Lee's Corner Talk - Runde 1: Euroleague / EuroCup / Europäische Entwicklung (Leseversion aller Fragen plus Antworten)

  • Lee’s Corner Talk


    Anfang der Saison kam bei Motuler und mir im Zuge der EL Previews die Idee auf, dass wir ab und an eine Art kleiner Talk zur Bamberger EL Saison und den anstehenden Gegner, sowie zurückliegenden Ergebnisse abhalten könnten. Aus verschiedenen Gründen wurde das nicht weiter verfolgt. Wir haben die Idee aber wieder aufleben lassen und sind nun sogar soweit, dass wir die erste Runde unserer "Talks" nun vorstellen dürfen.


    Das „Konzept“ ist einfach: Momentan sind wir zur dritt (Motuler, MG und ich), die zu gestellten Fragen Bezug nehmen und auch auf die Antworten der anderen User eingehen (können). Jeder von uns hat einmal eine Frage als erster beantwortet, so dass wir wie auf dem Parkett einfach „rotieren“. Wir sind, wie ihr an den Fragen erkennen könnt, nicht nur bei Bamberg und der EL geblieben, sondern haben uns einen "Themenschwerpunkt" herausgesucht: „Euroleague / EuroCup / europäische Entwicklung“. Alles natürlich auf die BBL Mannschaften erstmal bezogen. Die Fragen, die ihr lest, wurden von uns erstellt. Sollte das Konzept Anklang bei euch finden, wären wir auch gerne bereit, dass wir Fragen von euch aufnehmen und diskutieren, die euch interessieren. Vielleicht fühlt sich auch jemand so angesprochen, dass er gerne mal an einer Runde mitwirken möchte; wenn das so ist, dann schreibt mir doch einfach eine PN; dabei sollte aber bedacht werden: Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit sind hierbei auch von Nöten. Unterschiedliche Meinungen werden gerne gesehen und daher spielt die „Fanherkunft“ keinerlei Rolle, sie ist aus unserer Sicht sogar sehr wichtig, damit verschiedene Standpunkte diskutiert werden können.


    In dieser Runde geht es um oben schon erwähnte Themen, gerne würden wir aber auch Themen aufgreifen, die nichts mit Bamberg / EL usw. zu tun haben. Wie wir das mit den Fragen zustellen bzw. Themen aussuchen noch bewerkstelligen, ist noch nicht ganz raus, deswegen habt etwas Geduld bis wir dafür eine einfache Möglichkeit gefunden haben (sei es ein Thread, sei es eine Umfrage etc.).


    Was wir drei uns wünschen würden: Diskutiert mit, sagt uns eure Meinung, bleibt dabei aber „anständig“ untereinander. Denn wir sind alle Basketballfans, auch wenn wir aus verschiedenen Fanlagern stammen. Wir möchten hiermit ein wenig das Board bereichern, und eine tiefer gehende Diskussion um eine bestimmte Frage ermöglichen. Konträre Meinungen sind natürlich erlaubt und auch mitdiskutieren ist selbstverständlich erwünscht und gern gesehen. Nur wäre es wünschenswert dies auf argumentativer Basis zu tun.
    Hierzu noch eine kurze Erklärung zu Struktur in dem neu geschaffenen Bereich: Wir haben einen Thread, in dem alle Fragen und Antworten zusammengestellt wurden. Dieser Beitrag ist "angepinnt" und in ihm kann nicht geschrieben werden. Der Sinn dahinter ist ein einfacher. Jeder der die komplette Talkrunde einfach nur lesen möchte, findet hier alles, was er benötigt, ohne groß klicken zu müssen. Für all diejenigen unter euch, die mit uns darüber diskutieren wollen, gibt es zu jeder Frage einen eigenen Beitrag. Dort findet ihr nochmal die Frage und dazugehörigen Antworten. Wir haben uns für diesen Weg entschieden, weil wir sonst befürchteten, dass ein zu großes Durcheinander entstehen würde, wenn wir alles in einem Beitrag belassen würden.


    Bevor es hier nun endlich aber losgeht mit den 5 Fragen und unseren Antworten, sei noch kurz angemerkt: Wir machen dies als Fans mit unserer subjektiven Sichtweise; wir sind keine Experten und erheben da auch keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit unserer Aussagen. Wir versuchen natürlich zu erklären, warum wir etwas so und so sehen, aber es bleibt dabei: Wir schreiben dies als Fans.


