ratiopharm Ulm - Ausblick auf die Saison 2014/2015

  • Also eigentlich eine Kritik am Trainer, ohne dass man es offen ausspricht ? Einstudierte Systeme gehören ja in seinen Bereich.
    Ist selbst mir als Laie auch schon aufgefallen: Gute Mannschaften lassen den Ball hinten schnell laufen wie eine Handballmannschaft, warten auf die Lücke und stoßen dann rein, bzw finden den freien Mann. Ulm macht immer das gleiche: Wenn kein Fastbreak geht stellt Trent den Block und dann gehts ab durch die Mitte. Wir laufen quasi mit Ball und gute Mannschaften lassen den Ball laufen.
    Ob es nun wirklich am Trainer liegt, oder ob die Spieler das System nicht annehmen darf ich von außen nicht beurteilen. Der Trainer ist noch jung und ich bin mir sicher er probiert nächstes Jahr wieder was neues aus.

  • Das geht schon wieder zu sehr in die "Wer-ist-schuld"-Schiene und die hilft nicht weiter. Mit Finger zeigen auf den einen oder anderen ist das Problem nicht gelöst. Es fällt gerade in den letzten Spielen auf, dass zuviel Scheibenschießen dabei ist. Meinem Kumpel, der gegen BS dabei war, fiel das auch auf und er fand spontan, dass Streetball und nicht Basketball gespielt würde. Dem Manne konnte ich nicht wirklich widersprechen. 8o _blink

  • Joa ne, an Fragen, wer woran Schuld ist, beteilige ich mich nicht - erst recht, wenn die Schuld darin besteht, sich von den Ergebnissen her nach zwei Jahren über dem eigenen Niveau wieder dort eingefunden zu haben, wo man ungefähr hingehört. Und das sind immer noch die Playoff-Ränge, wohlgemerkt. Jammern auf hohem Niveau, das ich vor allem aus Richtung derjeniger, die schon x Dekaden dabei sind, nicht vollständig nachvollziehen kann.

    Wenn es meinerseits Kritik am Trainer ist, dann will ich sie konstruktiv gemeint wissen. Klar, ich habe viel zu wenig Einblick in den Trainingsalltag und das playbook, um mir darüber ein Urteil zu erlauben, weswegen das mit Vorsicht zu genießen ist.

    Nur so viel: Von der eigenen Darstellung her und von Spieleraussagen in Interviews scheint Leibenath relativ oft Entscheidungen (Systeme, Ausstiege, Scoring) den Spielern überlassen und ihnen wenig aufzwingen zu wollen. Ist für meine Begriffe auch gut zu sehen, läuft dann wohl unter Vertrauen in die eigenen Spieler. Das hat viel für sich, bloß: die Spieler stehen nackt da, wenn es nicht klappt, und fallen in für Profi-Basketball eher primitive Spielmuster zurück, in denen die Spieler individuell statt über die Mannschaft zu Lösungen kommen müssen. Was suboptimal ist. In solchen Situationen könnten dann ein oder zwei individuell bessere Spieler vielleicht den Unterschied machen und ein paar Siege mehr holen, aber ich fände es besser, das strukturelle Problem dahinter zu beheben und gar nicht erst auf hero ball angewiesen sein zu müssen.

    Vielleicht - und wie gesagt, eigentlich maße ich mir hier zu viel an - täte Leibenath besser daran, den Entscheidungsfreiraum der Spieler etwas einzuschränken und öfter Sequenzen mit richtig starrem Set-Play laufen zu lassen. So eine Einschränkung kann für die Spieler auch durchaus hilfreich sein, weil man dann eher etwas hat, an dem man sich in schwierigen Situationen festhalten und hochziehen kann. Denn was bringt der dreißigste Screen im Spiel am High Post durch Plaisted, wenn man zwei Minuten vor Schluss mit sieben hinten liegt?

