Jackson rügt erbärmliche Lakers

  • München - Es war die große Geschichte des Sommers. Es war Hollywood in Reinkultur.

    Phil Jackson kehrt nach L.A. zurück und versöhnt sich mit Kobe Bryant, um die schwächelnden Lakers wieder auf Vordermann zu bringen, die er in fünf Spielzeiten zwischen 1999 und 2004 zu drei Titeln und einmal ins Finale geführt hatte.

    Doch die anfängliche Freude über den Trainer-Coup, die gute Vorbereitung, eine Preseason mit sechs Siegen in acht Spielen und den 3:1-Saisonstart hat sich gelegt.

    Jackson: "Wir waren erbärmlich"

    Die Lakers verloren ihre letzten drei Partien in Serie und vor allem die Leistung bei der jüngsten Pleite in Memphis erinnerte stark an die vielen blutleeren Auftritte der vergangenen Saison, dem Jahr eins nach Jackson.

    Dem platzte nach dem 73:85 bei den gewiss nicht überragenden Grizzlies der Kragen. "Erbärmlich" nannte der "Zen-Master" die Darbietung seines Teams.

    Die Grizzlies "haben gut getroffen in der ersten Halbzeit", gab Jackson zu. "In der zweiten Halbzeit haben sie dann überhaupt nichts mehr getroffen, wir konnten daraus aber keinen Nutzen ziehen, weil wir erbärmlich waren."

    Bryant angeschlagen

    Die schlechte Serie nur auf Kobe Bryants Fingerverstauchung zu schieben, die er sich in der vergangenen Woche beim Sieg über die Atlanta Hawks zuzog, wäre zu billig.

    Aber selbstredend fehlen den Lakers die Punkte ihrer Nummer acht. Bryants Schnitt fiel seit dem Hawks Spiel von 36 auf 21 Punkte. Gegen Memphis nahm der 27-Jährige nur 18 Würfe - sein Saisonmittel liegt bei 26.

    Heftige Kritik von Odom

    Doch ist es nicht Bryants Malaise, die etwa Flügelspieler Lamar Odom als Ursache der Minusserie anführt. Dem zweitbesten Scorer und Top-Rebounder der Lakers geht es um Grundsätzliches.

    "Wir spielen armselig", sagt Odom. "Wenn man alles dafür tut, um zu verlieren, wenn man all die Dinge tut, die es für eine Niederlage braucht, dann ist es nicht überraschend, wenn man verliert. Wir spielen nicht gut zusammen, wir bewegen den Ball nicht, wir haben kein Vertrauen ineinander, weder in der Offensive noch in der Verteidigung."

    Kobe bleibt cool

    Während laut Odom also nichts zusammenpasst, reagierte Kobe Bryant eher gelassen auf die Niederlagen.

    "Mir war es völlig klar, dass uns eine Achterbahnfahrt bevorsteht. Wir spielen ein neues System, das müssen wir erst lernen. Das Passspiel, die Raumaufteilung, das Timing, der Rhythmus, solche Sachen. Es war klar, dass es auf- und abgehen würde."

    Die Wahrheit liegt vermutlich wie immer irgendwo in der Mitte - aufs Sportliche übertragen also genau dort, wo bei den Lakers der jüngeren Vergangenheit, der Ära Jackson, immer ein gewissen Shaquille O'Neal sein Unwesen trieb.

    Erinnerungen an Shaq


    Ausgerechnet an seinen früheren Starcenter musste Jackson nur wenige Stunden nach der Memphis-Pleite denken:

    "Mit Shaq hatten wir immer jemanden, dem man den Ball zuspielen konnte. Das hat es in vielen Situationen, wenn die Luft dünner wurde oder es schlecht für die Mannschaft lief, einfacher gemacht. Für die Spieler und die Trainer."

    Jetzt müssen die Lakers ohne ihren Rettungsanker auskommen, auch wenn Jackson meinte, sie hätten Spaß dabei.

    Noch mehr Spaß dürfte es ihm allerdings bereiten, wenn sein Team nach den jüngsten Negativ-Erlebnissen mal wieder ein Spiel gewinnen würde.

    Wiedersehen mit den Knicks

    In der Nacht zum Donnerstag geht es dabei ausgerechnet gegen die New York Knicks, also den Klub, für den Jackson selbst elf Jahre spielte und der im Sommer heftig um seine Dienste buhlte.

    Er bereue die Entscheidung pro Lakers nicht, erzählte Jackson der "L.A. Times", gab aber zu, sich geschmeichelt gefühlt zu haben und eine gewisse Verbundenheit mit den Knicks zu empfinden:

    "Das war alles schön und gut, aber ich hatte einfach das Gefühl, dass ich noch nicht fertig bin mit den Lakers."