Luxembourg Stars: Interview mit Holger Binz

    • Offizieller Beitrag

    1. Warum hat man nach der letzten Bewerbung um eine Wildcard im Jahr 2003 nichts mehr von den Luxembourg Stars gehört? Auch findet man kaum Artikel über das Projekt. Wäre es nicht sinnvoll gewesen das Projekt in der Öffentlichkeit bekannter zu machen um Spekulationen und Gerüchten vorzubeugen.


    HB: Die Projektgruppe ist seit 2002 immer zusammen geblieben. Das Ziel ist die Teilnahme an einer Profiliga, deshalb gibt es auch kein Star Team in der luxembourger Liga. Ein Profiteam aus Luxembourg muß im Ausland spielen, dazu ist Luxembourg zu klein. Dazu kommt für uns nur Frankreich oder Deutschland in Frage. Auch wenn ein Belgisches Team ALBA geschlagen hat, ist da für uns Belgien uninteressant. Wir haben bewußt nichts veröffentlich, weil nicht abzusehen war, wann sich wieder eine Chance ergibt. Insgesamt arbeiten wir lieber professionell im Hintergrund und vermeiden öffentliche Auftritte, bis das Projekt en Detail steht.


    2. Wie kann man in der Kürze der Zeit ein Team + Coach, inklusive Management auf die Beine stellen.


    HB: In unserer Gruppe sind Manager, die innerhalb kürzester Zeit in der Lage sind, komplette Wirtschaftsunternehmen aufzustellen. Zur Zeit muß einer unserer Partner sein Unternehmen um über 100 Mitarbeiter aufrüsten. Daher ist hervorragende Wirtschaftskompetenz im Team vorhanden. In Sachen Basketballkompetenz lehnen wir vier uns nicht zu weit aus dem Fenster, auch wenn Alex Kloos selbst einmal luxembourger Nationalspieler war und alle seit Jahren dem Basketball verbunden sind. Wir sind seit Jahren mit Basketballprofis im engen Kontakt und werden kompetent beraten. Die Angebote waren 2003 enorm, denn viele sehen bei uns viel Potential. Der Trainer der Stars steht aber schon fest, wenn wir die Lizenz bekommen. Das war übrigens auch 2003 schon so. Natürlich bleibt der Name noch vertraulich. Wir starten also nicht bei Null.


    3. Andere Vereine haben gewachsene Strukturen und Fans. Mit welcher Zuschauerzahl rechnen die Luxembourg Stars bei Heimspielen?


    HB: Das bleibt auch für uns eine große Unbekannte. Deshalb rechnen wir extrem konservativ. Ohne den luxemburger Aktiven oder Vereinen zu Nahe zu treten, kann aus dem jetzigen Angebot nichts abgeleitet werden. In Luxembourg leben Menschen mit einer sehr hohen Bildung und extrem hohen Einkommen. Es gibt aber kein Sportangebot auf diesem Niveau, aber für Basketball ist Grundinteresse da. Sport findet zur Unterhaltung nicht statt. International ist kein Team aus Luxemburg präsent. Da sehen wir Potential. Immerhin bietet unsere Halle Platz für 8.000 Zuschauer, aber die Luxembourger und EU Ausländer sind verwöhnt. Wir planen in jedem Fall langfristig und haben auch den langen Atem.


    4. In der BBL müssen 2 deutsche Spieler auf dem Meldebogen stehen. Hat man die Möglichkeit deutsche Spieler bei den Luxembourg Stars einzubinden? Gibt es ein Konzept bezüglich der Nachwuchsförderung junger Spieler, da ab der Saison 2009 schon 4 deutsche Spieler auf dem Meldebogen stehen müssen.


    HB: Wir wollen uns im Teamaufbau an die Regeln der BBL halten. Das gilt auch für die Steigerung im Anteil deutscher Spieler. Die "Stars" sollen in erster Linie ein BBL Team sein, erst in zweiter Linie luxembourgisch. Die Einhaltung der BBL Statuten ist deshalb für uns keine Pflicht, sondern ein Wunsch. In Sachen Nachwuchsprogramm planen wir zweigleisig. Ein deutsches Programm und ein Europäisches. Auch die BBL soll von der Jugendarbeit der Stars profitieren. Unser Vorteil liegt darin, dass wir Jugendlichen eine extrem gute Schulbildung bilingual anbieten können. Dazu direkt internationale Erfahrungen im Sport. Luxembourg ist sehr nahe dran an der EU.


    5. Viele wünschen sich mehr Informationen die man über eine Homepage abrufen kann. Ist derartiges in Planung?


    HB: Das Bedürfnis kann ich nachvollziehen. Wir verfolgen ja auch die Sites der Basketballfans. Wenn die Stars eine Lizenz erhalten, startet sofort ein Marketingprogramm. Das beinhaltet dann auch Infos für die Öffentlichkeit, selbstverständlich auch eine WebSite. Übrigens zunächst in Deutscher Sprache.