    Und zu guter letzt möchten wir drei auch noch @villain danken, der uns durch die Schaffung dieser Kategorie und bei vielen anderen Dingen sehr unterstützt hat, damit dieses kleine "Projekt" umgesetzt werden konnte.


    Das soll es nun aber wirklich gewesen sein; wir wünschen euch allen viel Spaß beim Lesen und natürlich auch beim Diskutieren!


    Frage 1: Bamberg steht nach 14 Spieltagen mit einer Bilanz von 5:9 Siegen zu Niederlagen auf dem 11. Tabellenplatz. Sie liegen damit genau 2 Spiele (4 Punkte) hinter dem aktuell 8. Platzierten Team von Anadolu Efes Istanbul zurück, der zum Erreichen der nächsten Runde berechtigt. Hat Bamberg in den noch 16 zu spielenden Partien - auch in Anbetracht der jüngsten Ergebnisse - noch eine Chance, den 8. Tabellenplatz zu erreichen?


    "14 von 30 Partien sind gespielt und man steht mit dem 11. Platz in etwa da, wo man von den Experten vor der Saison eingeschätzt wurde – nämlich zwischen den Plätzen 10 und 14. In Anbetracht der Tatsache, dass man den Saisonbeginn ziemlich unglücklich (bzw. „nicht gerade clever in der Crunchtime“) gestaltet hat, ist das eine gar nicht mal schlechte Ausgangslage für den Rest der Saison. Von einer 2-8 Bilanz vor einem Monat konnte man sich auf 5-9 verbessern und hat diese Woche sogar die Chance, mit einem 6-9 in die – nicht vorhandene – „Winterpause“ zu gehen. Richtig weh tun dabei natürlich die beiden vermeidbaren Heimniederlagen gegen Belgrad und Panathinaikos.

    Was die Chancen auf die Playoffs angeht, kann man heute natürlich nur spekulieren. @Zar schreibt schon ganz richtig, dass man vermutlich eine ausgeglichene Bilanz brauchen wird, um in die nächste Runde einziehen zu können. Von dieser ist Bamberg Stand heute 4 Siege entfernt – mit einem Sieg in Istanbul wären es 3. Ganz entscheidend wird sein, in wie weit die „großen“ 6 Teams (CSKA, Real, Piräus, Panathinaikos, Vitoria, Fenerbahce) ihre Spiele gegen die „kleinen“ Teams schadlos überstehen in der Rückrunde. Sollten sie das konsequent tun, könnte auch eine negative Bilanz für den Einzug in die nächste Runde reichen. Allerdings kann man daran - gerade auf Grund der Tatsache, dass alle (bis auf CSKA) schon 5 Niederlagen haben – wirklich zweifeln…

    Aber mal weg von der Diskussion, mit welcher Bilanz man es in die nächsten Runde „schaffen könnte“: Bamberg braucht irgendwann mal einen größeren Lauf, um die beiden unglücklich verlorenen Heimspiele wieder wett zu machen. Das geht natürlich am besten, indem man auswärts mal etwas mitnimmt (z.B. ja schon diese Woche in Istanbul). Interessant ist in der Hinsicht auch der Spielplan: Man beendet die Saison mit 4 Heimspielen (vs. Fenerbahce, Vitoria, Darussafaka & Galatasaray) in den letzten 5 Spielen. Sollte man bis dahin also irgendwo im Bereich von 10-12 Siegen stehen, kann ich mir schon vorstellen, dass da noch „was gehen“ kann. Allerdings sehe ich den Weg bis dahin auch als unglaublich schwierig an, weil man sich eben gegen die vermeintlichen Mitstreiter um den 8. Platz quasi keinen Ausrutscher mehr erlauben kann.

    Somit komme ich abschließend auch zu meinem Fazit: Bamberg wird es schwer haben, in die nächste Runde einzuziehen. Die Euroleague ist in dieser Saison unglaublich ausgeglichen, weswegen man vermutlich keinen großen „Run“ hinlegen werden kann. Deswegen sage ich: Bamberg wird das Top-8 zu 95% Prozent nicht erreichen – aber eine kleine Chance besteht!"

    Als nicht Bamberger schließ ich mich dem Fazit von @Motuler direkt an.

    Für mich als "Außenstehender" hat Bamberg die EL zu Beginn an unterschätzt, und das kostet das Top8.
    Ob Finanziell da nicht mehr drin war, kann ich eh nicht beantworten.
    Aber ich hab mir zu beginn der Saison mehr erhofft, auch vom Kader her (der ist verdammt gut...aber im Vergleich zu manchen EL Teams auch nur Mittelmaß...auch wenn das komisch klingt).
    Bamberg nimmt die Rolle des UnderDogs bisher ein. Ob das die angedachte Rolle für sie war, das ist ne gute Frage !?

