, ließ Hapoel die sich dadurch gebotenen Chancen zuhauf ungenutzt. Nach rund sechseinhalb Minuten erzielte Harrison Cleary aus der Distanz den langersehnten ersten Feldkorb der Hamburger in der zweiten Hälfte und brachte seine Mannschaft wieder auf zwei Punkte an den Gruppendritten heran. Und der US-Amerikaner von Kooperationspartner SC Rist Wedel hatte noch nicht genug – seine Zähler sieben und acht und eine Vorlage für Yoeli Childs brachten den erneuten Führungswechsel. Beide Kontrahenten lieferten sich einen offenen Schlagabtausch, wenn auch nicht so offensiv geführt wie in den ersten zwanzig Minuten. Die letzten Zähler des Abschnitts kamen auf beiden Seiten von der Freiwurflinie. Und weil Anthony Polite und Tel Avivs Onuaku – dessen „Granny Shot“ Legendenstatus hat – jeweils einen Versuch verpassten, ging es mit einem Unentschieden in den entscheidenden Abschnitt.

Und da setzten sich die Gastgeber zunächst wieder bis auf sechs Punkte ab. Gegen die nun noch einmal deutlich aggressivere Verteidigung Tel Avivs fanden die Hamburger nur schwer einen Abschluss. Ein Dreier von Lukas Meisner blieb über vier Minuten das einzig Zählbare. Defensiv machten die Towers ihren Job aber mehr als anständig. Und ermöglichten es sich so, nach Floater von Childs und Dreier von Christoph Philipps den Anschluss wieder herzustellen. Den Distanztreffer des Defensivspezialisten bejubelte Head Coach Benka Barloschky mit einer Beckerfaust. Und sein Team hatte durchaus auch die Chance auf den Ausgleich. Doch weder Philipps noch Anthony Polite wollte der Treffer dafür gelingen. Stattdessen verwandelte Hapoel auch schwerste Abschlüsse und zog bis auf neun Punkte weg. Mit einer Zonenverteidigung brachten die Hamburger die Hausherren anschließend zumindest wieder aus ihrem offensiven Konzept. Im eigenen Angriff fehlte jedoch die jetzt dringend benötigte Präzision. Erst 78 Sekunden vor Schluss – es waren wieder vier Minuten vergangen, in denen lediglich zwei Treffer an der Freiwurflinie gelangen – konnte Seth Hinrichs per Dreier noch einmal verkürzen. Für mehr sollte es jedoch nicht reichen. Denn während die Fans auf den Rängen noch einmal aufdrehten, versenkte Tel Avivs Topscorer Munford nach Offensivrebound die entscheidenden Zähler.

Stats: Schoormann, Cleary (8, 4 Ass.), Polite (17, 7 Reb.), Philipps (8, 4 Reb., 3 Ass., 4 Stl.), Meisner (10, 3 Reb.), Samar (18, 3 Reb., 8 Ass.), Hinrichs (5, 5 Reb.), Kozak, Childs (19, 12 Reb., 3 Ass.)

Medieninformation: Veolia Towers Hamburg