Unnötige Niederlage in Bonn: Feuervögel geben den Sieg aus der Hand

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    205 Punkte, 130 Minuten Spieldauer, 64 Fouls und am Ende ein Phoenix-Team mit leeren Händen: Das West-Duell in der Beko Basketball Bundesliga zwischen den Telekom Baskets Bonn und Phoenix Hagen wird als eines der denkwürdigsten in die Annalen eingehen. Nach fast aussichtslosem Rückstand gewannen die Gastgeber noch mit 103:102 (36:59).

    Am Ende war es Bonns Jacob Jaacks, der den kleinen Unterschied ausmachte. Sein Freiwurf sechs Sekunden vor dem Ende brachte die Entscheidung. Zuvor angelte er sich einen Offensivrebound nach einem vergebenen Dreier von Sajmen Hauer. Im Gegenzug vergab David Bell die letzte Wurfchance für Phoenix.

    Bis zur Pause lief es geradezu perfekt für die Gäste. War das erste Viertel (25:24 für Hagen) noch ausgeglichen, so entwickelte sich der zweite Abschnitt ganz im Sinne der Feuervögel. Mit einem 16:0-Lauf setzte sich das Team von Ingo Freyer auf 41:30 ab (15.). Grund für diese starke Phase war jetzt auch wieder die gute Dreierquote. Sieben von 13 Versuchen fanden ihr Ziel und Hagen ging mit einem überaus komfortablen 59:36-Vorsprung in die Kabine.

    Das sollte es eigentlich gewesen sein. Oder? Während die Bonner um die Ehre kämpften, schaltete Phoenix einen Gang zurück. Nach 27 Minuten traf Jeremey Hunt zum 62:68, zwei Minuten später verkürzte der überragende Chris Ensminger gar auf 68:71. Die Foulprobleme auf beiden Seiten wurden jetzt immer größer. Anfangs sah das nach einem Vorteil für Hagen aus, doch im
    Laufe des Schlussabschnitts kehrte sich die Situation ins Gegenteil um.

    Alex King und Jeremy Hunt eröffneten das letzte Viertel mit zwei Dreiern zum 78:78. Jacob Jaacks besorgte nach 32 Minuten die ersten Bonner Führung seit langer Zeit (80:79). Das extrem emotionale Spiel schien sich nun noch einmal zu Gunsten von Phoenix zu wenden, während ein Spieler nach dem anderen das Feld mit fünf Fouls verlassen musste. David Bell besorgte nach
    38 Minuten das 98:91 für Hagen.

    Dann folgte die vielleicht spielentscheidende Szene, die den Bonnern einen Sechs-Punkte-Angriff bescherte. Eddie Seward erhielt im Duell mit Chris Ensminger sein fünftes Foul und wurde anschließend auch noch disqualifiziert. Während Seward als insgesamt neunter Akteur vom Feld musste, versenkte der Bonner Center alle vier Freiwürfe, bevor Folarian Campbell aus der Nahdistanz zum 97:98 traf. Quentin Pryor besorgte noch einmal die Hagener Führung (100:98). Doch Campbell lief jetzt heiß, erzielte vier weitere Punkte und brachte Bonn 44 Sekunden vor dem Ende mit 102:100 in Front. David Bell glich im Gegenzug noch einmal aus, bevor Jaacks den besagten und alles entscheidenden Freiwurf traf.

    Für Phoenix-Coach Ingo Freyer war das Spiel ein echtes Frusterlebnis: „So etwas darf einfach nicht passieren. Wir haben gut gespielt und sind dann zu nachlässig aus der Kabine gekommen. Nur 90 Prozent zu geben reicht in der Beko BBL nicht. Wir haben dadurch den Gegner wieder aufgebaut, aber das war für mich nicht spielentscheidend.“

    Geärgert hat sich Hagens Trainer vielmehr über das letzte Viertel. „Wir haben uns von unserer Schwächeperiode erholt und das taktisch ganz ordentlich gemacht. Wir konnten uns wieder auf 98:91 absetzen und hatten das Spiel im Griff. Ich habe meine Spieler gewarnt, dass sie sich nicht provozieren lassen dürfen, aber daran haben sie sich nicht gehalten. Diese Undiszipliniertheiten dürfen einfach nicht passieren.“ Sechs Punkte verloren die Hagener dadurch in einem Angriff: „Das war entscheidend, davor hatten wir die Sache im Griff. Ich bin sehr enttäuscht.“

    Trainerstimmen:

    Mike Koch: "5.340 Zuschauer plus die beiden Teams und das Kampfgericht haben heute gesehen, was so toll ist an Basketball: Du wirst vom Deppen der Halbzeit zum Deutschen Meister nach 40 Minuten. Wir halten im Moment noch nicht so dagegen, wie es nötig ist. Zumal wir im ersten Durchgang versucht haben, das Hagener Tempo mitzugehen, was wir aufgrund unserer Teamstruktur
    gar nicht können. In der Pause gab es einen regelrechten Einlauf an die Mannschaft, wir kamen dadurch gestärkt aus der Kabine und auf einmal war auch das Publikum da. Wir haben es dann geschafft, endlich die leichten Hagener Punkte zu verhindern. In den letzten Minuten mussten wir durch die vielen Fouls stark improvisieren und haben letztendlich doch mit Glück den Ein-Punkte-Sieg gerettet."

    Ingo Freyer: "Herzlichen Glückwunsch an Bonn. Wir haben heute sehr stark gespielt und das Spiel fast durchgehend kontrolliert. Am Ende hätten wir auch gewinnen müssen und dass das nicht geklappt hat, lag nicht daran, dass wir schlecht geworfen hätten oder Bonn überragend gespielt hätte, sondern einzig und allein daran, dass wir angefangen haben, mit den Schiedsrichtern
    zu diskutieren. Wir führen sicher, fangen an zu quatschen und kassieren ein 'T' und ein disqualifizierendes Foul. Normalerweise hätten wir locker gewonnen. Ich hoffe, dass mein junges Team daraus lernt, denn wir haben eigentlich eine sehr starke Mannschaft zusammen."

    Telekom Bonn: Ensminger (28), Hunt (21/5), Campbell (21), King (13/1), Jaacks (9), Tyndale (7/1), Wise (2), Thülig (2), Hauer.

    Phoenix Hagen: Dorris (24/1), Pryor (19/1), Bell (18/1), Jonusas (16/3), Burtschi (13/2), Seward (5), Kruel (4), Terwilliger (3/1), Schwarz, Spohr.

    Zuschauer: 5.340

    Stationen: 12:6 (5.), 24:25 (10.), 32:43 (15.), 35:59 (20.), 55:67 (25.),
    72:78 (30.), 86:90 (35.), 103:102 (40.).

    Presseinfo: Phoenix Hagen