Das BBL-Überraschungsteam kommt: ALBA empfängt am Sonntag Chemnitz

Nach der Länderspielpause in der easyCredit BBL steht für die Albatrosse am Sonntag (5. Dezember, 18 Uhr, Mercedes-Benz Arena) erstmals seit vier Wochen wieder Heimspiel in der nationalen Liga auf dem Programm. Das Gastspiel des Überraschungsteams NINERS Chemnitz (aktuell Tabellendritter) beim Titelverteidiger ALBA BERLIN ist dabei sogar das Topspiel des neunten Spieltags. MagentaSport überträgt die Partie bereits ab 17.30 Uhr live.

Israel González (ALBA-Headcoach): „Chemnitz spielt einen sehr attraktiven Basketball. Man spürt die sehr gute Chemie des Teams. Sie sind auf allen Positionen sehr mobil besetzt, insbesondere unter dem Korb. Da müssen wir uns anpassen. Nach unserem Spiel am Freitag wird es wieder wichtig werden, mit hoher Intensität und Konzentration spielen zu können."

Oscar da Silva (ALBA-Forward): „Das wird eine schwierige Partie. Chemnitz steht zu Recht so weit vorne in der Liga. Sie haben gezeigt, dass sie auch gegen die starken Teams mithalten können. Wir wollen in der Tabelle aber auch nach oben, deswegen gehen wir mit dem Hunger auf einen Sieg ins Spiel. Außerdem freue ich mich natürlich auf meinen alten Nationalmannschaftskollegen Nelson Weidemann, auch wenn er nur verletzt am Spielfeldrand sitzen kann. "

Niners-Trainer Rodrigo Pastore ist der Architekt des Aufstiegs

Die Chemnitzer, die bereits in der vergangenen Saison als Bundesliga-Neuling für einige Paukenschläge sorgten und den Klassenerhalt schon früh unter Dach und Fach brachten, haben ihre Mannschaft im Sommer noch athletischer und variabler gemacht. Die Ähnlichkeit der Chemnitzer Spielweise mit der von Bayern München ist dabei kein Zufall, denn der Argentinier Rodrigo Pastore, der die Niners seit 2015 trainiert und als der Architekt des Chemnitzer Aufstiegs gilt, ist ein guter Freund von Bayern-Coach Andrea Trinchieri, dessen Philosophie er teilt.

Mit ihren beweglichen und athletischen Innenspielern bevorzugen „die besten Korbjäger Sachsens" zum Beispiel wie ihr Münchener Vorbild eine Verteidigung mit vielen Switches: Beim Verteidigen des Pick-and-Roll laufen die Chemnitzer Spieler dabei nicht ihrem Gegenspieler hinterher, sondern übergeben ihn an einen Mitspieler. Der Erfolg gibt Trainer Pastore Recht, denn die Niners brachten mit dieser Taktik vor vier Wochen Ludwigsburg die erste Heimniederlage bei, warfen im Pokal die Bayern raus und stehen in der BBL auf dem dritten Tabellenplatz.

Gerald Robinsons Abschied hinterlässt eine Lücke im Backcourt

Die Vorfreude darauf, nun auch ALBA in der Mercedes-Benz Arena im „Ost-Derby" herauszufordern, war nach diesen Erfolgen natürlich doppelt groß, erhielt jedoch in der vergangenen Woche einen Dämpfer: US-Spielmacher Gerald Robinson, als ballführender Regisseur der verlängerte Arm des Trainers auf dem Spielfeld, wurde nämlich vom italienischen Erstligisten Dinamo Sassari abgeworben. Der Verlust wiegt doppelt schwer, weil der zweite Spielmacher, der talentierte Nelson Weidemann, mit einem gebrochenen Handgelenk noch wochenlang ausfällt.

