Bamberg Baskets - Alles rund um den Bamberger Basketball

  • Also gut, es ist amtlich: Trinchieri ist nicht mehr Trainer. Ich persönlich finde das Schade, da er in den vergangenen Jahren wohl den modernsten Basketball hat spielen lassen, den ich fast schon Europaweit gesehen habe. Und ja, viele Spieler haben sich prächtig entwickelt unter ihm. Wie der Umgang außerhalb des Platzes war, ob er als Mensch schwierig gewesen ist oder eher ein netter Zeitgenosse gewesen ist - all das mag ich nicht beurteilen. Und ich glaube, das können die wenigsten hier. Von daher mein Fazit: Sehr schade, vielen Dank und gute Besserung für die Schulter. Ich bin sicher, wir werden ihn in der kommenden Saison bei einem Euroleague-Team an der Seitenlinie wiedersehen. Ach so, wer meint, dass er cholerisch gewesen ist - ja, hatte den Anschein. Aber das sind andere erfolgreiche Coaches auch, man nehme nur Obradovic von Fener, da habe ich jedes Mal bedenken, ob ihm nichts schlimmeres widerfährt während eines Spiels. Vielleicht ist das dieser schmale Grad, auf dem diese (im positiven wie negativen Sinn) Basketball-Verrückten wandern. Und vielleicht ist es das, was sie zu einem so erfolgreichen Trainer werden lässt.

    Wir Fans müssen damit leben - ob wir wollen oder nicht. Das ist leider in dem Geschäft so. Jeder der denkt, der Fan hätte hier ein Mitspracherecht, der sitzt einer doch sehr romantischen Vorstellung auf. Auch beim Fußball hat es schon x Fanprodeste gegeben - gebracht haben sie nichts. Auch wenn die Fans in einem emotionalen Anflug immer gedacht haben, sie könnten etwas bewegen, ein Zeichen setzen oder sonst etwas.

    Dass man jetzt das Zepter an Kantzouris übergibt, spricht für mich dafür, dass es eine sehr schnelle Entscheidung gewesen ist. Kantzouris stand in Bonn auch an der Seitenlinie und hat mehr oder minder zugesehen, wie es eine riesige Schlappe gegeben hat. Das kann die Lösung nicht sein. Ich denke, man wird einen Coach suchen. Doch wer das sein soll, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ein Saurunas Jasikevicius würde mir gefallen - wird seine Zukunft aber wohl eher in Spanien sehen. Ein David Blatt wäre senationell - aber wohl zu teuer. Sind dann wohl eher Träumerein von mir. Kantzouris kann die Lösung auf jeden Fall auch mit Blick auf die BBL nicht sein. Da hätte man meiner bescheidenen Meinung nach auch mit AT weitermachen können.

    Die Probleme im Kader behebt freilich auch der neue Coach nicht. Mit Taylor und Heckmann sind die zwei nominellen SF ausgefallen, jetzt muss man die Position mit Hackett und Wright besetzen, was die Guard-Rotation doch wieder durcheinanderbringt. Und nebenbei auch die PF-Position recht dünn macht, nachdem auch Mitrovic (noch) verletzt ist. Dazu fehlen mit Heckmann und Harris rund 20 Minuten bis Saisonende auf den deutschen Positionen, ging man davon aus, dass Taylor im Frühjahr seinen deutschen Pass bekommt (und darauf war der Kader sicherlich ausgelegt), dann fehlen wohl noch einmal rund 25 Minuten auf den deutschen Spots. Das kann dann auch keine Nachverpflichtung auffangen.

    Die Frage ist: Was will der Verein? Oder noch anders ausgedrückt: Was will Stoschek? Spielt man die Saison zu Ende einfach, um die Saison zu Ende zu spielen, und schenkt alle Saisonziele ab (dann kann man das durchaus mit Kantzouris machen)? In diesem Fall verpasst man vielleicht die Playoffs oder fliegt (mit einiger Sicherheit in der ersten Runde raus). Freilich muss man dann das Ergebnis berücksichtigen: Man spielt vielleicht im kommenden Jahr nicht international (von Euroleague träumt wohl niemand aktuell). Sicher gibt es die Möglichkeit, dass es vielleicht irgendeine Art von Wildcard für den Eurocup gibt. Aber dass wird man wohl vergleichsweise spät erfahren und eine entsprechend geringe Planungssicherheit haben. Gehen wir vom schlimmsten Fall aus: Kein internationaler Wettbewerb.

