Bundesliga Allgemein (Blick über den Tellerrand)

  • Interessant ist sicher der Wechsel von Dirk Bauermann nach Polen. Was ich nicht verstehen kann ist, dass hier und anderswo Leute nachtreten müssen. Es gibt doch keinen Grund dafür, oder hat er jemanden was getan? Das mir auch nicht gefallen hat, ist der Basketball-Stil mit denen Bauermann seine Teams hat spielen lassen. Die tempoverschleppenden Defensivschlachten sind nicht wirklich schön anzuschauen. Das man DB auch nicht absprechen kann ist, dass er in der Vergangenheit nicht erfolgreich war. In Leverkusen wurde er Serienmeister, wenn auch unter besten Voraussetzungen (Quote und Geld), aber das muss man auch mal erst schaffen. Mit dem damals noch aufstrebenden Bambergern gab es auch den Titel und Finalteilnahmen. Ob mit der Nationalmannschaft, in der Ära Dirk, wirklich ein Titel mit einem anderen Trainer geholt worden wäre, ist rein hypothetisch. Seine Auslandengagements waren nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Die Bayerngeschichte sehe ich zweigeteilt. Zum Einen wäre das Projekt ohne ihn wohl nicht gestartet worden. Rein nüchtern betrachtet hat es der BBL gut getan, das dieser Club aufgestiegen ist. Bayern polarisiert und schafft so viel Öffentlichkeitwie kein anderer Club im deutschen Sport. Rein sportlich betrachtet, war die Leistung von DB eher suboptimal. Hatte aber auch nicht TL solche Stationen in seiner Vita bevor er nach Ulm kam? Das gehört einfach zum Trainergeschäft. Insofern wird es spannend was DB mit den Polen schafft - verlieren kann er dort nicht viel.

    Die 16 und 18 Diskussion war ja ganz spannend zu verfolgen. Da bin ich ganz bei TS. Es spricht deutlich mehr für eine 18er Liga als für eine 16. Wenn man den Sport in Deutschland in der Breite haben will, schafft jeder Standort zumindest regional Öffentlichkeit um die Sportart populärer zu machen. Zudem würde die Kluft zwischen Pro A und der BBL weiter wachsen - spätestens nach dem Aufstieg wenn der Etat dann mindestens verdoppelt oder verdreifacht werden muss. Mit dem Mindestetat von einer Million Euro kann kein Club mehr in der BBL überleben. Realistisch braucht man derzeit wohl eher 2 Mio. und sportliches Know-How. Die Ligaverkleinerung würde zu mehr Club führen, die alles riskieren müssen. Da würde Gießen sein Alleinstellungsmerkmal in Punkt Seriosität verlieren. Ob nun sportlich oder finanziell, mit Gießen dürfte es das erst mal in BBL gewesen sein. Das Ende war schon lange überfällig. Das ein Abstieg auch mittel- bis langfristig eine Change bieten kann haben Clubs/Standorte wie Bayreuth, Ludwigsburg, Würzburg, Ulm oder der MBC bewiesen. Das alles sind Region, die sofort wieder voll hinter Ihrem Club standen als es wieder aufwärts ging. Warum auch nicht in Gießen?

    Jetzt wird wohl Gießen durch die Hamburger Retorte ersetzt. Ist das wirklich so schlimm? Solange es keine Aufsteiger aus der Pro A gibt der den Absteiger ersetzten kann, spricht nicht so viel dagegen. Gießen die 100ste ist nicht wirklich wünschenswert. In der Vergangenheit haben sich die Retorten nicht besser oder schlechter als manch ein Traditionsstandort geschlagen. Köln und Frankfurt wurden Meister und habe eine Zeit lang sehr gut mitgespielt. Das Köln und Düsseldorf wieder verschwunden ist, ist auch weiter nicht schlimm. Das ist schon solch manchen Traditionsclub und sportlichem Aufsteiger passiert. Mit dem Ausscheiden von Gießen ist die Diskussion Tradition vs. Retorte nicht mehr als ein Sturm im Wasserglas, solange es nicht genug Clubs gibt, die sich sportlich Qualifizieren und auch sonst die Rahmenbedingungen erfüllen können. Spätestens dann wenn die BBL und die Pro A so stark sind, dass es immer zwei sportliche Aufsteiger gibt, hat sich diese Diskussion erledigt. Das sollte beim Ziel von Herrn Pommer, die stärkste Liga in Europa zu werden, eigentlich dazugehören, dass auch der Aufstieg rein sportlich klappt (Die Diskussion über die Pro A Standards erspare ich mir) . Solange dies nicht der Fall ist, ist meines Erachtens auch legitim (wenn auch nicht schön), dass sich Standorte wie Hamburg sich in die Liga einkaufen.

