Löwen verpassen Comeback-Sieg: 82:93-Niederlage nach Verlängerung

  • Ramírez-Team lag bereits mit 19 Punkten zurück
  • Ondrej Sehnal erzielte 1,1 Sekunden vor dem Ende das 75:73
  • Neuzugang Arturs Zagars konnte aufgrund einer Fußverletzung nicht mitspielen

Die Basketball Löwen Braunschweig haben ihr erstes Heimspiel im neuen Jahr 2022 mit 82:93 nach Verlängerung (40:43; 75:75) gegen die MLP Academics Heidelberg verloren. Dabei sah es lange Zeit gar nicht danach aus, dass Mannschaft von Headcoach Jesús Ramírez das Spiel noch würde eng gestalten können. Schließlich waren die Gäste von Beginn an tonangebend und hatten sich im dritten Viertel eine verdiente 19-Punkte-Führung erspielt. Zu diesem Zeitpunkt wurde Ramírez mit dem zweiten technischen Foul disqualifiziert und musste die Halle verlassen. Mit einer „jetzt-erst-recht"-Haltung kamen die Löwen anschließend vor nur 500 erlaubten Zuschauern in der Volkswagen Halle über einen 16:0-Lauf zurück und holten sich gar die Führung. Als Ondrej Sehnal schließlich 1,1 Sekunden vor dem Ende zum 75:73 traf, schien der Sieg perfekt. Doch die Heidelberger kamen mit ihrem letzten Play bei noch 0,3 Sekunden zum Korb und schafften es in die Verlängerung. Hier trafen sie bessere Entscheidungen, weshalb die von der Freiwurflinie schwachen (12/22) Löwen auch aufgrund zu vieler eigener Fehler als Verlierer vom Parkett gingen. Martin Peterka avancierte mit 17 Punkten zum Löwen-Topscorer, während für den Aufsteiger Brekkott Chapman die meisten Zähler erzielte (23).


Die Löwen mussten vor dem Spiel eine schlechte Nachricht verkraften. Neuzugang Arturs Zagars hatte sich im Abschlusstraining eine schmerzhafte Fußverletzung zugezogen und konnte deshalb nicht sein Debüt geben. Er hätte den Löwen vielleicht die Energie geben können, die ihnen anfangs fehlte. Das Ramírez-Team war nicht wach, kassierte Offensiv-Fouls und traf nicht gut (41 Prozent aus dem Feld). So lagen die Löwen dann auch schnell mit 5:13 zurück, ehe sie nach einer Auszeit besser ins Spiel fanden. Dafür waren auch Benedikt Turudic und die Tischler-Zwillinge verantwortlich. Sie brachten die nötige Energie ins Spiel und sorgten mit guten defensiven wie auch offensiven Aktionen dafür, dass die Löwen herankamen und mit 18:21 ins zweite Viertel gingen.


Hier nahmen sie ihren leichten Schwung mit und waren jetzt etwas mehr im Spiel, was nicht nur ihre verbesserte Feldtrefferquote zeigte. Die Löwen schraubten vor allem ihre Dreierquote von 33 auf 42 Prozent hoch und spielten aggressiver. Allerdings ließen sie auch sechs Freiwürfe liegen und verloren noch zu oft den Ball. Das waren Gründe dafür, dass sie zwar an den Gästen dranblieben (30:31), aber nicht an ihnen vorbeikamen. Denn die Heidelberger bestraften die Löwen-Fehler umgehend und trafen trotz wechselnder Braunschweiger Verteidigungen starke 68 Prozent ihrer Würfe in Korbnähe.


Mit 40:43 gingen beide Teams in die Pause und aus der kam die Ramírez-Mannschaft denkbar schlecht zurück. Die Löwen spielten statisch und fanden gegen die gute Heidelberger Verteidigung kaum Lösungen. Mitten in diese offensive Flaute und einen wachsenden Rückstand gesellten sich dann noch Foulprobleme: Owen Klassen wie auch Luc van Slooten kassierten in diesem Viertel ihr jeweils viertes Foul, während Headcoach Jesús Ramírez binnen weniger Minuten zwei technische Fouls gegen sich erhielt. Nach dem zweiten „T" lag sein Team bereits mit 19 Punkten hinten (43:62, 28. Minute). „Und dann geschah, was man als erfahrener Coach schon oft erlebt hat", sagte Gäste-Trainer Branislav Ignjatovic nach dem Spiel und fuhr fort: „Der Headcoach musste mit zwei technischen Fouls die Halle verlassen und plötzlich befreite sich die offensive Braunschweiger Power." Und tatsächlich spielten die Löwen jetzt unter der Anfeuerung ihrer Fans, die auch lautstark ihren Unmut gegenüber strittigen Schiedsrichterentscheidungen zum Ausdruck brachten, wie entfesselt auf. Nachdem sie zuvor in acht Minuten nur magere drei Punkte erzielt hatten, machten sie in den letzten beiden Viertelminuten zehn Punkte und ließen nur noch einen gegnerischen Zähler zu.