    Die Frage ist, welche Spieler und welchen Trainer kannst du dann von dem Projekt Bamberg überzeugen? Nun werden viele sagen: Egal, dann greifen wir mit hungrigen jungen Spielern an. Das ist eine Parole, die ebenfalls etwas romantisch ist. Gerade hungrige junge Spieler wollen sich auf internationalem Parkett beweisen. Und wenn du Ihnen diese Bühne nicht liefern kannst, welches Argument hast du dann für Bamberg? Perspektive? Sind wir ehrlich: Bamberg hat dann vielleicht den größeren Geldbeutel im Vergleich zu Teams wie Bonn, Gießen, Frankfurt - mit denen würde man dann vielleicht konkurrieren. Und dann holst du am Ende wieder Spieler nach Bamberg, die wegen des Geldes nach Bamberg kommen. Vor allem bei den deutschen Spielern müsste sich Bamberg ganz gewaltig strecken, um die für Bamberg begeistern zu können.

    Keine internationalen Spiele würde sicherlich auch Auswirkungen auf die Zuschauer haben. Ja, auch hier weiß ich, dass viele sagen "solange ich ein Team sehe, das kämpft, komme ich gerne wieder, auch wenn wir nur im Mittelfeld spielen". Doch für den langfristigen Erfolg des Projekts Bamberg bedarf es auch der ViPs. Und wenn Bamberg aufgrund ausbleibenden Erfolgs plötzlich Probleme bekommt, die Geschäftskunden zu begeistern, dann kann das eine Spirale (auch wirtschaftlich) in Gang setzen, die sehr schnell außer Kontrolle gerät.

    Das alles mag manch einem vielleicht zu schwarz gemalt sein. Aber es ist eine Gefahr, die ich durchaus sehe. Und deshalb denke ich, die Saison abschenken ist grundsätzlich verkehrt. Man sollte versuchen, zu retten, was zu retten ist. Zumal es keinen Draft gibt _freuu2 So ganz nebenbei werden die Spieler auch dafür bezahlt, dass sie eine Leistung bringen. Das wiederum dürfen die Fans tatsächlich erwarten. Und dafür bedarf es eines Feuerwehrmanns auf der Trainerseite. Und Kantzouris (ich hoffe, ich habe den Namen richtig geschrieben) ist das in meinen Augen nicht.

  • Für mich weitgehend nachvollziehbar, was du schreibst, pizza4ever.

    Aber ich schau mich mal in den unteren Sphären der BBL um, Clubs mit Spielern, die da NICHT international unterwegs sind: Bremerhaven, Jena, MBC, Gießen, Bonn (bin ich nicht sicher) und sogar Gotha.

    Da sind Spieler im Kader, wenn es tlw. auch nur wenige pro Mannschaft sind, die haben durchaus Talent und sind hungrig und sicher willig, sich erstmal in der BBL bei einem finanzstarken Verein zu präsentieren.

    Solche willigen Spieler muss Rutkauskas halt zusammen holen; da sind auch gute Deutsche dabei. Das ist für mich ein RESET und es ist sein verdammter Job.

    Jeder kann sehen und es freut mich für die Nachbarn, wie medi Bayreuth es fertig brachte, mit sehr viel weniger Etat als wir (vermute ich doch stark) ein doch mittlerweile sehr erfolgreiches Team zu etablieren, in der BBL und auch in der CL. Der Bayreuther Basketball ist sehr schön anzuschauen, meiner Meinung nach.

    Wie gesagt, Bamberg hat die finanziellen Möglichkeiten für einen erfolgreichen Neuaufbau und sollte künftig aufhören, nach Spielern aus dem EL-Umfeld zu schauen.