    Ähnlichkeiten mit realen oder virtuellen Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

    • Offizieller Beitrag

    na normal bin ich von Dir ja nen recht gehobenen Schreibstil gewohnt... aber irgendwie widersprichst Dir gerade selbst... ließ nur mal selbst die rauskopierten Zitate von Dir....

    Interessant ist sicher der Wechsel von Dirk Bauermann nach Polen. Was ich nicht verstehen kann ist, dass hier und anderswo Leute nachtreten müssen.

    Rein sportlich betrachtet, war die Leistung von DB eher suboptimal.

  • wow - der erste vernünftige Post von dir!

    Sehe vieles ähnlich:

    Bauermann: Er ist für mich einfach nur ein totaler Unsympath. Er hält sich selbst für einen der größten Trainer aller Zeiten und dabei hat sich sein Spielstil in keinster Weise weiterentwickelt. Stillstand bedeutet Rückschritt. Deshalb kann man gerne ein paar Spitzen in seine Richtung verteilen. Trotzdem hat er jetzt einen spannenden Job angenommen. Die Polen sind sehr jung und sehr talentiert, mal sehen was er mit denen erreichen kann bei der EM.

    Ligagröße: Beides - sowohl die 16er Liga als auch die 18er Liga hat seine Vor- und Nachteile. Persönlich bin ich auch eher auf der 18er Liga-Seite. Mehr dazu beim nächsten Teil.

    Hamburger BBL-Verein: Falls Hamburg durch schnelles Geld eine BBL Mannschaft aus dem Boden stampft, halte ich das einfach für nicht richtig. Steigen 3 ab dieses Jahr und es kommt evtl. nur einer hoch, dann wäre eine 16er Liga vermutlich wirklich übergangsmäßig nicht so schlecht. Da ich keine Wildcards möchte und in Hamburg sollte das nicht übereilt werden ohne feste Strukturen. Da hallte ich aber auch den Roller für klug genug nicht sofort nächste Saison ein Team hochzupushen. Falls aber Hamburg eher den Bayern-Weg gehen soll, dann bin ich dort auch positiv gestimmt.

    • Offizieller Beitrag

    Welchen Weg sind die Bayern denn gegangen, der so erstrebenswert oder sympatisch ist? Die haben sich doch auch in die Liga "eingekauft", wenn auch über den Umweg ProA und der Lizenz der Düsseldorf Magics. Wenn Hamburg das Geld und das Know How hat, dann ist es doch egal wie die in die BBL kommen. Sportlich wird in den letzten Jahren doch sowieso nicht mehr viel entschieden, da die ProA und die BBL meilenweit voneinander entfernt sind. Wie schon richtig bemerkt, mit dem Mindestetat spielt man gegen den Abstieg.

    Insofern empfinde ich eine 18er Liga als richtig, da so zumindest noch ein sportlicher Auf- Abstieg eher möglich ist.

    Noch kurz eine Anmerkung zu Bauermann: Man kann seinen Spielstil moegen oder nicht, aber er ist ein Typ der Basketball liebt und zu seinem Wort steht. Er hat uns damals ein Interview zugesagt und dieses auch gegeben, im Gegensatz zu Personen wie Nicolas Grundmann und Marko Pesic. Das nötigt mir schon mal respekt ab. Ich wünsche ihm viel Glück in Polen und lass mich mal überraschen, was er dort mit der Mannschaft erreichen kann.