    Ich denke da immer gerne an die Kommunikation zwischen Leibenath und Mason-Griffin zurück, der sich ständig beim Coach Feedback und Anweisungen geholt hat und was ihn spürbar stabiler gemacht hat. Für meine Begriffe holt ein etwas starreres Spiel auch mehr indivuelle Qualitäten aus den Spielern heraus, weil sie und ihre Stärken gezielter eingesetzt werden. Nach wie vor immer wieder schmerzhaft anzuschauen, wie ein Hess, der es ja durchaus kann, in der Ecke verhungert und mittlerweile bei den Fans als ersetzbar gilt.

  • Ich bewege mich fernab einer Expertise eines Profi-BB-Coaches... Meine Laien-Meinung ist aber dass eben besagte vereinzelte "go-to-guys", bzw. individuell höchstklassige Akteure, das hier geforderte ausgebaute und belastbare taktische Arsenal (kurz set-play) deutlich fördern und vereinfachen. Diese Art Spieler verändern nun mal die Defense eines Gegners. Diese erzwungenen Anpassungen lassen gleichzeitig die eigenen Möglichkeiten steigen. Es geht hier doch nicht zwangsläufig um One-man-shows. Nicht um die Globetrotters. Logan ist kein Hero-Baller. Jenkins und Paulding sind es auch nicht. Djedovic ist es nicht. Etc. pp. Aber sie verändern ein Spiel, sie verändern die Möglichkeiten der eigenen Mannschaft, der eigenen Mitspieler.
    Woran lag denn diese gigantische Vizemeister-Saison begründet? Man hatte doch damals nicht die Übermannschaft der Liga. Aber man hatte einen Bryant, der die Zone dominiert hat, ohne Absinken oder Doppeln den Gegner alleine vernichtet hat. Außen lief dazu ein Swann herum, den der Gegner wiederum auch kaum ohne eine Antwort über Mann-Mann hinaus verteidigen konnte. So brachte man die Defense schlicht regelmäßig zum Kollabieren, ein Günther hatte Platz für seinen Drive, ein Esterkamp (limitiert, zuvor ProA und fast Sportinvalide) oder Nankivil (Rookie) bekamen freie Schüsse ohne Ende und wurden (wieder) zu BBL-Stars.

    Daher stellt sich für mich die Frage durchaus in erster Linie... Verzichte ich vielleicht auf einen Rotationsplatz, oder traue ich Jönke/Gausa eben doch so manche Minute zu, im Gegenzug für vereinzelte größere individuelle Qualität.

  • Okay, zugegeben, das mit dem hero ball war polemisch und hilft der Diskussion nicht.

    Ich würde dir nämlich recht geben - die Standpunkte widersprechen sich ja gar nicht mal sonderlich. Ich wäre auch der letzte, der zum Beispiel einen Chuck Eidson wieder nach Kazan schicken würde, wenn er sich hier sein Gnadenbrot in Altersteilzeit verdienen möchte. Gegen gute Spieler, die mit ihrer individuelle Klasse Spiele rumreißen können, habe ich natürlich nichts einzuwenden. Trotzdem hätte ich einfach ganz gerne ein etwas stabileres Gerüst als Basis. Würde mich damit etwas sicherer fühlen.

    Deine Beschreibung des Bryant/Swann-Jahres finde ich übrigens richtig gut. Die Kaderzusammenstellung war ein einmaliger Glücksgriff.

  • Wobei Big John da der Faktor schlechthin war. Der wurde ja am Ende getripled und man kam ihm kaum bei. Der Mann war ein echter Coup, den Du vielleicht alle zehn Jahre landest.

  • Vor der Saison wurde die Idee einer ausgeglichenen 10er Rotation mit einer verbesserten defensiven Qualität, gerade auf den kleinen Positionen, propagiert.

    Was ist zum Saisonende davon übrig?

    Ausgeglichen mögen wir sein, aber vermutlich nicht auf dem Level das die Verantwortlichen selbst erwartet haben.

    Verbesserte Defense... als Mannschaft an guten Tagen vielleicht zu bejahen, aber die guten Tage kann man an einer Hand abzählen

    Der Focus auf der verbesserten defensiven Qualität auf den kleinen Positionen kann ich nicht erkennen. Dieses Jahr haben uns "kleine Spieler" wie Logan, Swann, Rautins, Veikalas, Hammonds trotzdem enorme Probleme bereitet und somit die Spiele entschieden.

