Nicolas Grundmann im Interview

    • Offizieller Beitrag

    Seit dem Beschluss über die Teilung der zweiten Basketball-Bundesliga in die eingleisigen Ligen ProA und ProB spaltet das Thema die Gemüter in Basketball-Deutschland. Zu viele Schwachstellen hat das Konzept in den Augen der Kritiker, es ist noch unklar ob die beiden Ligen überhaupt einen geregelten Spielbetrieb werden aufnehmen können. Über die möglichen Probleme, Lösungsansätze und die zukünftige Entwicklung der Ligen sprach das Team von Lees-Corner mit einem, der es wissen muss - Nicolas Grundmann, Geschäftsführer der AG 2te Basketball Bundesliga.


    LC: Wie gehen Sie mit der Kritik um, dass insbesondere für kleinere Vereine, die in der Pro B spielen, die Kosten steigen werden, gleichzeitig aber regionale Sponsoren wegfallen könnten, da die eingleisige Liga für diese nicht mehr attraktiv sei? Haben Sie im Zusammenhang damit Verständnis für Überlegungen einiger Vereine, auf einen Platz in der Pro B zu verzichten und stattdessen eine Lizenz für die Regionalliga wahrzunehmen?

    Nicolas Grundmann: Zunächst einmal muss gesagt werden, dass auch die Stimmen vieler vermeintlich "kleiner" Vereine mit zu der Neustrukturierung geführt haben und die Bundesligisten der Pro A im Vergleich zu Teams der Pro B mehr als das dreifache an Teilnehmergebühren für den Spielbetrieb zahlen.

    Die große Mehrheit der Sponsoren in der 2. Bundesliga hat einen regionalen, wenn nicht sogar lokalen Bezug. Es dürfte für diese Sponsoren weniger der Gegner als vielmehr die spürbare Begeisterung bei den Heimspielen ihres Partners entscheidend sein. Wichtig ist dabei, wie die einzelnen Bundesligisten sich gegenüber ihren Sponsoren positionieren. Einzig Mönchengladbach hat auf die Teilnahme an der Pro B verzichtet, dafür gibt es aber auf der anderen Seite 5-10 Standorte, die - obwohl nicht sportlich qualifiziert - liebend gerne diese Herausforderung angenommen hätten.

    LC: Wie ist es zu erklären, dass eine Mannschaft wie Kaiserslautern, die Vizemeister der Liga Süd geworden ist, ebenfalls überlegt, nicht in der Pro A anzutreten und die Bremen Roosters mit dem Gedanken spielen, ihre Pro A-Lizenz zu verkaufen? Sind die zu erfüllenden Vorgaben für eine Teilnahme an der Pro A vielleicht zu hoch gesteckt?

    Nicolas Grundmann: Sowohl Kaiserslautern als auch Bremen haben eine Lizenz für die Pro A erhalten, insofern glaube ich nicht, dass es hier einen direkten Zusammenhang gibt.

    Frage: Ist in den beiden Ligen Pro A und Pro B die Regionalität, die bisher einen Teil des Flairs der Jungen Liga ausmachte, überhaupt noch gegeben?

    Nicolas Grundmann: Das von Ihnen angesprochene "regionale Flair" ist sehr stark standortabhängig. Wir haben nach wie vor viele Bundesligisten aus dem Westen, während z.B. Lichterfelde auch in der vergangenen Saison für ein "Derby" gegen Braunschweig zwei Stunden fahren musste, in der kommenden Saison aber in Stahnsdorf einen Gegner vor der Haustür hat.

    LC: Was entgegnen sie der Aussage, dass die Ligaaufteilung für den deutschen Basketball 10-15 Jahre zu früh kommt?

    Nicolas Grundmann: Wir sind nach wie vor davon überzeugt, eine in Anbetracht der äußeren Umstände sehr gute Lösung für alle Zweitligisten gefunden zu haben. Die Frage ob und wie viele Jahre diese Veränderung womöglich zu früh kommt, stellt sich uns nicht.

    LC: Kann das Konzept der Jungen Liga in der Pro A und der Pro B fortgesetzt werden? Besteht nicht die Gefahr, dass Teams in der Pro A ihre Ausländerkapazitäten voll ausschöpfen und es für deutsche Nachwuchsspieler in dieser Liga kein Platz gibt? Und ist auf der anderen Seite die Pro B, deren sportliches Niveau nach Auffassung vieler Kritiker unter den beiden Ligen Nord und Süd liegen wird, die richtige Lösung für einen ambitionierten Jugendspieler?