  • villain: Ich hab grundsätzlich nichts dagegen, sollte sich Hamburg einkaufen. Ich finde aber, dass so ein Team erstellt am Reisbrett einfach ohne gewachsene Strukturen und nur mit Geld nicht nachhaltig für den Standort Hamburg und für die Liga ist. Bayern hat sich ebenfalls in die ProA eingekauft, da hast du recht und trotzdem gibt es die Basketballabteilung schon seit Jahrzenten. Die Strukturen waren schon da und sie haben das "Sabbatjahr" in der ProA genutzt um sich dort zu professionalisieren. Meiner Meinung nach einfach ein besserer Weg als aus dem Nichts mit Geld in die BBL zukommen.

    Ich vertrete auch Pommers Meinung, dass Basketball in den Metropolen ein größeres Wachstumpotenzial hat als in den Provinzen. Da ist dann zwar jeder basketballverrückt, aber der Markt ist schnell erschöpft. Trotzdem sollte man die Traditionsstandorte nicht außer acht lassen, da sie, wie TS schon sagte, Leuchtürme auf der Basketball-Landkarte sind ... Gießen allerdings brauch ich nicht länger in der Liga, wer so offensichtlich schlecht wirtschaftet und dann auch noch verpennt vor dem Lizenzantrag zur BBL zu gehen sollte ein paar Jahre in die ProA um sich wieder zu erholen. Ulm hat das damals geschafft und Göttingen beweißt im Moment in beeindruckender Manier, dass so ein Jahr ProA gut tun kann. Ich glaube viele Göttinger hatten selten so viel Spaß am BB wie derzeit (die Patrick'schen Erfolgsjahre mal außen vor).

  • Als Ergänzung soll der Pommer meinetwegen seine Metropolteams kriegen, so ein Derby Dortmund-Schalke auch im Basketball wäre schon witzig. Aber eben nur als Ergänzung und aus einer organischen Entwicklung heraus, und nicht als Resultat eines Verdrängungsprozesses, denn das wäre hochgradig - Achtung - unsportlich. Bei allem Businesstrara und Kulturtrara und Entwicklungschancentrara kommt mir etwas zu kurz, dass es im Grunde genommen nach wie vor um den Sport gehen sollte.

    Am smartesten fände ich es, wenn der Roller (den ich schätze) die Leute, die anscheinend das Geld haben, mit dem Projekt um Marvin Willoughby zusammenbringt. Nicht nur taktisch, um Sympathiewerte abzugreifen, sondern aus pragmatischen Gründen. Hier gibt es ein sozial wertvolles Jugendprojekt im Basketball, dem der professionelle Überbau (und das Geld dafür) fehlt, um den Kids im Leistungssport eine Perspektive aufzuweisen; dort gibt es ein paar alte weiße Männer mit viel Geld und wahrscheinlich auch gutem Willen, die aber ohne vernünftige Verankerung in der Stadt zum Scheitern verdammt sind. Im Idealfall leiert man noch Kooperationen mit Rist-Wedel, Bramfeld, Eimsbüttel und wo sonst nach Basketball gespielt wird an, um auch in Pro B und Regionalliga Minuten im Angebot zu haben. Klug gemacht können alle davon profitieren.

    Dann könnte tatsächlich etwas aus einem Guss in Hamburg entstehen, das Zukunft hat und mit dem ich leben könnte. Je nach Situation in der zweiten Liga könnte diese einem solchen Vorhaben ja eine Lizenz für die Pro B oder (besser noch) sogar Pro A geben, sollte es sich aktuell von wegen Aufstiegen und Abstiegen anbieten, um Abläufe ein bis zwei Jahre vernünftig einzuspielen und die Fanbasis zusammenzubringen, bevor es raufgeht. So viel Zeit muss Pommer sich nehmen.

  • Letztenendes benötigt man einen Pool von 22-25 Clubs, die die BBL Standards (Halle, Etat) erfüllen, so dass auch (immer) die 2 sportlichen Aufsteiger aus der Pro A gibt. In den letzen Jahren gab es in der Regel oft nur 17 bis maximal 20 Clubs die diese Vorraussetzungen erfüllt haben. Das ist der Punkt an dem die BBL arbeiten muss. Es geht darum die Basis zu verbreitern. So lange das nicht der Fall ist, wird es immer wieder zu Retortenteams kommen oder eine Gewürge alá Gießen geben. Clubs wie die 46ers sind sicher nicht Förderlich für das Ansehen des Basketballs in Deutschland. Um mal ganz ehrlich zu sein, wen interessiert es außerhalb der Basketball Community ob Hamburg durch eine Wildcard in die Liga gerutscht ist? Keinen! Die andere Möglichkeit wäre es die Standards z.B. auf das HBL Niveau abzusenken, damit Clubs wie Neuhausen auch in die BBL aufsteigen können. Ich glaube, keiner will wirklich diesen Schritt zurück machen.

