Mir gefällt das Format vom Kosmonaut, deshalb teile ich auch ein paar lose Beobachtungen:
1. Positiv: Onu hat angedeutet, dass er als Lob-Partner funktionieren kann. Sobald sich das Timing weiter verbessert, wird es aus dieser Aktion immer wieder Punkte geben können.
2. Positiv: Copeland wirklich gut im 1 gegen 1. Die Variabilität aus Wurf und Zug zum Korb gefällt mir. Wird auch Off-Days haben, aber wirkt bisher stabil. Sehr wichtig.
3. Die Rebounds sind ein großes Problem. 35:48 wie in Vechta sollte nicht passieren, zumal die nicht besonders groß oder athletisch sind und der Starting Center fehlte. Es gab einen Angriff von Vechta im dritten Viertel, der begann bei 2:27 und endete bei 1:32 mit einem Foul von Gray an Diallo. In diesem einen Ballbesitz hatte Vechta 7 Würfe nacheinander! Bamberg konnte also sechs Mal nacheinander nicht den Defensiv-Rebound holen. Auf dem Feld stand mit Onu, Nelson, Gray, Wohlrath und Johnson eine Aufstellung, die eigentlich gut rebounden sollte. Hier schließe ich mich dem Kosmonaut an: Besonders Onu und Nelson fehlen Timing, Konzentration und Handlungsschnelligkeit beim Rebound. Außerdem Physis beim Ausboxen. Das ist keine reine Einstellungssache in diesem Fall, das braucht richtig Arbeit noch. Bei Onu (und ein wenig bei Stanic) ist dieses Problem bekannt, aber Nelson hab ich am College besser gesehen. War aber halt auch nur College.
4. Auf Gray gehe ich gesondert ein. Ich habe den Eindruck, dass er so ein wenig Everybody's Darling ist. Ich tue mir richtig schwer mit seiner Spielweise. Offensiv bin ich positiv überrascht, mit dem Wurf und auch mal einem guten Pass scheint er tatsächlich wichtig für die Mannschaft zu werden. Das hatte ich so nicht kommen sehen, ich empfand ihn offensiv immer nur als Rollenspieler, der mit dem Ball fast nichts machen kann.
Defensiv dagegen bin ich nicht glücklich beim Zuschauen. Bei ihm ist so viel Show dabei. Die Hilfen, die er spielt, sind oft total übertrieben bis unnötig. Er geht Vollgas auf den ballführenden Spieler, will ein Highlight-Play machen und den Ball blocken oder stealen, aber im Ergebnis steht einfach nur sein Mann komplett frei. Direkt im ersten Angriff der zweiten Halbzeit lässt sich das beobachten, es gibt aber viele Beispiele. Auch im Defensivrebound hat er wenig gegengehalten. In der angesprochenen Sequenz mit den 7 Würfen in einem Angriff holt zwei Mal Grays Gegenspieler den Rebound, einmal tritt Gray mit dem Ball ins Aus und am Ende macht er das Foul beim Zug zum Korb des jungen Centers Diallo.
Für mich ist das eine Coaching-Frage: Amiel muss die Athletik und Energie von Gray defensiv in gesunde Bahnen lenken, ohne dass dieser ständig seinen Gegenspieler komplett alleine lässt.
5. Die Körpersprache von Amiel während des Spiels und besonders in der PK danach ist für mich als Fan ansteckend deprimierend. Er wirkte jetzt schon richtig gefrustet, dabei ist, wie er selbst sagt, erst September. Der Auftritt bei der PK macht deutlich, dass sich Amiel die Form zu Saisonbeginn anders vorgestellt hat. Zuversicht sieht anders aus.
6. Die BBL hat heute ein Video geteilt, wo aus jedem Club eine Person sagt, was die Saisonziele sind. Heckmann sagte: besser als letzte Saison, man will in die Playoffs. Das ist Stand heute wirklich weit weg. Entwicklungspotenzial ist ordentlich vorhanden, aber so viele Spieler bringen fundamentale Schwächen mit ...... das kann nicht ganz schnell besser werden. Auch mit Einsatz hat das wenig zu tun.
7. Ich finde es extrem unglücklich, dass das erste Heimspiel gegen die formschwachen Rostocker verlegt wurde, weil die Tribüne da noch nicht eingebaut ist bzw. eingebaut wird. Es wäre echt gut gewesen, wenn man im Sinne des angestrebten guten Saisonstarts pünktlich zum Ligabeginn damit fertig ist. Positiv gesehen hat man aber bald nochmal zwei Wochen Zeit, wo man weiter die Basics trainieren kann und sich nicht auf einen Gegner vorbereiten muss. Das kann auch nicht schaden.
8. Man wird individuell ein wenig nachbessern müssen. Dann kann die Leistungsfähigkeit schnell besser werden. Aber Amiel muss auch einfach endlich mal liefern. Es ist sein Kader, er hat die Spielidee, es ist seine dritte Saison in der BBL. Er hat Lehren gezogen aus dem letzten Jahr und möchte bessere Defense und mehr Tempo und Athletik. Das muss irgendwann auch mal auf dem Parkett zu sehen sein.
9. Was Positives zum Abschluss: Es gibt viele Teams in der Liga, die unerfahren oder sehr dünn besetzt sind. Ab Platz 4 gibt es keine richtig starken Teams, die den anderen meilenweit voraus sind. Stand heute bin ich bei der Prognose im Bereich 13-17, aber das heißt auch: Ab jetzt kann man fast nur positiv überraschen. Amiel muss seine Ideen umgesetzt bekommen, die Spieler müssen sich unter Weissenböck entwickeln und dann muss man einfach die vielen Schwächen der Gegner nutzen und zu Saisonbeginn so viele Spiele klauen, wie es geht. Auch hässliche Siege helfen erstmal.