    Da möchte ich mich doch glatt nochmal kurz einschalten. Ich weiß nicht, ob Bamberg die EL unterschätzt hat. Ich denke eher, dass man nicht genau wusste, was wirklich auf einen zukommt. Man hatte bislang keinerlei Erfahrung, wie man zwei Ligen in einer Saison spielt. Und die knappen Ergebnisse zu Beginn der Saison lassen ja eher darauf schließen, dass man vielleicht nicht clever genug am Ende gewesen ist, aber unterschätzt, nein, das würde ich nicht so sagen wollen. Das Resultat am Ende, das sehen wir wohl ähnlich: Es wird dadurch nicht für das Top8 reichen.

    Ansonsten hast du mit dem Begriff "underdog" noch etwas aufgegriffen, was ich interessant finde: Ich glaube, nach der erfolgreichen EL Saison letztes Jahr (auch wenn man dort die Top8 knapp verpasste), hatte man gedacht aus diesem "Underdog" Zug aussteigen zu können. Bamberg wird sicherlich von keinem EL Team mehr unterschätzt, aber letztendlich ist man in den meisten Spielen immer noch etwas dieser "underdog", jedenfalls gefühlsmäßig. Aber vielleicht liegt dies wiederum auch nur an den vielen knappen Niederlagen, die man einstecken und verarbeiten musste.


    Frage 2: Bamberg hat auf den Guardpositionen mit dem Comboguard Jerel McNeal nochmal auf dem Transfermarkt zugelegt. McNeal spielte in der letzten Saison als PG im EuroCup und der griechischen Liga für Aris Thessaloniki. Wie seht ihr diese Verplfichtung (natürlich auch unter Einbeziehung eurer Antwort der vorherigen Frage)? Und welche Auswirkungen kann diese Verpflichtung auf die Spielanteile eines Maodo Lo und Ali Nikolic haben? Ist McNeal das fehlende Puzzelstück, das den Abgang Brad Wanamakers vergessen machen kann?


    "Das sind natürlich alles Fragen, die man – ohne ihn bislang im Bamberger Trikot spielen gesehen zu haben – nur sehr ungenau beantworten kann. Dennoch wage ich gerne ein paar Gedankenspiele: Die Bamberger Verantwortlichen haben sich entschieden, das in der Spielweise sehr guardlastige Team um einen weiteren (Combo-)Guard zu erweitern und liegen da aus meiner Sicht auch gar nicht mal so falsch. Die Spielweise von Andrea Trinchieri ist auf „small ball“ ausgelegt und braucht deswegen eigentlich auch in jedem Spiel 4-5 voll „funktionsfähige“ Guards auf dem Parkett und der Bank. Warum genau Maodo Lo und Lucca Staiger diese Rolle in der BBL bislang nicht ausfüllen können/dürfen, ist das Geheimnis der Coaches und soll hier auch nicht groß thematisiert werden. Offensichtlich ist man (aus den verschiedensten Gründen) der Meinung, dass beide für den Top-Level-Anspruch zu unkonstant sind. Das ist für mich persönlich sehr schade, weil ich Lo für einen wirklich guten Spieler (mit allerdings leichten körperlichen Nachteilen) halte. Bei Nikolic sehe ich das Ganze schon eher pragmatisch: Er hat bislang in keinem Auftritt bei den Bamberger überzeugen können und hat sich nicht für eine Ausländer-Position im Kader empfohlen – auch nicht gegen schwächere BBL-Teams. Deswegen ist er für mich persönlich durch den Neuzugang auch richtigerweise raus aus der Rotation (und kann nebenbei den Klassenerhalt von Baunach in der ProA unter Dach und Fach bringen)!

    Womit wir bei der Frage wären, was man von McNeal erwarten kann: Seine Statistiken aus dem letzten Jahr bei Aris lesen sich gut, wenn auch nicht herausragend. Dennoch kann er dem Team viel geben, was ihm (=dem Team) durch den Abgang von Wanamaker abhandengekommen ist…McNeal zieht gerne mit viel Schwung zum Korb und hat seine Stärken vor allem im Korbleger/Floater. Auch mit Kontakt sah das in der vergangenen Saison in der Zone recht gut aus, was er da so veranstaltet hat. Darüber hinaus ist er auch als Teamplayer bekannt, der aus dem Drive heraus gerne mal den kick-out-pass zu den freien Schützen spielen kann – Andrea Trinchieri würde sagen: „Bingo“! Zu guter Letzt ist noch sein Drei-Punkte-Wurf zu erwähnen: Der sieht zwar – vor allem im Release – ein wenig langsam und „anders“ aus, fiel aber in den bisherigen Karriere-Stationen mit mittlerer 30er-Prozentquote ganz gut. Sein Ball-Handling ist für europäische Verhältnisse eher überdurchschnittlich.

