Mir geht es wie vielen hier und der Brückenlockdown setzt dem ganzen noch die Krone auf! Es ist nach wie vor so, dass die getroffenen Maßnahmen nichts Halbes und nichts Ganzes sind und wir seit Monaten harte Einschränkungen im Privatleben haben, die aber nicht ausreichen die Zahlen zu drücken. Hätten wir uns im Januar dazu durchgerungen einen Lockdown durchzuziehen, der den Namen verdient, stünden wir heute um ein vielfaches besser da. Die Gefahr der Mutante und einhergehende Modellierungen, die quasi auf die Nachkommastelle genau eingetroffen sind, waren einigen Entscheidungsträgern wohl zu komplex.
Dennoch möchte in zwei Punkten manchen Vorrednern widersprechen:
- Es behauptet niemand, dass der Einkauf im Baumarkt gefährlicher ist, als im Supermarkt. Das Ziel der Schließung der Baumärkte (u.s.w.) ist es so viele Kontakte wie möglich zu reduzieren. Dass Supermärkte nicht geschlossen werden können, ist ja klar..
- Arena11 Warum soll ein Mann, der seine Expertise wenn dann (ich kann das nicht beurteilen...) in Wirtschaftsthemen hat, beim Thema Epidemiologie und Virologie besseren Durchblick haben, als Fachleute auf dem Gebiet? Die Belegung der Intensivbetten steigt rapide (https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen), daher halte ich die Verbreitung von Begriffen wie "PCR-Inzidenzpanik" leugnerisch und gefährlich.
Was stellst du dir genau unter einem Lockdown vor, „der seinen Namen auch verdient“? Woher nimmst du deine Zuversicht, dass wir bei einem solchen Lockdown tatsächlich Erfolg gehabt hätten und nicht in Folge neuen Eintrags zB aus Tschechien innerhalb kürzester Zeit wieder genau da gestanden wären, wo wir jetzt sind? Hinsichtlich der Modelle und ihrer Präzision: Zahlreiche Modellrechnungen für die Inzidenz bzw. täglichen Infektionszahlen kurz vor Ostern sind gerade erst widerlegt worden.
Die Zuversicht darf man aus der naturwissenschaftlichen Tatsache nehmen, dass der Covid-19-Erreger unter für ihn idealtypischen Bedingungen (trockene Kälte) maxuimal 2-3 Wochen überleben kann. Ein knallharter Lockdown, den Deutschland im Gegensatz zu einigen anderen Ländern, zu keinem einzigen Zeitpunkt in den vergangenen 12 Monaten erlebt hat, wird ihm auf breiter Basis die Lebensgrundlage entziehen. Ist logisch und nicht schwer zu verstehen.
Dies ist nicht nur die Meinung fast aller Virologen und Epidemiologen sondern eben beispielsweise auch von Spezialisten für computergestützte Epidemiologie, Dirk Brockmann und einigen anderen, welche zwar von Anfang an beratend tätig waren aber sich mit ihrer Forderung nach einem kurzen aber wirklich harten Lockdown bisher nie durchsetzen konnten.
Ich würde nicht so weit gehen wie Brockmann vor einigen Monaten bei Markus Lanz und sagen "nach 3 Wochen ist das Ding weg". Wir sind im Zentrum Europas, haben viele Grenzen und sind auch Transitland. Er würde irgendwann wieder eingeschleppt werden. Aber nach 3 Wochen eines Lockdowns der diesen Namen auch verdient, wäre der Virus und das Infektionsgeschehenielleicht vielleicht nicht völlig ausgelöscht - aber derart dezimiert bzw. reduziert, dass die Behörden es wieder locker im Griff haben. Bis dahin steht dann auch wesentlich mehr Impfstoff und Schnelltests zu Verfügung.
Als Unternehmer wäre ich dafür. Dass ich innerlich Abbitte leiste bei jenen Ulmer Unternehmern, welche bereits im Oktober einen solchen harten, 2-3 wöchigen Lockdown forderten, habe ich bereits früher geschrieben. Harter Lockdown im Oktober wie in Asien oder Italien letztes Frühjahr, statt Wellenbrecher-Lockdown, gefolgt von Lockdown ligt und jetzt vielleicht Brücken-Lockdown - wir stünden heute ganz anders da und könnten uns schon seit Monaten über Lockerungen und Reisen unterhalten. Die Impfmisere ist nochmal ein ganz eigenes Thema dabei und trägt einiges zu dem ganzen Chaos und Frust bei.
Wer mal ein bischen etwas zu den Hintergründen des Chorona-Chaos wissen möchte und fundierte, sachliche und dennoch prügelharte Politik-Schelte ganz ohne "die daoben und wir da unten-Rhetorik" lesen möchte, dem Empfehle ich den Spiegel der KW 12 vom 20.03. Speziell den Artikel " Was zu vergeigen war" und von Olaf Stampf den Leitartikel "Zieht die Notbremse! - Schluss mit dem Stotter-Lockdown"
Ist aber nur was für jemand mit guten Nerven....und nix für jemand der/die glaubt, dass Deutschland immer und überall der Klassenprimus ist...