Natürlich suchen die Niners dringend nach Ersatz. Doch selbst, wenn der bis Sonntag gefunden wird, wird ihm in Berlin noch die Bindung zum Team fehlen. Es wird somit gegen ALBA im Spielaufbau verstärkt auf Frantz Massenat ankommen. Der erfahrene US-amerikanische Combo Guard mit haitianischen Wurzeln hat schon beim MBC, in Oldenburg sowie in Italien und Spanien (zuletzt in Vitoria) hinreichend bewiesen, dass er ein erstklassiger Spielmacher ist. Als Scorer kommt an seiner Seite – ausgerechnet in der alten Heimat – mehr Verantwortung auf den Kapitän Malte Ziegenhagen zu.

Niklas Wimberg und Jonas Richter: Big-Men-Duo mit Zukunft

Im Frontcourt waren der in Chemnitz geborene und bei den Niners groß gewordene Jonas Richter und der 2019 nach Chemnitz gewechselte Niklas Wimberg schon in der ProA die großen Chemnitzer Trümpfe. Gleich zwei so hoffnungsvolle deutsche Leistungsträger (beide wurden 2019 bei der Universiade Fünfter, Henrik Rödl holte Wimberg schon im Februar 2020 ins Nationalteam) hatte kein anderer Zweitligist. Der 2,06 Meter große Wimberg, der auch den Dreier trifft, schaffte im vergangenen Sommer sogar den Sprung in die deutsche Olympia-Auswahl.

Jonas Richter, der seit 17 Jahren das Trikot seiner Heimatstadt trägt und damit ein Aushängeschild der Niners ist, hat sich mit seinem Talent als Center ebenfalls schnell in der Ersten Liga etabliert. Seine größte Stärke hat er in der Defensive, aber Trainer Pastore sieht in dem erst 24-jährigen Big Man auch viel offensives Talent. Auf den Positionen drei und vier fungiert der 2,04 Meter große Mindaugas Sušinskas als Back-up von Wimberg. Der 26-jährige Litauer ist dabei mit einer 50-prozentigen Dreierquote in dieser Saison der gefährlichste Schütze der Niners.

Superathleten im Frontcourt: Isaiah Mike und Darion Atkins

Die amerikanischen Big Men stechen bei den Niners mit ihrer herausragenden Athletik ins Auge. Vor allem der Kanadier Isaiah Mike ist mit seinen spektakulären Flugeinlagen und explosiven Dunkings in Chemnitz der Mann für das große Spektakel, das die Fans von den Sitzen reißt. Mit seinem Scoring, seiner Reboundstärke und seinen vom Gegner gefürchteten Blocks ist der 24-Jährige Power Forward, für den Chemnitz im Vorjahr nach dem College die erste Profistation war, auch in dieser Saison als der effektivste Chemnitzer Spieler ein Erfolgsgarant.

US-Center Darion Atkins misst nur 2,03 Meter, doch die fehlenden Zentimeter macht der drahtige 28-Jährige mit seiner Schnelligkeit und Athletik mehr als wett. Vor drei Wochen war er beim Pokalsieg über die Bayern mit 21 Punkten, sieben Rebounds, vier Assists, drei Steals und zwei Blocks der Matchwinner. Am gefährlichsten ist er in der Zone, aber gelegentlich nimmt er auch den Dreier. Mit dem 25-jährigen Ivan Karačić, der sich in der Preseason als Tryout-Akteur ins Aufgebot spielte, rundet ein kraftvoller Power Forward jugoslawischer Prägung den Frontcourt der Niners ab.

Im November ungeschlagen

Seit einer Niederlage in Bonn Ende Oktober haben die Niners kein Spiel mehr verloren. Eine Woche nach dem in der Chemnitzer Messe natürlich ausgiebig gefeierten Sieg im Pokal über Bayern München taten sich die Niners allerdings im letzten Spiel vor der Länderspielpause gegen den Aufsteiger Heidelberg schwerer als erwartet. Die Süddeutschen hatten im letzten Angriff sogar die Chance zum Sieg, doch dem Heidelberger Spielmacher rutschte der Ball unglücklich aus der Hand und die Niners konnten im Gegenzug noch auf 67:64 erhöhen. Niklas Wimberg (15 Punkte und neun Rebounds) war der überragende Chemnitzer.