Durch diesen 10:0-Lauf gingen die Löwen mit 53:62 ins letzte Viertel und machten dort weiter, wo sie zuvor aufgehört hatten. Das Spiel war jetzt komplett gedreht. Nachdem die Löwen im dritten Abschnitt lange Zeit ohne offensiven Rhythmus waren, galt das jetzt für die Gäste. Die hatten nach fünf Minuten nur einen Punkt erzielt und in dieser Zeit hatten sich die Löwen nach einem Dreier von Ondrej Sehnal die 64:63-Führung geholt. Zwar schied Owen Klassen in dieser Phase mit dem fünften Foul aus, doch hatten die Löwen das Momentum auf ihrer Seite und setzten sich auf 73:66 ab (37. Min.). Aber es wurde nochmal eng. 55 Sekunden vor dem regulären Ende hatten die Heidelberger ausgeglichen (73:73), ehe Ondrej Sehnal bei noch 1,1 Sekunden auf der Uhr zum 75:73 traf. Der Sieg schien greifbar nah. Doch nutzten die Gäste nach einer Auszeit die noch 0,3 verbleibenden Sekunden durch ein Alley-Oop zum 75:75. Verlängerung.


Hier schlug das Pendel frühzeitig in Richtung der Heidelberger aus. Die verwandelten zwei Dreier zum 79:82 und verschafften sich dadurch einen Vorteil. Zudem wirkten sie frischer und trafen auch dank ihrer erfahrenen Spieler bessere Entscheidungen. Bis 90 Sekunden vor dem Abpfiff blieben die Löwen zwar noch dran, mussten dann aber abreißen lassen und sich trotz insgesamt klarer Rebound-Überlegenheit geschlagen geben.


Trainerstimmen zum Spiel:


Jesús Ramírez (Basketball Löwen): „Glückwunsch an Heidelberg, sie haben den Sieg zu 100 Prozent verdient. Sie haben ihr Spiel gespielt und wir nicht. Und auch der letzte Spielzug von ihnen in der regulären Spielzeit war sehr gut und deshalb sind sie in die Verlängerung gekommen. Da waren sie frischer als wir und Heidelberg hatte erfahrenere Spieler, was sich bemerkbar gemacht hat. Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen. Es war ein Resultat meiner Frustration, dass wir keinen Respekt erhalten und seltsame Pfiffe gegen uns bekommen. Aber diese Frustration darf keine Ausrede für mein Verhalten sein. An dieser Stelle muss ich aber auch sagen, dass ich sehr stolz darauf bin, wie die Mannschaft nach meiner Disqualifikation reagiert hat. Wir haben dann den Gameplan verfolgt, die Körpersprache der Spieler war da und die Jungs waren offensiv wie defensiv bereit. Ich frage mich nur, weshalb wir das nicht von Beginn an gezeigt haben. Abschließend möchte ich darauf eingehen, was ich gesehen habe. Ich habe gesehen, dass unsere Spieler Verwarnungen für Flopping erhalten haben und das wurde dann später auch als technisches Foul gepfiffen. Das ist in Ordnung und korrekt. Es ist allerdings nicht ok, dass dies bei uns gepfiffen und das gleiche Vergehen auf der anderen Seite nicht geahndet wird. Das ist auch in anderen Spielsituationen passiert und ich verstehe nicht, warum hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Es soll keine Ausrede dafür sein, dass wir verloren haben. Aber der Respekt, den wir von den Offiziellen bekommen, ist nicht derselbe, den der Gegner bekommt. Und darüber müssen wir reden."


Branislav Ignjatovic (MLP Academics Heidelberg): „Ich bin sehr erleichtert und glücklich, dass wir gegen so einen starken Gegner wie Braunschweig auswärts gewonnen haben. Kompliment an Braunschweig und den Coach, die eine tolle Mannschaft zusammengestellt haben. Es ist kein Zufall, dass sie schon so früh in der Saison sechs Siege haben. Sie spielen in den letzten anderthalb Monaten sehr erfrischenden Basketball und ich genieße es, jedes Spiel von Braunschweig live im TV zu sehen. Wir wollten Braunschweigs Transition stoppen und sie in Setplays zwingen und hatten da auch Vorteile. Das hat lange Zeit geklappt. Und dann geschah, was man als erfahrener Coach schon oft erlebt hat. Der Headcoach musste mit zwei technischen Fouls die Halle verlassen und plötzlich befreite sich die offensive Braunschweiger Power. Wir haben dann angefangen nachzudenken und einen 16:0-Lauf kassiert. Den kann ich mir nicht so einfach erklären. Aber wir waren in einer fast aussichtslosen Situation und ich würde lügen, wenn ich sage, wir hätten das letzte Play vorbereitet. Es war improvisiert und es hat funktioniert. In der Verlängerung hat man gesehen, dass wir erfahrenere Leute auf dem Spielfeld hatten und das war der Grund, weshalb wir gewonnen haben."


Basketball Löwen: Brown 10 (5 Assists), Krämer 10 (6 Rebounds), N. Tischler 9, van Slooten (6 Rebounds), Klassen 6 (6 Rebounds), Roosch n.e., B. Tischler 4, Peterka 17 (9 Rebounds), Sehnal 16 (6 Assists), Turudic 10 (9 Rebounds, 5 Assists).


MLP Academics Heidelberg: Watkins n.e., Chapman 23 (12 Rebounds), Lowery 8 (6 Rebounds), Ely 8 (4 Assists), Ugrai 3, Martin 20 (5 Rebounds), Geist 15 (6 Assists), Heyden 8, Friederici 8, Kuppe.


Medieninformation: Basketball Löwen Braunschweig