Wir können gerne eine Diskussion führen, aber dann wäre es schön, wenn diejenigen, denen der Ausgangsbeitrag von dir, werter pizza4ever, gefällt, auch tatsächlich auf mögliche Argumente eingehen und ihre Sichtweise darlegen. Ich finde die Diskussionen rund um die Thematik ´Euroleague´ immer ziemlich einseitig geführt, also inhaltlich.
Zunächst: One Family war einmal, nun sich nur noch erlese Metropolen in Euroleague´s Tafelrunde zugelassen. Bisher haben die anderen Tafelrunden ihr Ding machen können, aber das möchte zumindest Baiesi unter dem fadenscheinigen Argument des Fortschritts ändern. Alle Ligen sollen sich mehr oder weniger der Euroleague unterwerfen. Was verspricht sich Baiesi davon? Euroleague am Wochenende, volle Hallen, bessere Vermarktungsmöglichkeiten, eine deutlich geringere Belastung von Spielern und Back Office, die Möglichkeit als EL-Teilnehmer zu trainieren und sich entwickeln zu können, wodurch die Qualität der Spiele steigt, was insgesamt in einem attraktiveren Produkt ´Euroleague´ münden würde. All das wär All-Inclusive, da die EL-Clubs weiterhin um die nationalen Titel spielen könnten/werden. Insofern kann ich die Motivation hinter der Aussage nachvollziehen.
Kommen wir zur viel größeren Gegenseite: Allen Clubs, die nicht Euroleague spielen (können). Es gehen zwei Heimspiele verloren, die nationalen Titelkämpfe werden noch einseitiger und die Platzierungen in der regulären Saison werden komplett verfälscht. Gehen beispielsweise Bayern und Alba als Siebter und Achter in die Playoffs, wer möchte die Hauptrunde denn dann als Erster oder Zweiter abschließen? Gehen Bayern und Alba als Vierter und Fünfter in die Playoffs, wer möchte Erster werden? Mal abgesehen davon, dass die Meisterschaft nach dem Viertelfinale entschieden wäre. Ferner fallen für die Streaming-Zuschauer einige Spitzenspiele und emotionale Highlights weg, die für mich das Hauptargument für einen Verbleib von Bayern und Alba in der BBL darstellen. Hier wären wir bei der Alternative: Bayern und Alba spielen nur Euroleague. Ob sich ein oder zwei ProA-Vereine finden lassen, die in der BBL konkurrenzfähig wären, sprich die Lizenzvorgaben erfüllen würden, da bin ich skeptisch. Das Teilnehmerfeld wäre demnach aller Voraussicht nach identisch. Der primäre Vorteil wäre für mich ein offener Meisterschaftskampf und damit mehr Wachstumsmöglichkeiten, nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch über die FIBA Champions League, die als Folge des "Baiesi-Modell" gestärkt hervorgehen sollte. Das Resultat wäre ein unverfälschter, ehrlicher nationaler Wettbewerb, der den Vereinen größere Entwicklungsmöglichkeiten zugesteht.
Man müsste demnach zwischen folgenden Optionen wählen:
1) Bayern und Alba spielen Euroleague und qualifizieren sich automatisch für die Playoffs
2) Bayern und Alba werden aus der BBL ausgeschlossen
Ich würde mich aufgrund der dargelegten Argumente sofort für Option 2) entscheiden und ich denke ein Großteil der Anhänger der "normalen" BBL-Vereine würde es mir gleichtun. Das geschrieben, bin mir allerdings alles andere als sicher, ob das Modell tatsächlich im Sinne von Alba Berlin wäre und auch nicht, ob Pesic den Modell-Vorschlag von Baiesi unterstützen würde. Bisher hat sich dieser immer eindeutig zur BBL bekannt. Da der Vertrag von Baiesi ausläuft, könnte es durchaus sein, dass die beiden respektive Baiesi und der FCBB nicht mehr dieselbe Sprache sprechen und sich der Italiener deshalb so offensiv wie noch nie zu der Thematik geäußert hat.
Kommen wir zum emotional erregenden Punkt, der Aussage, dass die kleinen Vereine - in Deutschland sind es 16 an der Zahl - sich in Form höherer Ticketeinnahmen am BBL-Dasein der EL-Teilnehmern bequem bereichern, das sei nicht fortschrittlich. Aha. Was wäre denn an dem Modell fortschrittlich? Fortschritt verkommt mehr und mehr zu einem Scheinargument, das immer dann Anwendung findet, wenn es fernab der Eigeninteressen kein tatsächliches Argumente zugunsten der breiten Allgemeinheit gibt. Dann noch ein Fremdwort wie "Obskurantismus" in den Raum werfen und schon klingt das cool, hip und so fortschrittlich. Aber nicht nur das, es klingt auch gönnerhaft und absolut respektlos gegenüber allen Vereinen, die nicht an der Euroleague teilnehmen können. Ich finde es reichlich abstrus, das Pferd aus dieser Richtung aufzuzäumen. Ein Großteil der nationalen Ligen existiert seit Jahrzehnten in der heutigen Form - Ausnahmen sind die ABA League und mit Abstrichen die VTB United League. Es gab Zeit meines Basketballlebens nie nennenswerte Probleme zwischen nationalen und internationalen Wettbewerben, bis die Euroleague anfing aus vermarktungstechnischen Gründen das Format im gefühlten Drei-Jahres-Turnus abzuändern, um mehr Gelder zu erwirtschaften und eine Art europäische NBA zu schaffen. Es wurden also peu a peu, mit jeder Änderung, mehr Spiele. Und nun? Nun sind es aus Sicht der EL-Clubs zu viele Spiele und Schuld daran respektive Veränderungsgegenstand sind nun die nationalen Ligen. Das ist so bigott, das man bei genauerer Überlegung nur lachen kann. Amüsant ist auch, dass so manch einer, der den FC Bayern vor Kurzem noch als Zugpferd der BBL promoted hat, nun zumindest offen ist für eine BBL (fast) ohne den FC Bayern Basketball.