    Dann lieber wieder einen unbekannten Ami (oder Litauer, oder Ex-Jugo oder weiß der Teufel woher) nach Bamberg lotsen.

    Ich habe auch kein Patentrezept und bin nicht vom Fach - wir müssen halt auf die Kornstraße vertrauen, die UNS hier nicht fragen wird, was sie tun sollen.

    Bleibt uns nix anderes übrig.

    Wird es kommende Saison wieder nicht, wie es dem einzelnen Fan passt, kann er / sie ja jederzeit die Konsequenzen ziehen ....... und sich vom Bamberger Basketball verabschieden.

    Die Fan-spreu wird sich eh ein Stück weit vom Fan-Weizen trennen, davon bin ich überzeugt.

    Wie @Air-G es schreibt, wir haben ja auch noch die Damen, Baunach, Güßbach oder die Jugend außen rum im Angebot.

    Und Bayreuth ist auch nicht weit, soweit man bei Bedarf dort ne Karte ergattern kann. Für mich keine Alternative, weida nooch auswädds foän, doo laffd goä nix bei miä.

    BambergBaskets1

    Einmal editiert, zuletzt von Erich (20. Februar 2018 um 14:30)

  • Für mich weitgehend nachvollziehbar, was du schreibst, pizza4ever.

    Aber ich schau mich mal in den unteren Sphären der BBL um, Clubs mit Spielern, die da NICHT international unterwegs sind: Bremerhaven, Jena, MBC, Gießen, Bonn (bin ich nicht sicher) und sogar Gotha.

    Da sind Spieler im Kader, wenn es tlw. auch nur wenige pro Mannschaft sind, die haben durchaus Talent und sind hungrig und sicher willig, sich erstmal in der BBL bei einem finanzstarken Verein zu präsentieren.

    Solche willigen Spieler muss Rutkauskas halt zusammen holen; da sind auch gute Deutsche dabei. Das ist für mich ein RESET und es ist sein verdammter Job.


    O.k., da stimme ich dir zu, dass viele Mannschaften aus dem unteren Mittelfeld den einen oder anderen Spieler mit Talent im Kader haben. Die Frage ist: Wie funktioniert so ein Spieler in einem Team, in dem er nicht der absolute Go-to-guy ist und sich die Aufgabe mit anderen teilen muss und mehr mannschaftsdienliche Aufgaben übernehmen muss. Da gibt es sicherlich Spieler, die ich aktuell durchaus auf einem guten Weg sehe (Michael Stockton zum Beispiel). Aber das Gros tut sich doch schwer in einem homogeren Mannschaftsgfüge.

    Aber wir sollten nicht vergessen, wie groß der Abstand dieser Teams zu aktuell Bayern München ist. Und die Frage ist, ob das der Anspruch von Bamberg ist, dass man in den kommenden Jahren die Vorherrschaft einfach Bayern überlässt und selbst zu einem Playoff-Borderline-Team wird. Wozu die Arbeit über die letzten Jahre? Natürlich muss man nicht jeden Etat-Anstieg bei den Bayern mitgehen. Das kann Bamberg vermutlich auch gar nicht. Und am Ende wird es nicht entscheidend sein, ob man 15 Millionen oder 18 Millionen hat. Es ist sicher entscheidend, wie man die Millionen einsetzt. Aber es ist doch sicherlich auch nicht der Reputation dienlich, wenn man eine Saison mit einem 15 Millionen (+) Etat als 10. in der BBL und auf dem letzten oder vorletzten Platz der Euroleague abschließt.

  • Und dann holst du am Ende wieder Spieler nach Bamberg, die wegen des Geldes nach Bamberg kommen.

    Wer würde nicht wegen des Geldes seinen Arbeitgeber wechseln?