  • hahaha, wiedermal Bananen-Liga galore:

    Zitat

    Ärger um Vertragsverlängerung von Jan Pommer
    Es donnert hinter den Kulissen

    Die überraschende Vertragsverlängerung von Geschäftsführer Pommer sorgt für Ärger und wirft die Frage in der Basketball-Bundesliga auf: Wie eng arbeiten die Gremien der BBL noch mit den Klubs? Manch einer wirft der Ligaspitze undemokratisches Handeln vor.


    und die ulmer geschäftsführung geht mutig voran und macht klare aussagen, vorbildlich!

  • Nun, ich denke, da gibt es haufenweise Gesprächsbedarf. Die Verlängerung von Pommers Vertrag in einer Nacht-und-Nebel-Aktion setzt den Spitzenleistungen des vergangenen Jahres noch die Krone auf. Man könnte glatt auf den Gedanken kommen, dass man das vor Ulm durchgezogen hat, weil man befürchtet, Pommer könnte abgesägt werden...

    Mein gefestigter Eindruck ist, dass die Clubs ausnahmslos professioneller arbeiten als die Liga. Ein Desaster wie mit der Homepage hat sich bisher noch kein Club in der Form geleistet. Man hat ohne Not eine funktionierende Site mit einem zugegeben überholten Design abgesetzt und durch eine bis heute nicht ausgereifte Betaversion ersetzt, die nahezu unverändert das Auge des Betrachters beleidigt. Am Anfang hat man versucht, den Leuten das als hip und den letzten Schrei zu verkaufen, danach kamen nur noch Durchhalteparolen. Kein Wunder, dass der Ersteller der Page liquidiert wird.

    Wenig besser sieht es bei der Fernsehvermarktung aus. Sport1 macht letztlich das gleiche, was sie schon vor 15 Jahren gemacht haben. Man überträgt halt ein Basketballspiel und das war es. Mittlerweile mit dem unschönen Hang, nur den FC Neureich München zu übertragen und den Rest der Liga als schmückendes Beiwerk zu präsentieren. Als Verantwortlicher von Bamberg, Berlin, Oldenburg, Ulm, Bonn und letztlich allen anderen Clubs hätte ich einen Blutdruck von 280 und würde dem BBL-Office richtig Bescheid sagen, was ich davon halte. Abgesehen davon kommt Basketball nicht vor. Ein wöchentliches Magazin: Fehlanzeige. Durchdachtes Marketing: bis auf einen Slogan Fehlanzeige. Man findet sich halt selbst toll und erwartet, dass es auch alle anderen tun. Das läuft nicht. Wenn ich daran denke, dass die gleichen Beteiligten wieder einen Vertrag über die Übertragungsrechte aushandeln sollen, wird mir schlecht.

    Dazu kommen dann noch so selbstherrliche Entscheidungen gegen den Willen aller Beteiligten wie jüngst gesehen bei dem Reinwürgen des Bamberg-Spiels auf den 26.03. (vielen Dank auch).

    Die Entwicklung der Liga kommt von den Clubs. Und Ulm ist da ein leuchtendes Beispiel. Die Halle hier ist nicht automatisch voll, weil sie da ist. Sie ist voll, weil das Produkt stimmt, die Clubverantwortlichen die ganze Region mit orangem Marketing vollballern (was spitzenmäßig ist! _blink ) und damit eine emotionale Bindung schaffen. Und das muss die Liga auf höherer Ebene auch hinbekommen und bringt es nicht.

    Von daher ist es wohl höchste Zeit für ein richtiges Donnerwetter.

    Einmal editiert, zuletzt von Good2bking (22. März 2014 um 09:54)