Bayreuth eine kleine Nummer zu groß

    • Offizieller Beitrag

    chemnitz_99_ers

    Sie haben gekämpft, gearbeitet und niemals aufgegeben – doch am Ende hat es einfach nicht gereicht. Am Samstagabend unterlagen die Korbjäger der BV Chemnitz 99 dem ungeschlagenen Tabellenführer BBC Bayreuth mit 70:77. Vor der Saisonrekordkulisse von 2.056 Zuschauern verlangten die NINERS dem Favoriten alles ab. In den entscheidenden Momenten stellten die Franken aber ihre individuelle Klasse unter Beweis, während den Chemnitzern etwas zu oft das Wurfhändchen zitterte. Dennoch zog BV-Cheftrainer Anton Mirolybov ein positives Fazit: „Wir haben heute fast alles richtig gemacht – bis auf den Abschluss. Unsere schwache Trefferquote brachte uns leider um den Lohn der Mühen.“

    Als die Schiedsrichter um 19:30 Uhr zum Sprungball baten, war die Stimmung in der Richard-Hartmann-Halle eines Derbys wahrlich würdig. Doch zunächst hatten nur die 300 mitgereisten Bayreuther Fans Grund zum Jubeln, denn ihr Team wurde seiner Favoritenrolle völlig gerecht. Mit starker Verteidigung stellte der BBC die NINERS vor schier unlösbare Aufgaben. Im Gegenzug waren es vor allem der Ex-Chemnitzer Jermain Raffington und US-Center Adam Baumann, die den BV-Hünen reihenweise Körbe einschenkten. Nach dem ersten Viertel führten die Gäste hoch verdient mit 22:10 und nicht wenige Zuschauer befürchteten zu diesem Zeitpunkt einen äußerst einseitigen Spielverlauf.

    Doch die NINERS waren nicht gewillt, sich in eigener Halle vorführen zu lassen. „Nach einem schlechten Start mussten wir über den Kampf ins Spiel finden“, beschrieb Anton Mirolybov. Gerade in der Verteidigung legte sein Team nun eine Schippe drauf, zwang Bayreuth zu schweren Würfen oder erzielte nach Ballgewinnen einfache Fastbreakpunkte. Durch Treffer von Harbut, Allen und Lipke verkürzten die BV-Korbjäger auf 22:24. Doch Bayreuth wäre nicht Tabellenführer, wenn es auf solche Läufe des Gegners keine Antwort parat hätte. Zunächst nahm Gästetrainer Andreas Wagner mit einer Auszeit Chemnitz den Wind aus den Segeln. Anschließend bauten Erege, Raffington und Jackson die Führung des BBC wieder auf zehn Punkte aus. Selbst ein Dreier von Terren Harbut konnte die Bayreuther nicht stoppen. Dieser Treffer sollte im Übrigen der letzte Chemnitzer Dreier im gesamten Spielverlauf bleiben – bei insgesamt 16 Versuchen. „Vom Perimeter ging leider gar nichts. Dabei hätten vielleicht schon drei Treffer mehr zum Sieg gereicht“, trauerte Mirolybov den vergebenen Chancen nach. Ohne „Langstreckenunterstützung“ und mit zusätzlichen Schwächen an der Freiwurflinie war der 29:39-Halbzeitrückstand aber kaum verwunderlich.

    Nur 29 Punkte in 20 Minuten – das zeigte deutlich auf, woran es den NINERS am meisten mangelte. Ein Grund für die Offensivschwäche der BV-Hünen war sicherlich auch der Gesundheitszustand wichtiger Leistungsträger. Im Pokalspiel am Mittwoch beim RSV Eintracht Stahnsdorf zog sich Gary Johnson eine leichte Gehirnerschütterung zu. Davon Roberts erlitt in der gleichen Partie eine Schulterprellung und konnte gegen Bayreuth nur unter Schmerzen spielen. „Im Nachhinein betrachtet war die Pokalpartie wirklich sehr ungünstig“, brachte es Mirolybov auf den Punkt. Ohne Johnson und Roberts in Topform mussten nun also andere BV-Korbjäger das Heft in die Hand nehmen. Nach der Halbzeitpause waren dies vor allem Stan Bufford, Dima Rastatter und Tom Lipke, welche zusammen alle 18 Punkte der NINERS im dritten Viertel erzielten. Für Bayreuth hielten vor allem der überragende Emeka Erege und Aufbauspieler Drew Williamson dagegen.

    Am Abstand zwischen beiden Teams änderte sich indes nicht viel und so gingen die Gäste mit elf Zählern Vorsprung in den Schlussabschnitt (47:58). Hier schien Bayreuth gleich für klare Verhältnisse sorgen zu wollen und zog auf 65:51 davon. Die NINERS hielten ihren Rückstand nur durch die Korbleger und Rebounds von Alex „Sascha“ Zyskunov in einem Rahmen, den man mit ein wenig Optimismus noch als Schlagdistanz bezeichnen durfte. Wenn die BV-Korbjäger in dieser Partie aber tatsächlich noch etwas reißen wollten, dann musste jetzt endlich ein Lauf her. Gesagt, getan und so legten die NINERS mit wenig Finesse, aber ganz viel Kampf einen 11:3-Spurt auf das Parkett. Als gut zwei Minuten vor Spielende beim Stand von 62:68 nacheinander Lipke und Bufford die Chance hatten, weiter zu verkürzen, schien eine Wende tatsächlich wieder möglich. Doch ausgerechnet diese Würfe der beiden besten Chemnitzer des Abends wollten nicht fallen. Auf der Gegenseite machte es Emeka Erege besser und weil Bayreuths Thomas Jackson im Anschluss an der Freiwurflinie nahezu fehlerfrei blieb, durften am Ende wieder die 300 BBC-Fans jubeln.

    „Wir haben heute nicht unser bestes Spiel gemacht, aber das mussten wir auch nicht, denn in dieser emotionalen Partie konnten wir nur mit Kampf und Einsatz bestehen. Mein Team hat die richtige Einstellung gezeigt und darauf bin ich stolz“, resümierte ein sichtlich zufriedener Andreas Wagner. Der Bayreuther Trainer hatte aber auch für die NINERS reichlich Lob übrig: „Chemnitz hat sehr gut gespielt und uns richtig gefordert. Es war ganz schwer hier zu gewinnen. Auch die Stimmung beider Fanlager war fantastisch.“ Anerkennende Worte, von denen sich die BV-Korbjäger zwar nichts kaufen können, aber die Mut für die Zukunft machen sollten. Ähnlich sah es auch Anton Mirolybov: „Mit der Leistung von heute werden wir gegen andere Gegner auch wieder Siege einfahren.“ Und einen weiteren positiven Aspekt hatte das Derby in jedem Fall: Zwar haben die NINERS das Spiel verloren, aber mit ihrem kämpferischen Auftritt auch viele Fanherzen gewonnen.

    STATISTIK: Bufford (21), Lipke (10), Harbut (9), Rastatter (9), Roberts (7), Zykunov (6), Allen (4), Johnson (4), Daghofer, Rosenthal

    Presseinfo: Chemnitz 99ers (Matthias Pattloch)