Im bisherigen Saisonverlauf spielte Chemnitz in folgender Aufstellung (in Klammern gerundete BBL-Stats):

PG: Gerald Robinson (30min, 11pt, 6as), Nelson Weidemann (17min, 8pt, 2as)

SG: Frantz Massenat (28min, 10pt, 5as), Malte Ziegenhagen (9min, 3pt)

SF: Niklas Wimberg (26min, 7pt, 5rb), Mindaugas Sušinskas (19min, 9pt, 2as)

PF: Isaiah Mike (28min, 12pt, 7rb, 3as), Ivan Karačić (8min, 4pt, 3rb)

C: Darion Atkins (25min, 12pt, 7rb, 2as), Jonas Richter (14min, 6pt, 3rb)

Gut zu wissen:

Der in Berlin geborene Malte Ziegenhagen begann seine Basketball-Karriere bei Central Hoops, wo er am Ende der Saison 2008/09 in der NBBL kurz zusammen mit Maodo Lô spielte. Während Maodo bis zu seinem Wechsel in die USA weiter bei Central Hoops blieb, schloss sich Malte 2009 ALBA an, wo er mit der Generation um Niels Giffey und Andreas Seiferth für ALBA 2 in der Regionalliga und in der ProB spielte, bevor auch er zum Studium in die USA ging. Zurück in Deutschland debütierte er 2015/16 mit Bayreuth in der BBL. Seit 2016 spielt er für Chemnitz.

Darion Atkins spielte in der Saison 2019/20 von Dezember bis zum coronabedingten Saisonabbruch im Frühjahr zusammen mit Louis Olinde für Brose Bamberg in der easyCredit BBL und in der Champions League. Auch im Viertelfinale des BBL-Pokals standen Louis und Darion Atkins zusammen auf dem Parkett, schieden aber mit 66:82 gegen ALBA aus.

NINERS Chemnitz (Stats easyCredit BBL 2021/22)

Nr.NamePos.AltercmNat.BBLPkt.Rb.As.
0Nelson Weidemann (verletzt)122191GER5 J.7,72,12,0
1Brendan Gregori117185GER1 J.
3Malte Ziegenhagen230193GER3 J.3,00,60,1
7Jonas Richter524207GER1 J.5,63,31,0
8Niklas Wimberg425206GER7 J.7,04,60,8
11Isaiah Mike424203CAN1 J.11,56,62,6
14Nick Lasch3/417203GER1 J.
15Frantz Massenat1/229194USA5 J.10,02,44,5
20Travis Jocelyn322199USA---
21Ivan Karačić4/525204CRO---3,52,50,5
29Mindaugas Sušinskas3/426203LTU---8,82,32,0
44Darion Atkins4/529203USA1 J.11,96,51,8

Headcoach: Rodrigo Pastore (49, ARG, siebte Saison in Chemnitz, die zweite in der BBL)

NINERS Chemnitz: Resultate der letzten drei Wochen

14.11. Chemnitz – Bayern München (BBL-Pokal) 85:80 (S) Atkins 21

21.11. Chemnitz – Heidelberg (easyCredit BBL) 67:64 (S) Wimberg 15

ALBA BERLIN: Resultate der letzten drei Wochen

13.11. Bayreuth – ALBA (BBL-Pokal) 57:84 (S) da Silva 17

16.11. Zenit St. Petersburg – ALBA (EuroLeague) 75:66 (N) Eriksson 20

18.11. UNICS Kazan – ALBA (EuroLeague) 85:71 (N) Koumadje 12

20.11. Ulm – ALBA (easyCredit BBL) 66:71 (S) Eriksson 20

25.11. ALBA – Maccabi Tel Aviv (EuroLeague) 91:86 (S) Eriksson 19

03.12. ALBA – Armani Mailand (EuroLeague) 81:76 (S) Eriksson 21

ALBA-Bilanz gegen Chemnitz: 2:0

07.02.2021: ALBA – Chemnitz 83:65

09.05.2021: Chemnitz – ALBA 81:91

Medieninformation: ALBA BERLIN