Überspielte Bayern mit klarer 68:96-Niederlage

Der Kontakt zu den ersten beiden Plätzen ist erst mal abgerissen: Die Bayern-Basketballer haben im BBL-Topduell in Ludwigsburg ein empfindliches 68:96 (32:55) kassiert. Vor 4.000 Zuschauern brockte sich ein sichtbar überspielter FCBB die vierte Saisonniederlage schon in der ersten Hälfte ein - im vierten Einsatz seit vorigem Sonntag war diese Hypothek nicht mehr zu tilgen.

Kommende Woche spielen die Bayern erneut zweimal auswärts, Freitag bei Titelverteidiger Efes in Istanbul und Sonntag in Bamberg. Die nächsten Heimspiele: am 27. Januar gegen Bologna und am darauffolgenden Sonntag (29.1., 15 Uhr) gegen den BBL-Fünften Göttingen.

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Nur 37 Prozent aus dem Feld

In Ludwigsburg pausierte neben den Verletzten Lucic und Obst auch Routinier Hunter. Ihr Team hatte vom Start weg massive Probleme mit den Guards (16 Dreier) der Riesen (30:53/19.). Zehn Ballverluste und die indisponierte Defense nutzten aufgedrehte Schwaben bis zur Pause konsequent aus. Bayern hielt in der zweiten Hälfte dagegen, doch aller Einsatz war an diesem Abend vergebens.

MHP RIESEN Ludwigsburg - FC Bayern München Basketball 96:68 (52:33)

FCBB:

Cassius Winston (21 Punkte), Augustine Rubit (16), Niels Giffey (10), Elias Harris (8), Nick Weiler-Babb (5, 5 Rebounds), Ognjen Jaramaz (4), Isaac Bonga (4), Freddie Gillespie, Niklas Wimberg, Paul Zipser, Corey Walden

Topscorer Ludwigsburg:

Yorman Polas Bartolo (28 Punkte)

Schiedsrichter

Moritz Reiter, Nesa Kovacevic, Johannes Hack

Zuschauer

4.000 (ausverkauft)


Die Stimmen:

Andrea Trinchieri: „Vor einer Woche ist Gianluca Vialli gestorben, ein großartiger Fußballer. Er hat immer eines gesagt: Wer gewinnt, genießt – wer verliert, der erklärt. Doch ich kann heute nichts erklären, habe auch keine Ausreden. Eine große Gratulation an Ludwigsburg für ein tolles Spiel. Für mich ist es das schlechteste, das ich je in meinen sechseinhalb Jahren in Deutschland gecoacht habe. Wir waren peinlich, das ist der Tiefpunkt und es ist sehr schwer, das runterzuschlucken. Denn wir sind in diesem Spiel überhaupt nicht aufgetaucht; wir hätten es so 25 Tage hintereinander spielen können, wir hätten immer mit einer Differenz von 15 bis 25, 30 Punkten verloren. Es ist sehr schwer, das zu akzeptieren, im Grunde ist es inakzeptabel. Doch es ist albern zu sagen, dass es inakzeptabel ist, wenn es gerade passiert ist.

Das ist ein Realtity-Check. Wir reden darüber, müde zu sein und okay, es ist unsere dritte Woche hintereinander mit Back-to-back-to-back-to-back-Spielen – aber sorry, das ist mir scheißegal. Wir sind hier, um Basketball zu spielen, ein Trikot in Ehren zu halten und um hart zu spielen. Doch das haben wir nicht getan. Natürlich ist das jetzt ein Wendepunkt. Was nun passiert, werden wir in den nächsten Tagen sehen. Denn du kannst nicht weitermachen, ohne so ein Spiel zu analysieren.

Solche Spiele sind Wendepunkte. Du entscheidest dich entweder dafür, das zu tun, was du tun solltest und wie du es tun solltest... Das ist die einzige Option, die wir jetzt haben und wir werden es tun. Das ist ein schrecklicher Tag für uns, denn nicht ein Spieler hat einen Weg gefunden, zu spielen. Und dabei geht es allein um Energie und Intensität. Wir haben in (den ersten) 18 Minuten, in denen wir 55 Punkte in der ersten Halbzeit kassierten, sechs Teamfouls, alle zusammen. Das ist das Bild eines Teams, das nicht anwesend war. Und das kann ich nicht leiden.“

