Ist Thorsten Leibenath noch der richtige Trainer für Ulm?

  • Da muss ich dir in jedem Punkt zustimmen.

  • Im Spieltag-Thread wurde häufiger erwähnt, dass die Situationen in Bamberg mit Trinchieri und jetzt mit Leibenath in Ulm ähnlich seien. Das mag sogar in gewisser Weise stimmen. Aber ich möchte dann doch ein paar Gedanken mal einwerfen.

    Ulm hat in den letzten Jahren außerordentlich gut performt unter Leibennath, ebenso wie Bamberg unter Trinchieri. Diese Spielzeiten waren für die Zuschauer und für die Organsition wirklich tolle Zeiten. Man konnte wundervollen Basketball sehen, man konnte Spieler sehen, die zur Elite in dieser Liga zählen. Das sind die Verdienste von Mannschaft, Trainer und Management, das so etwas möglich ist.

    Nun liefen und laufen beide Mannschaften in dieser Saison bisher in ihren Ansprüchen hinterher. Beide Teams haben mit Verletzungen zu kämpfen, bei beiden stellt man die Zusammenstellung in Frage. Und am Ende dann den Trainer. Das ist im Profisport eine logische Konsequenz (auch wenn ich sie nicht als "gut" erachte, was aber nicht heißen soll, dass Trainerwechsel nicht positive Impulse geben können). Bei Bamberg und Banchi scheint es im Team nun besser zu harmonieren. Bei Ulm sprechen die Spieler sich vehement dafür aus, dass es im Team passt, das man im Training gut arbeitet. Als Fan darf man solche Aussagen sicherlich in Zweifel ziehen, aber letztendlich bleibt auch nur übrig, darauf zu vertrauen, dass dies stimmt, solange man nichts anderes "beweisen" kann. Man sollte hier auch nicht den Fehler machen, die Sprache in einem Spiel misszudeuten. Mir ist in der Partie auch aufgefallen, dass sich die Spieler da gegenseitig ein wenig "die Schuld" geben, aber das ist Wettkampf und die Situation ist für die gesamte Organisation verfahren.

    Ich persönlich gestehe jeder Organisation, vor allem, wenn die Jahre zuvor enorm erfolgreich und schön waren, auch mal eine Schwächephase zu. Bamberg hat knallhart durchgegriffen und den Trainer gewechselt und bislang scheint es, dass dies Früchte trägt. Dies ist eine Möglichkeit. Aber genauso ist es eine schöne Sache, wenn dies nicht so knallhart funktioniert und ein Geschäftsführer dem Trainer den Rücken stärkt (Freundschaft mal ausgeblendet). Das ist nicht selbstverständlich im Profisport. Und das gefällt mir an Ulm, dass es dort dem Anschein nach sehr menschlich zugeht. Das habe ich bei Bamberg bei Fleming und auch bei Trinchieri etwas vermisst (auch wenn ich verstehe, dass es sich hier um ein knallhartes Geschäft handelt, in dem Erfolg das ist, was am Ende zählt).

    Mit Trinchieri hätte man vll die PlayOffs verpasst oder man wäre im Viertelfinale ausgeschieden. Er mag ein Mensch sein, der auf menschlicher Ebene vielleicht, gelinde gesagt, nicht ganz einfach ist. Sein Basketballverstand ist aber enorm und gehört für mich in Europa zur Elite. Bei Leibenath mag dies vielleicht etwas anders sein (ich hab da zu wenig mitbekommen, vielleicht liege ich auch falsch). Er ist ein guter Basketballtrainer, scheint aber, so verstehe ich viele Ulmer, vor allem aber auch menschlich sehr umgänglich zu sein. Davon kann man natürlich keinen Erfolg kaufen, aber es ist durchaus eine positive Eigenschaft, die man nicht unterschätzen sollte. Ulm mag mit Leibenath auch die PlayOffs verpassen, nach der gestrigen Leistung ist das durchaus mehr als möglich.

    Was will ich damit sagen? Als Fan möchte man natürlich immer am liebsten erfolgreichen und schönen Basketball sehen, aber man sollte vor allem auch akzeptieren, dass nach diesen Zeiten auch mal Täler kommen und es verschiedene Wege gibt, diese zu bewältigen. Bamberg hat seine Weg gewählt, der vll den Erfolg bringen mag, dafür aber auch ein anderes Stück zurück lässt. Ebenso wird dies Ulm wählen, vll mit dem Ergebnis des Nicht-Erfolges, dafür behält der Verein eine andere Eigenschaft, die keine so schlechte ist, wie ich finde.

    Ich habe keine Ahnung, ob mit meinem Text genau das rüberkommt, was ich damit ausdrücken möchte, aber seht eine "Freundschaft", die in den letzten Jahren durchaus sehr erfolgreich war, nicht als etwas Schlechtes an. Das wäre sehr schade, wie ich finde.

    Wünsche Ulm für die weitere Saison nur das Beste, weil es ein sehr sympathischer Standort in der BBL ist _zustimmung

  • Es sind doch mehrere Dinge die man voneinander differenziert betrachten muss:

    1.) Wir haben auch schon schlimmere Zeiten hinter uns... (Kuhberg etc.)