    Nicolas Grundmann: Eine der Kernaufgaben der 2. Bundesliga besteht darin, Bindeglied zwischen den Regionalligen und der 1. Bundesliga zu sein. Dies kann mit der neuen Struktur wesentlich besser gelingen, da die Kluft sowohl zwischen 1. und 2. Bundesliga als auch zwischen 2. Liga und den Regionalligen verkleinert wird. Aktuell ist die Situation doch so, dass selbst die Nachwuchsspieler, die in der 2. Bundesliga überragend spielen, in der BBL nur in Ausnahmefällen mehr dürfen als einen Stuhl warm halten. Für diese Spieler ist die Pro A eine gute Möglichkeit, den nächsten Schritt in Richtung 1. Liga zu machen. Die Pro B bietet dagegen die Möglichkeit, jungen Spielern noch mehr Verantwortung zu übertragen, als es in der "alten 2. Liga" bisher möglich war.


    LC: Kann man einem Jugendlichen, der noch zur Schule geht oder Ausbildung macht, überhaupt Auswärtsfahrten von 600 km und mehr zumuten? Wird nicht gerade das viele Nachwuchsspieler vor die Wahl zwischen Schule/Ausbildung und Sport stellen? Mit welchem Argument würden Sie einen jungen Sportler von der Pro A/Pro B überzeugen?


    Nicolas Grundmann: Die Koordination der Spielpläne ist sicherlich eine der wichtigsten Aufgaben, die wir vor Beginn der neuen Saison bewältigen müssen. Junge Talente sollten von sich aus die Motivation haben, sich auf dem bestmöglichen Niveau beweisen zu wollen. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man auch im Bus oder Zug hervorragend lernen kann, wenn man nur möchte.

    LC: Teams in der Pro A werden wenn, dann nur einen gering höheren Etat vorweisen können als letzte Saison. Wenn man aber bedenkt, dass von der Summe, von der bis jetzt zwei amerikanische Profis finanziert wurden, ab sofort bis zu sechs bezahlt werden müssen, wird sich das nicht negativ auf die Qualität der Liga auswirken? Oder besteht eher die Gefahr, dass die Teams zugunsten ausländischer Profis weitestgehend auf den Einsatz deutscher Profis verzichten?

    Nicolas Grundmann: Um das sportliche Niveau der Pro A mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Ich denke die Entwicklung der BBL in den vergangenen beiden Jahren hat bewiesen, dass nicht die Anzahl der Amerikaner entscheidend für ein gutes Abschneiden ist, sondern, dass es gelingt ein funktionierendes Team zusammenzustellen. Dies haben denke ich auch die meisten Zweitliga-Manager registriert.

    LC: Gerade viele der kleineren Teams profitierten bisher von ihrem semi-professionellen Bereich, also von Spielern, die neben ihrer sportlichen Karriere einen Beruf ausüben. In vielen Fällen stammen diese Spieler aus der jeweiligen Region, sind bereits seit mehreren Jahren bei ihren Vereinen und die Gehälter liegen deutlich unter dem eines Vollprofis. Trifft die Ligaaufteilung nicht gerade diesen Bereich direkt ins Mark, da sich auch diese Spieler nun zwischen Job und Sport entscheiden und ihre Vereine - mit den ohnehin knappen finanziellen Mitteln - sie durch Vollprofis ersetzen müssten?


    Nicolas Grundmann: Es ist für jeden Bundesligisten wichtig, eine Mannschaft mit Identifikationspotenzial zu präsentieren. Dabei kann die Rolle der Local Heroes aber auch von jungen und/oder ausländischen Spielern eingenommen werden. Wenn die von Ihnen angesprochenen alten Hasen die entsprechende Motivation mitbringen, werden sicher auch hier Lösungen gefunden werden, um diese Spieler weiter dabei behalten zu können. Es ist sicher keines unserer primären Ziele Optimalbedingungen für diejenigen herzustellen, die auf ihre alten Tage noch ein bisschen auf hohem Niveau mitklickern wollen.

    LC: Werden durch die Aufteilung der Ligen nicht Teams benachteiligt, die weit im Norden oder weit im Süden zu Hause sind? Denn durch die längeren Auswärtsfahrten und eventuell anfallenden Übernachtungen würden diesen Teams höhere Kosten entstehen als Vereinen, die in der Mitte Deutschlands liegen. Wird bei der neuen Holding darüber nachgedacht, diesen Nachteil für die betroffenen Vereine auszugleichen?


    Nicolas Grundmann: Es gibt sicherlich Faktoren, die für einen bestimmten Standort ein Vor- und für einen anderen ein Nachteil sind. Das war schon immer so, wird auch immer so sein und beinhaltet noch ganz andere Aspekte als die geografische Lage des einzelnen Bundesligisten. Hier eine Art Ausgleich einzuführen ist nicht angedacht.

    LC: Was erwarten Sie persönlich von der Pro A und der Pro B in der nächsten Saison? Ist das Konzept aus Ihrer persönlichen Sicht längerfristig haltbar? Gibt es einen Plan B, wenn das Konzept scheitern sollte?