Niels Giffey: „Wir haben uns die Niederlage selbst zuzuschreiben. Ludwigsburg ist mit so viel Energie rausgekommen und hat die Sachen gemacht, die bei uns eigentlich auf dem Plan standen. Wir haben einige Leute ihr Spiel machen lassen, und das ist nicht gut gelaufen für uns. So eine Niederlage tut weh, aber wir sollten uns davon jetzt nicht zu sehr frustrieren lassen. Ich glaube, dass ein wesentlicher Grund für die Niederlage unsere Defensive war, darauf sollten wir uns fokussieren. Denn wenn man ein paar Ballgewinne erzielt und ein paar Offensivrebounds holt, bekommt man auch einfache Punkte, dann sieht die Offensive auch gleich besser aus. Bei 96 kassierten Punkten müssen wir eher auf die Defensive schauen.“

Das Spiel:

Cassius Winston, Nick Weiler-Babb, Niels Giffey, Augustine Rubit und Freddie Gillespie eröffneten den 15. Spieltag der BBL. Die Ludwigsburger fanden wesentlich besser in die Partie, der FCBB brauchte fast drei Minuten für die ersten Zähler: Winston zum 2:6 (3. Spielminute). Die Riesen bauten den Lauf auf 11:2 aus, den Giffey erst nach einer Auszeit von FCBB-Coach Trinchieri mit einem Dreier bremste (5:11/4.). Ein Drei-Punkt-Spiel von Rubit und ein rares Vier-Punkt-Spiel von Winston brachten die Münchner heran (12:15/6.). Ludwigsburgs Prentiss Hubb war aber nicht zu stoppen, er schenkte den Bayern in der Anfangsphase elf Punkte ein (12:21/8.). München hatte den Ludwigsburgern zu wenig entgegenzusetzen und kassierte im Auftaktviertel viel zu viele Punkte - 15:30 nach zehn Minuten.

Weiler-Babb demonstrierte mit dem Links-Korbleger nach zehn Sekunden im zweiten Spielabschnitt Entschlossenheit und gab die angestrebte Richtung vor (17:30/11.). Ludwigsburg wusste sich nur mit Fouls zu helfen, und so hatten die Gastgeber bereits nach 82 Sekunden die Teamfoul-Grenze erreicht. München spielte aggressiver in der Verteidigung und fokussierter am anderen Ende des Parketts, der Rückstand schrumpfte (21:32/13.). Ausgerechnet in dieser Phase verhinderten Fehler das nähere Herankommen - Auszeit München, in der Trinchieri die Defensivleistung deutlich hinterfragte (27:41/15.). Aber die mahnenden Worte fruchteten nicht, die Münchner waren zu weit weg von ihren Gegenspielern, die einen Dreier nach dem anderen versenkten (30:50/18.). Das Momentum war eindeutig auf Seiten der Riesen, der FCBB kassierte erstaunlich passiv einen 3:16-Lauf und sah sich zur Halbzeit mit einem heftigen 32:55-Rückstand konfrontiert.


Ohne Energie geht nix

Analog zu Viertel zwei war Weiler-Babb flott erfolgreich, aber die Baden-Württemberger antworteten trocken mit sechs Punkten in Folge (34:61/24.). Wie sollte da nur die Wende gelingen? Die mit jeder Sekunde zunehmende Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens kroch natürlich in die Köpfe der Münchner und stellte eine immense Herausforderung für die Motivation dar. Aber Coach Trinchieri wurde nicht müde, an seine Spieler und ihre Einstellung zu appellieren. Winston und Giffey münzten dies in Punkte um, immerhin schmolz der Rückstand in Richtung 20 Punkte (45:67/28.). Mit dem immensen Vorsprung im Rücken agierten die Ludwigsburger freilich mit breiter Brust und hauten den ein oder anderen Wurf rein, alles in allem also äußerst ungünstige Umstände für den FCBB - 55:77 nach dem dritten Viertel.

Winston und Rubit drückten den Rückstand unter 20 Punkte, aber da war Polas Bartolo wieder mit dem Dreier zur Stelle (59:80/32.). Trinchieri zumindest wurde nicht müde und mahnte weiter. Immerhin hielten die die Bayern die Köpfe oben und gaben sich nicht komplett auf. Die Ludwigsburger hatten dann auch noch das Glück des Tüchtigen und verwandelte freche Dreier, bei den Münchnern war der Ofen buchstäblich aus. „Mund abputzen und regenerieren“ ist jetzt das Motto der Stunde. Die Münchner haben sich jetzt einige Tage zur Erholung und zur Vorbereitung auf Anadolu Efes am kommenden Freitag verdient.

Medieninformation: FC Bayern Basketball