    Ja es ist richtig, wir hatten schon Zeiten in dem man bei jedem Spiel mit gemischten Gefühlen in die Halle gegangen ist und meistens gab es auch eine drauf, oder man hatte mal das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Oft hatten wir damals aber auch sehr limitierte Spieler (ich nenne nur Michael Schröder), was aber auch dem damaligen Etat von ca. 3 Mio. geschuldet war.

    2.) Es gibt keine Systeme oder diese sind zu kompliziert...

    Wir haben immer dann gut ausgesehen, wenn wir Spieler hatten, die entweder aus unmöglichen Lagen (Per 2015/2016, Babb, etc.) getroffen haben oder wir einen Playmaker wie Hobbs hatten, bei dem die Systeme dem Gegner vielleicht bekannt waren, aber er nach dem Grundsystem ausgebrochen ist und etwas gemacht hat, dass der Gegner nicht auf dem Schirm hatte. Wir sind meiner Meinung nach zu statisch in den Systemen und es bewegt sich gefühlt oft nur der Ballführende + ein Mitspieler zum Handoff. Das effektivste was wir leider schon lange nicht mehr hatten, war ein Spiel mit sehr hohem Tempo. Wenn wir gegen Mannschaften wie Berlin, Bamberg und München das Tempo in der Offense hoch gehalten haben, hatten wir immer bessere Chancen. Wenn aber diese Mannschaften in ihr "trainiertes Defensivsystem" fallen konnten, tun wir uns immer schwer. Bestes Beispiel ist eine offensive Deckung gegen Per, was unserem Spiel kurz die komplette Luft ablässt.

    3.) Es geht nicht um "die Kriese" oder das schlechte Spielen an sich, sondern um die Art

    Es kann einfach nicht sein, dass jedes Mal im Spiel eine Art "Lec* mich am Ar***" Einstellung zu sehen ist und Defensivsysteme komplett verpuffen. Per ist leider auch so ein Kandidat, der wenn er mal auf einen großen switchen muss, wie angestochen in der Zone rumrennt und die nebenstehenden Mitspieler auffordert mit ihm zu switchen. Das bringt eine enorme Unruhe in die Defense und wir kassieren regelmaßig einen offenen Wurf. Hier sehe ich schon die Spieler in der Pflicht. Ich weiß auch nicht in wiefern sich hier welche mit Sponsoring auskennen, aber es gibt Prämiensysteme, die das Sponsoring bei gutem Spiel doch noch einmal deutlich verändern können. Dieses Jahr heißt das also, man hat gezahlt wegen Eurocup und das war doch sehr dürftig. Man hat gezahlt wegen Pokal, bei dem man das Glück hatte Austragungsort zu sein, sonst hätten wir keine Chance auf eine Quali gehabt. Und falls man jetzt in die POs kommt, wird noch einmal bezahlt für momentan eher ein Spiel und das wir noch recht bitter. Also soviel zu dem Thema wenn die Mannschaft besser spielt bezahlt man ja nicht mehr....

    Es geht doch aktuell überhaupt nicht um den Tabellenplatz und die Statistik auf dem Zettel. Es geht darum, dass Basketballspieler Unterhalter sind. (Die Aussage kommt von Per vor ein paar Jahren. Habe es jetzt nicht mehr genau im Kopf wann) Wenn wir das ansetzen, dann muss ich sagen, das bei einem anderen Unterhalter mit dieser Einstellung sehr schnell die Ränge ganz leer wären. Ich will, dass sie kämpfen und zeigen, dass sie alles reinwerfen. Wenn es dann nicht reicht, können wir wie in der alten Kuhberghalle sagen: "ok die anderen waren besser, aber wir haben alles gegeben". Genau dieses Gefühl fehlt aber aktuell. Ich habe eher das Gefühl, wenn 2-3 Angriffe in die Hose gehen, dann heißt es: "heute geht sowieso nichts, dann lassen wir das mit der Defense auch gleich bleiben".

    Auch hier wieder ein sinngemäßen Satz unseres Per: "Offense ist wie ein Katze, die kommt und geht und manchmal kann man es nicht beeinflussen, aber Defense ist wie ein Hund. Wenn du ihn gut behandelst ist er treu."

    PS: Bamberg hat uns gestern im zweiten Viertel mit "simplen" Pick & Roll sowie guten Kick-Out Pässen "vernichtet". Vielleicht muss es manchmal einfach sein um gut zu funktionieren.

  • PS: Bamberg hat uns gestern im zweiten Viertel mit "simplen" Pick & Roll sowie guten Kick-Out Pässen "vernichtet". Vielleicht muss es manchmal einfach sein um gut zu funktionieren.

    Eines der Dinge die ich bezeichnend fand.
    Tim&Per haben in der vergangenen Saison noch ne komplette Defense mit ihrem Pick&Roll auseinander genommen. Es war so "simpel" und hat doch immer funktioniert.
    Und gestern haben sie es 2mal oder so versucht und es endete in einem Turnover.

