Bevor ich zum Wesentlichen, dem Sportlichen komme, möchte ich noch kurz meine Einordnung zum "Headshot" Thema geben.
Ich finde auch, dass eine solche Geste im Sport nichts zu suchen hat. Ähnliches gilt für die "Kopf ab" Geste, die man auch öfter sieht. Gleichzeitig weiß JEDER, der schonmal halbwegs ernsthaft Mannschaftssport betrieben hat, dass solche Gesten sich über die Jahre eben konventionalisiert haben und verwendet werden, OHNE dass damit in irgendeiner Weise Gewaltverherrlichung intendiert wird. Ein ähnliches Beispiel kennt man früher aus dem Mannschaftsport, wenn beispielsweise von einem "schwulen Pass" die Rede war. Ich würde behaupten, dass die Meisten diese Äußerungen nicht aus homophober Gesinnung heraus getätigt haben. Die Aussagen SIND aber homophob und wurden daher zurecht kritisiert und man spürt zum Glück eine deutliche Entwicklung zu beispielsweise vor 10 Jahren. Solche Aussagen hört man glücklicherweise nur noch selten.
Ähnliches gilt für die beschriebenen Gesten. Sie SIND falsch, sie SIND gewaltverherrlichend und gehören nicht auf den Court. Man muss aber auch verstehen, dass solche Gesten konventionalisiert sind und für viele Sportler zum "Game" dazugehören. Was ist also aus meiner Sicht die richtige Lösung? Aufklären. Die Liga, der Verein (in diesem Fall Würzburg) muss mit dem betreffenden Spieler in den Dialog gehen und ihm deutlich machen, WARUM solche Gesten falsch sind und eben nicht nur als harmloser Trash Talk gelten können. Wiederholt sich das, dann sollte man über Strafen nachdenken.
Hier einen Zusammenhang zu schrecklichen Geschehnissen aus der Realität herzustellen, ist unangemessen und Mintz gegenüber eine Unterstellung, die zu weit geht. Ich finde es aber stark, dass der User diesen Fehler auch eingesehen hat.
Mir persönlich ist Würzburg maximal unsympathisch, aber Mintz zeigt bis auf diese Geste keine Anzeigen jeglicher Unsportlichkeit und wirkt einfach nur wie ein "Baller". Ihn aufklären, ermahnen, Strafe androhen und gut ist.
Vor Würzburg und deren Fans habe ich großen Respekt. Die Stimmung in der Halle ist überragend und die Mannschaft kämpft. Was man aber teilweise in deren Forum lesen muss...ist interessant. Von Kloppertruppe bis purer Arroganz ist alles dabei. Auch die Fangesänge, die man zum Glück sonst nur aus dem Fußball kennt (was nicht heißt, dass ich diesen Teil des Fußballs mag, im Gegenteil) tun ihr Übriges. Fairerweise liest man aber auch hier teilweise unnötige Beschuldigungen und Pauschalisierungen. Ja, mir sind Würzburg und vor allem Seljaas mit seinem Flopping (und ja Leute, er floppt. Man kann es natürlich auch clever verkaufen nennen) insgesamt eher unsympathisch ABER deswegen kann man immer noch sachlich bleiben, den Gegner respektieren und sich auf Augenhöhe begegnen. Sport lebt doch von Rivalitäten und Antipathie. Egal wie das Ding morgen ausgeht, sollte man dem Gegenüber für eine tolle Serie gratulieren und sich über den Finaleinzug freuen. Ein bisschen Trashtalk gehört dazu, aber falsche Unterstellungen und Provokationen sind drüber.
Zum Sportlichen:
Würzburg ist unglaublich unangenehm zu bespielen. Sie erinnern mich an die Rockets und d'Antoni und Harden. Viel 1vs1, was aber eine valide Option ist, weil sie dafür die Spieler haben. Mintz, Jackson, Lewis sind im 1vs1 kaum zu halten. Da bietet sich vermeintlich an, zu doppeln. Und genau hier liegt der Knackpunkt mMn. Ich würde eben NICHT doppeln. Um bei der Houston Analogie zu bleiben: sie sind stets an den Warriors gescheitert. Natürlich zum einen, weil auf der anderen Seite Steph Curry und Co standen. Zum anderen aber zu großen Teilen auch, weil die Warriors Harden und Paul im 1vs1 haben machen lassen und die Rollenspieler rund um PJ Tucker (hier passt der Vergleich zu Seljaas als undersized 4er mit 3&D und Leader-Rolle ganz gut) aus dem Spiel nahmen. Viele unterschätzen, wie viel Körner es kostet, sich dauernd aus dem Dribbling Würfe zu erarbeiten. Mintz, Jackson und Lewis sind alles verhältnismäßig kleine Guards, die für jeden Wurf, den sie im 1vs1 kreieren recht viel arbeiten müssen. Ich würde sie man to man verteidigen, bei Picks wenn es nicht anders geht switchen und die Würfe so weit erschweren wie möglich. Dann wird ihnen irgendwann die Luft ausgehen. Viel wichtiger ist, dass man beispielsweise NIE von einem Seljaas weghilft und ihm stattdessen auf den Füßen steht (und ihn dabei nicht unnötig foult...).
Das Doppeln würde ich somit wirklich nur sehr vereinzelt situativ einsetzen. Vor allem im Low Post ist mir häufiger aufgefallen, dass wir viel zu oft unnötig helfen und der freie Wurf nur einen Pass entfernt ist. Lass Steinbach doch gegen Santos aufposten. Wenn er den Hookshot trifft, ok, akzeptiert. Gefühlt haben wir aber noch keinen gesehen, weil wir entweder so übermotiviert helfen, dass Steinbach den völlig freien Schützen findet (der Junge hat ein super Auge) oder eben foulen.
Die Quintessenz zum Erfolg morgen heißt für mich somit: Man to man Defense. Unsere Guards müssen den Würzburger Guards das Leben so schwer wie möglich machen, ABER ohne die unnötigen Fouls. Dann treffen sie eben mal die taffen Dinger. Wichtig ist, dass die anderen Spieler rund um Seljaas keinen Raum bekommen und dass wir ihnen keine Punkte an der Linie schenken.
Offensiv wünsche ich mir mehr Präsenz in der Zone. Santos muss mehr zum Korb abrollen und allgemein müssen wir konsequent zum Korb ziehen. Ja, die Zone ist dicht, aber nur so bekommen wir a) die Würzburger in Foulprobleme (gerade deren Guards können physisch mit unseren nicht mithalten) und b) sind Kickouts möglich, die zu Catch an Shoot Dreiern aus dem Rhythmus führen. Wenn wir dann noch ordentlich rebounden und die Turnover einigermaßen niedrig halten, dann werden wir gewinnen. Aber auch nur dann, denn das Würzburger Team hat Herz, das muss man klar festhalten.
Auf ein gutes, faires Spiel.
Ich freue mich auf die Atmosphäre in der Halle.