    Das mag an verschiedenen Faktoren liegen, aber ein ganz wichtiger davon ist die Einstellung. Wenn man sich das Top4 anschaut sieht man was die Truppe bringen könnte. Nur sind Leistungen wie in LuBu oder davor gegen Braunschweig davon meilenweit entfernt. Zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison und das kann es echt nicht sein!

    Ich bin realistisch genug um uns nicht unter den Top4 in der BBL zu sehen, aber mit ach und krach in die Playoffs zu kommen ist zu wenig. Vor allem wenn man bestimmt auf mehr als 5 Spiele kommt die auf Grund schlechter Einstellung verloren wurden.

    Wir sind zu ausrechenbar!
    Wir spielen Pick n Roll oder Handoffs ohne Ende. Nur was kommt raus dabei?
    Uns fehlt ein konstantes Insidegame, der Zug zum Korb und das ausbrechen aus dem ewigen Trott.

  • Schöne Diskussion hier ...,
    Fassen wir zusammen:
    1. das Setplay/die Systeme sind diese Saison zu durchsichtig, zu wenig variantenreich, zu selten erfolgreich.
    2. uns (fansicht) fehlt ein gotoguy, der mal das überraschende Macht, der schwerer auszurechnen ist, das Team mitreißt
    3. teilweise war die Einstellung nicht so, wie es erwartet wird. Alleine dieser Punkt hat uns m.e. Zwei bis drei Siege gekostet - damit wären wir sicher in den Playoffs und auf Platz fünf/sechs. Da gehören wir auch hin ... Die Bryant/swann Mannschaft zeichnete sich durch eine Geilheit auf Erfolg aus, das war eine wahre Pracht. Das Bryant/Ray Team hatte da schon ein paar Spiele Probleme, dieses jähr ist es häufiger (zu häufig). Ich Glaube, der große fanfrust rührt hauptsächlich daher gepaart mit zu großer erfolgsverwöhnung ...

    Aus meiner Sicht spielen alle drei genannten Punkte eine entscheidende Rolle, eine Verengung auf nur einen der Aspekte erscheint mir nicht realitätsnah.

    Punkt 3. ist Sache des Trainers und der Spieler. Da müssen sich vor allem die hinterfragen, die auch nächste Saison noch da sind. Der kollektive Spannungsabfall nach dem final4 war allerdings erwartbar, die Mannschaft, vor allem ein Günter, wollte einen Titel, und dies hat wieder mal nicht geklappt, da fällt es wieder schwer sich neue Ziele zu setzen.
    Punkt 2. dürfte eine reine geldfrage sein
    Punkt 3. - schwierig. Vielleicht lässt die Zusammenstellung des Teams kein groß variantenreiches Spiel zu, die Option Fels unterm Korb fehlt zum Beispiel. Wieder die Saison Bryant/wann, da waren spielvarianten genug zu sehen, und da war ein leibennath Trainer ...

  • vor allem sollte man sich mal Gedanken bzgl. der Bilanz gegen die anderen 7 Klubs in der Top 8 machen - derzeit 3 Siege - 10 Niederlagen - bei noch einem ausstehenden Spiel gegen die Enten - welches man als Einziges auswärts gewonnen hat - das ist schlicht zu wenig um ganz oben mitzuhalten. Zudem haben wir die meisten Punkte aller 8 Klubs in den bisherigen Spielen eingefangen.

  • Zitat

    Das Bryant/Ray Team hatte da schon ein paar Spiele Probleme, dieses jähr ist es häufiger (zu häufig).

    Ich bin bis heute der Meinung dass das "Bryant-Ray-Team" ohne diese üble Verletzten-Misere (mit einem TMG und Watts; ohne Günther-Geschichte im HF) die Meisterschaft geholt hätte. Bamberg war letzte Saison nicht in Höchstform, die Match-ups waren nicht die Schlechtesten aus Ulmer Sicht. Und Bamberg hatte kein Duo Pleiss/Slaughter mehr gegen Bryant zu stellen. Aber hätte wäre wenn... Ist auch eher Rückblich als Ausblick.