    "Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen"
    (nach R. Descartes)

    "Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden,wenn es besser werden soll.“
    (G. F. Lichtenberg)

  • Die Frage im Titel dieses Themas ist uralt und gleichzeitig hochaktuell. Und extrem schwierig zu beantworten.

    Die Mannschaft spielt unterirdisch schlecht, nicht erst seit gestern, sondern schon die ganze Saison. Fortschritte sind nicht zu erkennen. 2 Spieler wurden bereits ausgetauscht. Verletzte kamen zurück. Was bleibt noch übrig, was wurde noch nicht probiert? Die übliche reflexartige Antwort: den Trainer austauschen.

    Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das erste Viertel gegen Bamberg völlig in Ordnung war. War die Vorbereitung auf den Gegner vielleicht doch nicht so schlecht? Wurde in den 10 Tagen vielleicht doch ganz gut trainiert, haben die Trainer die Spieler vielleicht doch erreicht und sind die Spieler vielleicht doch motiviert?

    Der leider regelmäßige Einbruch kommt immer dann, wenn die ersten Fehler passieren. Die Spieler verfallen in eine Art Panikmodus, vergessen alles, was sie sich vorgenommen hatten und alles, worauf sie vorbereitet wurden. Bewegen sich nicht mehr in der Offense und zerfallen in der Defense. Panik pur. Blanke Angst. Gegen Bamberg war das zu Anfang des 2. Viertels, gegen LB gleich nach wenigen Minuten.

    In diesen Phasen erreicht niemand mehr die Spieler. Keiner der Trainer. Und leider haben wir auch keinen Leader auf dem Feld, der hier beruhigend einwirken kann und das Heft wieder in die Hand nimmt. Eigentlich wäre Per prädestiniert für die Rolle, aber leider scheint er hier auch machtlos - schlimmer noch, er ist selber im Panikmodus und würde selber Hilfe benötigen.

    Also was tun? Einerseits verstehe ich die reflexartigen Rufe nach einem neuen Trainer, denn schließlich ist er für den Erfolg verantwortlich. Andererseits bin ich aber nicht davon überzeugt, das es dann mit dieser Teamzusammenstellung wirklich besser wird.

    Am Ende muss TS die Lage sachlich analysieren und entscheiden, wie es weiter geht. Falls er über eine Ablösung von TL nachdenken sollte, wird er uns das bestimmt nicht brühwarm über Twitter mitteilen, sondern im Gegenteil behaupten, dass es keine Aktivitäten gebe. Und erst dann informieren, wenn Fakten geschaffen wurden.

    Zumindest bin ich ganz sicher, dass TS die Lage im Moment schonungslos analysieren wird. Zu beneiden ist er dabei nicht. In der Vergangenheit hat er aber bewiesen, dass er in der Lage ist, auch schwierige Entscheidungen sinnvoll zu treffen. Hoffen wir, dass er dann ein glückliches Händchen bei seinen Entscheidungen haben wird. Wie auch immer er die Frage im Titel beantworten wird...

    „Das kannste schon so machen. Es wird dann halt schei... ."

  • Simonius an das P&R kann ich mich als Außenstehender auch erinnern. Das war Weltklasse.

    Euer Problem jetzt liegt imho auch weniger am Trainer, sondern daran, dass Eure Schlüsselspieler nicht performen. Mit ein Günther in dieser Form wird es schwer, Spiele zu gewinnen. Es hängt am Ende ja doch das Meiste am PG. Sieht man ja auch in Tübingen. Dazu sind Leistungsträger gegangen, wie in Bamberg.

    Leibenath finde ich eigentlich ganz gut, vor allem der strikte Fokus auf die Athletik ist der richtige Weg in dieser Liga.

  • Sorry aber das muss ich dir ganz klar widersprechen ElHeat. Das hat about nichts mit der Performance von PG oder einzelnen Spielern zu tun.

    Es ist einfach extrem auffällig wie TL seine Spieler knechtet und - aus meiner Sicht- flott macht. Da wird der Bogen viel zu oft überspannt. Wer genau hinschaut erkennt das an Reaktion, Gestik und Mimik der Spieler. Die Motivation ist dadurch zerstört.

    Zum Punkt strikte Athletik kann ich nur sagen, dass ein gewisser Mr. Bryant zuhause fast alleine erledigt hat.

    Was uns fehlt ist ein Brecher in der Zone!

    Meine Meinung

  • Sorry aber das muss ich dir ganz klar widersprechen ElHeat. Das hat about nichts mit der Performance von PG oder einzelnen Spielern zu tun.

    Es ist einfach extrem auffällig wie TL seine Spieler knechtet und - aus meiner Sicht- flott macht. Da wird der Bogen viel zu oft überspannt. Wer genau hinschaut erkennt das an Reaktion, Gestik und Mimik der Spieler. Die Motivation ist dadurch zerstört.

    Parallelen zu Trincheri ?

    Genau das ist die Gradwanderung bei diesen Job , dazu ist auch jeder Spieler ein anderer Typ von Mensch .

    Der eine braucht das , den anderen hemmt diese Methode.

    Defensive FIRST - vorne trifft der Herrgott _blink