    _freuu2 Stimmt schon. Aber gemeint waren Spieler, die wegen eines höheren Gehalts nach Bamberg wechseln, obwohl sie dort nicht international spielen und auf einen Platz bei einem im zum Beispiel Eurocup vertretenen Team verzichten. Gerade als junger deutscher Spieler würde ich wohl mit Sicht auf meine weitere Entwicklung das international vertretene Team vorziehen, auch wenn ich vielleicht bei Bamberg 10.000 Euro mehr im Jahr verdienen könnte.

  • Ich kann viele Punkte, die du aufzählst, sehr gut nachvollziehen pizza4ever. Auch insgesamt ein schön geschriebener Gedanke zur aktuellen Situation.

    Wo ich aber nicht unbedingt mitgehe, ist der europäische Wettbewerb. Bamberg wird nächste Saison ganz sicher europäisch Spielen und wenn es die "drittklassige" CL von der Fiba ist. Ich gehe aber weiterhin davon aus, dass die Euroleague vielleicht Bamberg nicht als A-Lizenzler haben möchte oder sieht, aber für den EuroCup kann ich mir da sehr gut eine Regelung vorstellen, die einen doch in Europa recht finanzstarken Verein, wie Bamberg, unterbringen kann _blink

    Daher würde ich hier gar nicht mal so schwarz sehen wollen, völlig unabhängig vom Ausgang in der heimischen Liga. Das gute ist, dass sich Bamberg unter Trinchieri in der EL als Team in den letzten beiden Jahren einen Namen gemacht hat und auch dort mit modernen Basketball aufgetreten ist, der Anerkennung und Respekt hervorgerufen hat. Ich denke, die EL möchte, dass Teams wie München, Berlin und Bamberg in ihren Wettbewerben unterwegs sind, unabhängig einer sportlichen Qualifikation. Ob das fair wäre, steht sicherlich auf einem anderen Blatt.


    Ich frage mich nur nach der Trinchieri Entlassung und er Ernennung von Kantzouris als Interims-Headcoach, was sich im Team nun ändern soll? Das Spielsystem wird sicherlich nicht angepasst werden, dafür haben beide Trainer zu lange zusammen gearbeitet, als das ich glauben könnte, dass es hier Neuerung geben könnte. Kantzouris war als Vertretung auch schon bei der Klatsche gegen Bonn an der Linie gestanden. Sicherlich hat da Trinchieri vor dem Spiel Anweisungen und Ausrichtung vorgegeben, aber ändert das jetzt alles, bloß weil Trinchieri weg ist? Ich glaube nicht.

    Ich lasse mich natürlich gerne eines besseren belehren, aber ich vermute weiterhin, dass die Probleme eher innerhalb des Teams vorhanden sind und das die Seitenlinie da aufgrund seiner Art vielleicht erschwerend gewirkt hat. Sicherlich wird das Team manches Spiel in dieser Saison noch gewinnen, aber auf eine Trendwende, glaube ich aufgrund der Trainerentlassung eher nicht mit Kantzouris.

    Gruß
    Zar

    Analysen rund um die BBL, Euroleague und NBA: Go-to-Guys.de

    Einmal editiert, zuletzt von Zar (20. Februar 2018 um 15:04)

  • Ich frage mich nur nach der Trinchieri Entlassung und er Ernennung von Kantzouris als Interims-Headcoach, was sich im Team nun ändern soll? Das Spielsystem wird sicherlich nicht angepasst werden, dafür haben beide Trainer zu lange zusammen gearbeitet, als das ich glauben könnte, dass es hier Neuerung geben könnte. Kantzouris war als Vertretung auch schon bei der Klatsche gegen Bonn an der Linie gestanden. Sicherlich hat da Trinchieri vor dem Spiel Anweisungen und Ausrichtung vorgegeben, aber ändert das jetzt alles, bloß weil Trinchieri weg ist? Ich glaube nicht.

    na relativ einfach ...

    der typische " Neue Besen kehren gut " Motivation / Ehrgeiz

    entweder klappt es oder nicht .

    auch ich denke das Kanzuris nicht viel umstellen wird & kann .... es geht für mich da rein um das psychologische

    Defensive FIRST - vorne trifft der Herrgott _blink