    Somit würde ich abschließend sagen: McNeal wird der Mannschaft wichtige Impulse geben können und bringt vor allem auch Qualitäten mit, die bislang ein wenig gefehlt haben. Auf BBL-Level wird er eine mehr als gute Rolle spielen können, hinsichtlich der Euroleague bin ich allerdings ein wenig skeptisch. Man darf nicht vergessen, dass er – trotz seiner 29 Jahre – ein Rookie auf dem höchsten europäischen Level ist. Wanamaker wird er nicht vergessen machen in Bamberg, aber er wird zumindest einen Teil der Lücke füllen können, die der amtierende Liga-MVP im Frankenland hinterlassen hat. "

    Wie es @Motuler schon sagte, hier zu urteilen ohne ihn vorher gesehen zu haben... schwierig.

    Wenn man seine früheren Stats anschaut würd ich sagen, er ist ein recht kompletter Spieler als PG.
    Bietet von allem etwas.
    Wie er nun ein Team wie Bamberg als PG leiten kann... das muss man erst noch sehen.

    Wie es damit für Lo und Nikolic aussieht... das kann sich fast jeder denken.
    Lo wird weniger Zeit sehen (leider). Und ob es Nikolic noch in den Bamberger Kader aktiv rein schafft...wage ich zu bezweifeln.
    Für Nikolic wirds bei der ProA bleiben.
    Sollte Bamberg nächstes Jahr wieder EL spielen, müsste er sich eher die Frage stellen...schafft er den Sprung, oder wäre ein anderer Verein um Reife zu erlangen die bessere Wahl !?

    Ich habe McNeal an anderer Stelle ja schon mal versucht etwas näher zu beleuchten, d.h. seine spielerischen Aspekte muss ich hier erstmal nicht mehr ausgiebig beschreiben. Einen Spieler während der laufenden Saison zu verpflichten, ist natürlich nie eine leichte Aufgabe. Das Team, das seit der Vorbereitung zusammenspielt und sich auch schon seit einigen Spielzeiten z.T. kennt, ist natürlich eine eingeschworene Truppe. Hinzu kommt, dass Bamberg zwar für manchen Fan erkennbare "Lücken" bzw. "Defizite" offenbarte, aber die Ergebnisse größtenteils stimmen. In der Bundesliga hat man bis auf die Niederlage alle Spiele gewonnen, in der EL konnte man zuletzt auch überzeugen und musste zuvor eher knappe Niederlagen einstecken. Daher stellt sich die Frage: Warum wurde McNeal verpflichtet. Die Verantwortlichen der Brose Baskets sehen die Belastung der Spieler (vor allem der Guards) als grenzwertig und möchten da für Entlastung sorgen. Für mich ist das aber sicherlich nicht der einzige Grund. Natürlich spielt Fabien Causeur seit ein paar Spielen hervorragend, wie man es von einem Spieler seines Niveaus auch erwarten kann. Dennoch fehlt dem Bamberger Guards ein wenig die Athletik, die nun mit McNeal hinzukommt. Selbstverständlich ist Lo auch ein athletischer und schneller Spieler, doch befindet er sich in seinem ersten Profijahr und gerade in der EL wird ihm von Seiten des Trainerteams noch relativ wenige Minuten gegeben.

    McNeal wird nicht gleich am Anfang zu überzeugen wissen, er muss sich erstmal in dieses Team hineinarbeiten und einfinden. Dies wiederum wird nicht nur über Training möglich sein, sondern benötigt sicherlich auch reichlich Spielzeit. Diese wird er in der BBL sicherlich sehen. Doch ich bin eigentlich überzeugt, dass er Lo in der BBL in den meisten Spielern nicht wird verdrängen. Eher gehe ich davon aus, dass mal Spieler, wie Zisis, Strelnieks und Causeur dort ihre Verschnaufpausen bekommen. Für Nikolic sieht die Sache schon ganz anders aus. Es ist enorm schwierig zwei Talente, die quasi die gleiche Position bekleiden, in einem Team unterzubringen und zu fördern. Da Lo aber schon allein des Passes wegen "wichtiger" zu sein scheint, wird für Nikolic noch weniger Einsatzzeit übrig bleiben. Das ist natürlich schade, da er in der ProA in meinen Augen kleinere Schritte in seiner Entwicklung machen wird als wenn er in einem Bundesligaverein Spielzeit sammelt.