    Nicolas Grundmann: Ein spannender Wettbewerb wie in der vergangenen Saison, als im Süden bis zuletzt mehrere Mannschaften um die Meisterschaft gekämpft haben, wird in der Pro A und Pro B die Regel sein, da die zum Teil erheblichen Differenzen im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich geringer geworden sind. Selbstverständlich werden nicht nur wir die erste Saison in Pro A und Pro B besonders aufmerksam und kritisch reflektieren. Ob das Ganze der erwartete Erfolg wird hängt in erster Linie davon ab, wie engagiert die Bundesligisten selbst an die Sache herangehen, da bin ich jedoch sehr optimistisch.


    Das Team von bedankt sich herzlich bei dem Geschäftsführer der AG 2te Basketball Bundesliga für das umfangreiche und informative Interview.

  • Zitat

    Nicolas Grundmann: Es ist für jeden Bundesligisten wichtig, eine Mannschaft mit Identifikationspotenzial zu präsentieren. Dabei kann die Rolle der Local Heroes aber auch von jungen und/oder ausländischen Spielern eingenommen werden. Wenn die von Ihnen angesprochenen alten Hasen die entsprechende Motivation mitbringen, werden sicher auch hier Lösungen gefunden werden, um diese Spieler weiter dabei behalten zu können. Es ist sicher keines unserer primären Ziele Optimalbedingungen für diejenigen herzustellen, die auf ihre alten Tage noch ein bisschen auf hohem Niveau mitklickern wollen.



    Der Typ ist klasse und recht hat er auch. "Auf hohem Niveau mitklickern" _grin _grin _grin

  • Zitat

    Original von Nicolas Grundmann
    Und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man auch im Bus oder Zug hervorragend lernen kann, wenn man nur möchte.

    Finde diese Aussage schon ziemlich hart. Ich glaube, dass es für die meisten auf eine Entwerder-Oder-entscheidung hinauslaufen würde. So ist das nicht machbar, wenn man ernsthaft studiert.

  • Zitat

    Original von Bounce

    Finde diese Aussage schon ziemlich hart. Ich glaube, dass es für die meisten auf eine Entwerder-Oder-entscheidung hinauslaufen würde. So ist das nicht machbar, wenn man ernsthaft studiert.

    Wenn ich als Basketball auf einem hohen Niveau spielen möchte muss ich mich irgendwann entscheiden. Wer studieren möchte und ein bisschen "mitklickern" will, der ist vielleicht besser in der Regionalliga aufgehoben. Außerdem betont Mr. Grundmann ja auch wie wichtig die Koordination der Spielpläne ist.

  • aber kann es denn das ziel sein die jungen spieler mit talent zu vergraulen, weil sie sich eben nciht für basketball entscheiden, weil ihnen das zu unsicher ist?!?
    so "klickern" die halt in der 2. BBL mit und sehen, dass sie mit BB mehr erreichen können und treffen ihre Entscheidung dann Pro Basketball. Im schlimmsten Falle dann eben gegen BB, aber es wurde nicht von anfang an ausgeschlossen.

  • Also für den Geschäftsführer der Jungen liga sind die ganzen Aussagen auf sehr schwachem Niveau.
    Das klingt eher wie das Interview eines Vereins-Managers, dessen Broterwerb eine andere Firma ist und der Basketball etwas ist, dass er so nebenbei macht.

    Also ich habe schon Leute mit mehr Herzblut über Basketball und auch über die zweite Liga sprechen hören. So spricht niemand, der diese Liga als seine Aufgabe betrachtet.
    Man könnte sagen: "Die Liga hat den Geschäftsführer, den Sie verdient!"

  • Ich für meinen Teil kann haifa da nur zustimmen. Mir fehlen in dem Interview einfach die Visionen. Trotzdem finde ich es prima das er sich überhaupt in dieser Form äußert und sich unseren Fragen gestellt hat.
    Das mit dem lernen im Zug finde ich nicht ganz so dramatisch. Sicher ist eine Profi Liga nicht dazu da Talente aufzubauen. Das muss imho schon viel früher geschehen. Amis reifen ja auch nicht erst in der Pro B oder Pro A heran. Die kommen schon fertig ausgebildet in Deutschland an. Wenn einer wirklich seinen Weg gehen will, dann muss er eben auch mal im Zug lernen.

  • In der Frage ging es aber auch darum, wie ein junger Spieler, wenn er Sonntag ein Auswärtsspiel in 600 km Entfernung von seiner Heimatstadt hat, am Montag wieder fit und ausgeschlafen in der Schule erscheinen kann.

  • Also ich denke mal das geht gar nicht im Zug oder im Bus lernen.
    Zu mindestens nicht vor dem Spiel, da wollen sich doch die meisten Spieler auf das bevorsthende Spiel konzentrieren und nicht aufs Lernen.

    Vieleicht könnte mann nach dem Spiel lernen obwohl die meisten Spieler da wiederrum total ausgepauert und müde sein werden.

    Ich könnte so nicht lernen!!