    6. Warum ist die Bewerbung bei der BBL so spät eingegangen? Hatte die Projektgruppe zu spät Kenntnis erhalten?


    HB: Wir hatten direkt nach der Veröffentlichung der BBL Kenntnis. Das kam in der Presse etwas falsch rüber. Zunächst sahen wir aber nicht das passende Klima um uns zu bewerben. Vor diesem Standpunkt sind wir nach zahlreichen Gesprächen abgerückt, wir wurden ermutigt unseren Standpunkt zu überdenken. Insgesamt hätten wir uns natürlich gewünscht, mehr Zeit für die Vorbereitungen zu haben. Unser Projekt ist sehr komplex, vermutlich viel komplexer als das der meisten BBL Teams. Wir haben neben den strukturellen und sportlichen Belangen auch kulturell etwas zu bewegen, das fällt bei den anderen Standorten weg. Dazu kommen noch die Themen, die für Ausländer zu klären sind.


    7. Wie sehen Sie die Chancen eine Wildcard zu erhalten und wo liegt Ihrer Meinung nach der Vorteil der Luxembourg Stars den Nürnberg und Braunschweig nicht haben.


    HB: Ich bin von unserem Konzept überzeugt. Es bringt der BBL, den Teams und sogar Deutschland und Luxembourg riesige Vorteile. Das darf nicht vermessen klingen. Aber wenn eine große Organisation in einem großen Land wie die BBL einem kleinen Team aus einem kleinen Land einlädt "mitzuspielen", ist das einfach sympathisch und visionär. Wir würden uns freuen, wenn das alle Entscheider so sehen. Unser Vorteil liegt darin, dass wir in einem Land starten, dass zu den wirtschaftsstärksten der Welt gehört, dazu noch ein wichtiger Medienstandort ist. Wir werden internationale Aufmerksamkeit wecken und davon wird die gesamte BBL und sicher auch konkret das ein oder andere BBL Team profitieren. Konkret: wir können aus Gründen des Wettbewerbsausschlusses nicht mit allen Unternehmen zusammen arbeiten. Davon können auch andere Teams profitieren, wir sind sehr offen und gerne bereit für Kooperationen. Die anderen Bewerber haben sicher auch eine wichtige Funktion für Ihre jeweilige Region. Wir würden aber eine europäische Komponente einbringen und dem deutschen Basketball Türen öffnen, die bisher nicht einmal da waren.
    Eine Entscheidung für uns wäre auch ein symbolischer Schritt der BBL in die Zukunft.


    8. Sollte die Bewerbung keinen Erfolg haben wird man sich dann in Frankreich bemühen oder das Projekt wieder auf Eis legen?


    HB: Kulturell wäre es für uns ebenso möglich in Frankreich zu spielen. Die Liga sehen wir stärker als die Deutsche, allerdings sind die Budgets auch höher, nicht zuletzt durch die Unterstützung der französischen Kommunen. Wir sind aber der Überzeugung, das uns die Unternehmen und Zuschauer lieber in Deutschland sehen würden. Frankreich wäre für uns dann eine Option, wenn sich absehen lässt, dass die BBL uns nicht will. Immerhin ist das jetzt unser zweiter Versuch. Für den deutschen Basketball wäre das sicher keine gute Visitenkarte, wenn sich Frankreich europäischer zeigt und uns aufnimmt. Allerdings gibt es dort auch schon die bekannten Erfahrungen mit AC Monaco im Fußball und die Bedenken sind geringer. In Deutschland gibt´s allerdings auch schon luxembourger Teams in niedrigeren Ligen. Also kurz gesagt: Wir hoffen positiv das uns der Deutsche Basketball will. Einen Plan B gibt es noch nicht.

    Copyright: Holger Binz,

  • Was und? Die Leute wollten Infos haben, die Leute haben Infos gekriegt. Alle sind zufrieden und keiner braucht rumzumeckern.

  • Oooooh :rolleyes: Wo bleibt denn der Vortrag über die Vorteile von SD? Da haben wir mal was, was SD nicht hat, und schon musst du das schlechtreden.

  • Ich würde mich jetzt furchbar gern mit dir zoffen, das gehört hier aber nicht in den Thread. Wenn du willst mach einen neuen dafür auf.

  • Zurück zum Thema:
    Sehr interessantes Interview, das in etwa meine Einschätzungen bestätigt. Luxemburg wäre für die Liga sicherlich in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung. Ist nur ungünstig, daß dann zwangsläufig Nürnberg oder Braunschweig auf der Strecke bleiben müßten. Als Braunschweiger würde ich dann sagen: Schade eigentlich, Nürnberg _blink

  • Für mich ist eine entscheidende Frage: Was passiert wenn die Stars die Lizenz bekommen und in ihrer ersten Saison direkt absteigen? Ist diese Möglichkeit berücksichtigt? Würde sich solch ein Projekt trotzdem noch rechen? Eine Franchise aufzunehmen welche darauf angewiesen ist nicht abzusteigen und in der 2. Liga möglicherweise gar nicht antreten würde fände ich grob Wettbewerbsverzerrend.
    Wenn auch für niedrigere Ligen als die BBL ein Konzept vorliegt und sportliches Scheitern einkalkuliert wird ohne dass dies bedeutet dass die Stars wieder im nichts verschwinden, würde ich mich über diesen Schritt der BBL-Erweiterung freuen.