    Wenn ich am Ende jetzt noch die jüngsten Ergebnisse mit einsortieren soll, sieht das natürlich nochmal nach Angriff von Seiten der Brose Baskets aus. Doch auch mit McNeal halte ich ein Weiterkommen in der EL für unwahrscheinlich. Mit dieser Verpflichtung schafft man sich Variabilität auf den kleinen Positionen und womöglich auch ein Puzzelstück, dass am Ende doch nach Wanamakers Abgang nötig gewesen ist. Im Hinblick auf die Meisterschaft, die im Juni vergeben wird, natürlich nochmal ein Qualitätssprung (und ja, ich gehe davon aus, dass McNeal solide spielt und der Verein daher seine Option bis zum Ende der Saison ziehen wird).


    Frage 3: Bamberg spielt Euroleague, die mehr oder weniger als geschlossene Liga angesehen wird, dafür verantwortlich sind auch die vielen vergebenen A-Lizenzen. Mit Ulm, München und Berlin spielen drei deutsche Teams im EuroCup, der zweite strake Wettbewerb, der von der EL organisiert wird. Hat sich die Umstrukturierung der Wettbewerbe bewährt im Vergleich zum vorherigen Format? Und welche qualitativen Unterschiede gibt es in diesen zwei Wettbewerben.


    Vielleicht vorneweg nochmal ein genereller Kommentar zu der jetzigen Situation im europäischen Vereinsbasketball: Im Sommer haben sich weder die Vertreter der EL mit der weiteren Vergabe der A-Lizenzen und dem 10-jährigen Deal mit IMG, noch die FIBA mit ihrem spontanen Wiedereintritt in den europäischen Basketball und den angedrohten Sanktionen für die Ligen/Nationalmannschaften mit Ruhm bekleckert. Der ganze Machtkampf wird am Ende nur auf den Schultern der Teams ausgetragen, die v.a. durch die Ungewissheit im Sommer ungleich höhere Kosten hatten als in den Jahren zuvor (z.B. bei der Spielerakquise).

    Prinzipiell kann man aber schon sagen, dass sich die Euroleague und der Europcup – genauso wie in den vergangenen Jahren – als Wettbewerb #1 & #2 etabliert haben. Der 16er-Wettbwerb im europäischen „Oberhaus“ hat durch das Liga-Format vom ersten Spieltag an deutlich an Spannung hinzu gewonnen, der Eurocup ist so gut wie nie besetzt (wie ja auch MG_ schreibt).

    ABER – und das möchte ich hier wirklich ganz klar betonen – die Vergabe von A-Lizenzen & Wildcards widerspricht der europäischen Sport-Kultur und hat somit auch ein Problem, von den Fans ernst genommen zu werden. Ein Auf-und Abstiegssystem und die Vergabe von internationalen Plätzen nach der vorherigen Saisonplatzierung sind Grundvoraussetzung für die Legitimierung eines internationalen Wettbewerbs. Ich hatte es vor der Saison an anderer Stelle auch schonmal geschrieben: Von den 16 Euroleague-Teams wären 14 auch ohne die komischen Regelungen rein sportlich mit von der Partie. Wieso also auf die A-Lizenzen und Wildcards zurückgreifen, wenn man doch das (fast) gleiche Teilnehmerfeld auch mit sportlich fairen Kriterien zusammen bekommen würde?

    Zu der Frage bezüglich des Unterschieds zwischen den beiden Ligen: Ich glaube, dass der Großteil der Eurocup-Teams schon in der Lage ist, ein EL-Team an einem (guten) Tag zu schlagen. Das ist sicherlich auch ein Qualitätszuwachs im Eurocup in dieser Saison! Allerdings hat aus meiner Sicht auch die Euroleague qualitativ noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht – was man auch an den knappen Ergebnissen und der relativ ausgeglichenen Tabelle sieht…

    Schade ist natürlich auch das „Wirr-War“ um den „besten“ Namen in Europa: Euroleague, Eurocup oder Championsleague? Für Nicht-Basketballer ist die aktuelle Einteilung nur sehr schwer zu verstehen.

    Meine beiden Mituser haben ja schon viel richtiges gesagt. Dennoch möchte ich auch gern nochmal meine Sichtweise darlegen.

    Ich hatte vor der Saison ein paar Bedenken, ob eine europäische Liga neben der heimischen Liga so sinnvoll erscheint und ob nicht doch das alte Format attraktiv genug gewesen ist (auf die EL bezogen). Mittlerweile muss ich da von meiner eigenen Meinung abweichen. Diese 16er Liga macht unheimlich viel Spaß und zeigt, dass von der absoluten Spitze mal ausgenommen, eine große Ausgeglichenheit unter den EL Teilnehmern herrscht. Blow-Out Siege sind eher die Seltenheit, viel eher sind es knappe und enge Partien auf Augenhöhe. Rein sportlich hat sich diese Liga bewährt.

    Beim Thema A-Lizenzen sind sich sicherlich viele Menschen einig: Dem sportlichen Gedanken sind sie nicht förderlich. Wie aber @Motuler schon geschrieben hat: Die meisten Teams würden sich auch ohne A-Lizenz qualifizieren. Aus Vereinssicht sind solche Partnerschaften natürlich "Gold wert", da sie eine langfristige Planung, auch mit Sponsoren ermöglicht und den Verein damit auch in eine bessere Verhandlungsposition setzt. Natürlich möchte man als Fan eine sportliche Qualifikation haben und auch mal das Überraschungsteam womöglich im höchsten europäischen Wettbewerb sehen. Auf der anderen Seite werden europäische Vereine in Zukunft auch vermehrt um amerikanische Spieler "kämpfen" müssen im Zuge des neuen CBA Kontraktes der NBA. Europa braucht das Geld und in dieser Sichtweise macht der IMG Deal durchaus Sinn.
    Für mich ist es schwierig hier eine klare Position zu finden, da ich als Fan natürlich den sportlichen Gedanken wertschätze, aber auch die Wettbewerbsfähigkeit der EL als Liga. Möchte man den riesigen Unterschied zwischen NBA und Europa verkleinern, wird man mit einem rein sportlichen Konzept wohl nicht so erfolgreich sein (wobei das von mir nur eine Vermutung ist).

    Was die Qualität anbelangt: Die EL ist schon nochmal ein Stück stärker als der EuroCup, da steht wohl nicht zur Debatte. Aber das ist auch nicht verwunderlich, da die Vereine dort einfach mehr Geld haben und damit die Möglichkeit die besten Spieler Europas in dieser Liga zu halten oder zu verpflichten. Ich finde am ehesten kann man das am Beispiel "Lokomotive Kuban Krasnodar" festmachen. Letzjähriger Final4 Teilnehmer, der trotz finanziell guter Voraussetzungen viele Stars seines Teams an EL Teams verloren hat.
    Des weiteren beruht meiner Ansicht nach der Qualitätsunterschied auch aufgrund des Formats: 4/5 Teams erreichen die nächste Runde im EC, in zwei von vier Gruppen hat man jeweils ein Team, dass abgeschlagen auf dem letzten Platz rangiert. Somit sind die anderen Teams in der Gruppe nicht unbedingt gezwungen immer auf höchsten Level zu agieren; eine Niederlage ist "verschmerzbarer" als in der EL. In der Spitze ist dieser EC aber wohl stärker als in den Jahren zuvor. Wie beide schon erwähnten, viele ehemalige EL Teams tummeln sich im zweitbesten Wettbewerb Europas und macht, wenn man beide europäischen Wettbewerbe der Euroleague betrachtet, das Konzept attraktiver als es die FIBA Wettbewerbe schaffen.


    Frage 4: Sowohl in Bamberg, als auch in Ulm, München und Berlin spielen einige deutsche Spieler, die auch in der Nationalmannschaft eine wichtige Rolle einnehmen können. Hierzu hat sicherlich auch die 6+6 Regel im deutschen Vereinsbasketball geführt (oder doch nicht?); ist die "Deutschquote" eine sinnvolle Regel in Anbetracht der Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Wettbewerb?



    Frage 5: Am Ende sollte man nochmal kurz auf das Ziel der BBL zu sprechen kommen, stärkste Liga Europas im 2020 zu sein. Es sind, kurz vor Jahreswechsel, nur noch knapp über 3 Jahre Zeit dieses Ziel zu erreichen. Schafft es die BBL oder wird sie daran scheitern bzw. einfach länger brauchen?